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Halsbach
Hopfen-Gin: Brennerei und Brauerei an einem Strang
Brenner Andreas Staab (links) und Brauer Manuel Müller haben sich für einen Hopfen-Gin zusammengetan. Dieser wird in alten Keilerbierflaschen angeboten. 
Foto: Boris Dauber | Brenner Andreas Staab (links) und Brauer Manuel Müller haben sich für einen Hopfen-Gin zusammengetan. Dieser wird in alten Keilerbierflaschen angeboten. 
Bearbeitet von Boris Dauber
 |  aktualisiert: 09.04.2021 02:17 Uhr

Wenn Brauer und Brenner gemeinsame Sache machen, entsteht ein Hopfen-Gin. Andreas Staab von der gleichnamigen Brennerei in Partenstein und Manuel Müller von Goikelbräu in Halsbach haben ihr Fachwissen kombiniert und daraus einen Gin destilliert, den sie mit amerikanischem Craftbier-Hopfen veredeln. Zwischen der Schnapsidee und deren Umsetzung lagen zwei Monate, zwei Brenngänge und Experimente mit sechs verschiedenen Hopfensorten.

Dass die beiden Freunde ähnliche Geschmäcker haben, unterstreicht der 34-jährige Staab mit den Worten "Ich trinke gern sein Bier, er trinkt gern meinen Gin". Auf die Idee, sich für einen Hopfen-Gin zusammenzutun, kam Müller durch einen Zufallsfund im Internet. Während der Pandemie bestellte der 39-Jährige nach eigener Aussage häufiger in Onlineshops, wo er eines Tages auf das ungewöhnliche Getränk stieß. Nach nur einer WhatsApp-Nachricht aus Halsbach brannte der Partensteiner Brenner bereits für die Idee, sich selbst an einer solchen Spirituose zu probieren.

Nur 48 Stunden: So lange bleibt die Hand voll Hopfen-Pellets im Gin, damit dieser seinen besonderen Geschmack bekommt.
Foto: Boris Dauber | Nur 48 Stunden: So lange bleibt die Hand voll Hopfen-Pellets im Gin, damit dieser seinen besonderen Geschmack bekommt.

Wie der Schnaps aus dem Netz schmeckt, interessierte die beiden dabei nicht: "Es sollte keine Kopie sein, sondern von der Pike auf selber gemacht", betont Müller. Das Ziel: An Ostern soll ihr Hopfen-Gin fertig sein. Dafür experimentierten sie nicht nur mit sechs verschiedenen Hopfensorten aus Australien, Amerika und Deutschland, sondern brannten auch einen speziellen Gin. Wacholder, Koriander, Zimt, junge Fichtentriebe und weitere Zutaten, die allerdings geheim bleiben sollen, kamen dabei zum Einsatz.

Den Hopfen legten sie in Einmachgläsern in Gin ein. Dabei kristallisierte sich schnell ein Favorit heraus, der nach Zitrus und Grapefruit riecht. Bei ihrem ersten Versuch übertrieben es die zwei allerdings mit der Menge. "Der Gin war eindeutig überhopft. Selbst ein Jever-Trinker wäre schockiert gewesen", sagt der Halsbacher Braumeister.

Auch das Gin-Rezept musste angepasst werden, denn laut Andreas Staab sollen "die Zitrusnote vom Hopfen und der Wacholder im Vordergrund stehen". Eine Handvoll Aromahopfen reicht, um den 70 Litern Gin den gewünschten Geschmack zu verleihen. "Durch den Hopfen kommt das Bittere dazu", sagt Müller und empfiehlt ein "florales Tonic Water" zum Mischen.

Abgefüllt in Lohrer Bierflaschen

Abgefüllt wird der 40-prozentige Hopfen-Gin stilecht in der Halbliter-Keilerbierflasche. "Wir haben die alte Keilerflasche von der Glashütte in Lohr geholt", berichtet Müller. Der 39-Jährige, der sein Handwerk noch bei der Brauerei Stumpf in Lohr gelernt hat, legt viel Wert auf Regionalität. Brauer und Brenner wollen den Hopfen-Gin ab diesem Donnerstag in ihren Hofläden verkaufen. "Beide sollen gleich dran verdienen", betont Andreas Staab.

Sowohl der Nebenerwerbsbrenner als auch der Vollerwerbsbrauer leiden wirtschaftlich unter der Corona-Krise, wollen sich davon aber nicht unterkriegen lassen. "Die Hemmschwelle, Schnaps daheim zu trinken, ist höher als beim Bier", sagt der Partensteiner, dem die Sommerfeste, Weihnachtsmärkte und Geburtstagsfeiern fehlen. Der Goikelbräu-Inhaber berichtet von 60 Prozent Umsatzverlust, weil keiner mehr Fassbier kauft.

Beide wollen sich den Spaß an ihrem Beruf und am Experimentieren nicht nehmen lassen. "Die Leute sollen sehen, dass wir was machen und innovativ sind", sagt Müller. In die Flasche kommt den beiden nur, was ihnen auch selbst schmeckt: "Ich mache kein alkoholfreies Radler, weil ich nix damit anfangen kann", betont der Brauer.

Wer künftig eine Hopfenkaltschale bei ihm bestellt, darf sich nicht wundern, wenn er eine Bierflasche mit Hopfen-Gin drin hingestellt bekommt.

Experimentierfreudige Getränkehersteller

Andreas Staab hat vor gut sechs Jahren in Partenstein mit dem Brennen angefangen. Seinen ersten Gin brannte der 34-Jährige im Dezember 2014 auf Wunsch seiner Frau Isabel. "Damals war das einer der ersten deutschen Gins. Mittlerweile gibt es circa 1500 davon", sagt der Nebenerwerbs-Brenner, der als Lagerist bei Bosch Rexroth arbeitet. Im ersten Jahr wurde Staabs Spessart Dry Gin bereits mit der Silbermedaille beim Craft Spirits Festival Destille Berlin ausgezeichnet und erhielt die Goldmedaille des Bayerischen Brennereiverbands. 2015 ließ sich der Partensteiner bei der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim zum Brenner ausbilden. Sein Spirituosen-Sortiment ist seitdem immer weiter gewachsen: Vom Ingwerlikör über den Orangengeist bis zu Whisky und Absinth reicht die vielseitige Palette. Auf den Partensteiner Whisky müssen die Kunden allerdings noch etwas warten, denn der reift derzeit noch in Fässern im hauseigenen Gewölbekeller. "Jetzt ist er vier Jahre alt, acht sollen es mindestens werden, bevor er verkauft wird", sagt der 34-Jährige.
Manuel Müller hat sich 2014 mit seiner Goikelbräu in Halsbach selbstständig gemacht. Anfangs betrieb er seine Kleinbrauerei im Nebenerwerb, seit 2016 braut er dort hauptberuflich. Die Experimentierfreude des 39-Jährigen hört nicht bei Hopfen-Gin auf: Zusammen mit Richards Weineck in Lohr hat Müller ein Whisky-Bier-Cuvée kreiert, das aus schottischem Whisky und Kellerbier besteht. 
(medau)
 
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