
Die Geschichte der imposanten Burgruine Homburg muss in Teilen umgeschrieben werden. Die bisher allgemein anerkannten Daten, die auch am Eingang der Ruine auf einer Metalltafel festgehalten sind, können so nicht stimmen, haben Fachleute herausgefunden. „Ja“, sagt Karsbachs Bürgermeister, „die Tafel muss ersetzt werden.“
17 Burgenforscher
Am Donnerstag trafen sich Göbel und der zurzeit amtierende Dritte Bürgermeister von Gössenheim, Klaus Schäfer, zum wiederholten Mal mit einer 17-köpfigen Forschergruppe, die in dieser Woche die Homburg intensiv untersucht. Anschließend hatte Martin Göbel noch ein Gespräch mit der Staatlichen Denkmalpflege, und dazwischen führte er eine große Besuchergruppe durch die Anlage.
Bedeutendes Denkmal
„Die Homburg ist eine herausragende Burganlage in Bayern und darüber hinaus“, stellt Dr. Joachim Zeune fest. Der renommierte Mittelalterarchäologe betreibt ein „Büro für Burgenforschung“ und ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenvereinigung sowie des Kuratoriums des Europäischen Burgeninstituts. Seit 24 Jahren bietet er Interessenten einwöchige Forschungsseminare an – heuer auf der Homburg.
1000-jährige Anlage
Die 1000-jährige Burg ist ein dankbares Objekt, weil sie noch nie wissenschaftlich erforscht wurde und weil sie über viele Jahrhunderte bewohnt war. Aber die Bewohner haben auch ständig an- und umgebaut, Innen- wurden zu Außenwänden und umgekehrt. Dazu die spätere Nutzung als „Steinbruch“ und die gut gemeinten, doch nicht immer fachlich richtigen Teilsanierungen. Das alles mache die Arbeit spannend, sogar aufregend, aber auch außerordentlich aufwendig, erzählt Dr. Zeune. 17 Forscher nahmen am Seminar, das heute endet, teil. Sie erarbeiteten in vier Gruppen mit Vermessungen und Fotografien die Grundlagen für die Darstellung der Baugeschichte. Es gab bis ins 17. Jahrhundert viele Bauphasen. Die Ergebnisse auszuwerten, „zu befunden“, könne Jahre dauern, so der Burgenforscher. Grabungen wären hilfreich, aber zu teuer und kaum genehmigungsfähig.
Gemeinden sind dankbar
7000 bis 8000 Euro koste die Seminarwoche, wofür die Burgenvereinigung, die Eigentümergemeinden Gössenheim und Karsbach und vor allem das Bayerische Denkmalpflegeamt aufkommen. Wollte man die Arbeiten regulär beauftragen, müsste man mit 50 000 Euro rechnen, so Bürgermeister Göbel. Er ist daher dankbar für das Seminar und hofft, dass die Forschung als Projekt des Europäischen Burgeninstituts – mit Förderung der staatlichen Denkmalpflege – fortgesetzt werden kann.
Komplizierte Vermessung
Zu danken ist das Engagement der Wissenschaftler (Physiker, Archäologen, Mathematiker, Vermesser, Architekten vom Studenten bis zum 82-Jährigen) dem früheren luxemburgischen Denkmalsamtsleiter John Zimmer. Der 74-Jährige hatte im vergangenen Jahr auf eigene Faust mit der Vermessung der Burg begonnen (wir berichteten) und dieses Jahr die Hilfe seiner Kollegen erhalten.
Rätsel um Rätsel stellt sich den Forschern: Warum, zum Beispiel, zielt das Schießfenster für eine Hakenbüchse auf eine Wand und nicht ins Freie? Geklärt ist, warum die Zugbrücke ihren Befestigungssteinen nach nicht zur Hauptburg führt, sondern an der Ringmauer endete – weil nur einer der Steine an der korrekten Stelle sitzt und der andere bei einer Sanierung um einige Meter versetzt wurde.


es heißt wohl " ...er ist im Beirat der Deutschen Burgenvereinigung ..."