Aus dem ganzen Landkreis kommen die Kunden zum Bäcker Helfrich nach Steinbach. Die ersten stehen schon Samstagmorgen um 400 Uhr auf der Matte. Viele die kommen, waren als Kinder mit den Eltern da und kommen jetzt schon mit ihrem Nachwuchs Brötchen holen.
"Ans Aufhören haben wir schon öfter gedacht - aber da fehlt uns was!", sagt Maria Helfrich. Früher backten die beiden zusätzlich noch jede Menge Torten und Kuchen. Seit einigen Jahren jedoch beschränkt sich das Angebot auf verschiedene Brotsorten wie Weiss-, Misch- oder Körnerbrot, geteilte und runde Brötchen, Stöllchen und süße Leckereien.
"Wir machen alles alleine und jedes Stück noch mit Handarbeit", erzählen die beiden Bäcker aus Leidenschaft.
Einen Nachfolger für ihren Betrieb haben Maria und Wilhelm aber nicht. Ihr Sohn Peter hat einen ganz anderen Beruf eingeschlagen. Der 40-Jährige arbeitet als Polizist in Lohr. Dennoch hilft er mit seiner Frau und den drei Kindern immer wenn es "brennt" und sein Dienst es zulässt mit.
Täglich 1000 Tüten
Jeden Donnerstag gibt es etwa 1000 Tüten mit Bestellungen fürs Wochenende zu beschriften. Die füllen sie dann Freitags und Samstags in aller Frühe mit frischen Brötchen.
Früh aufstehen müssen die beiden 69-Jährigen: Für den Bäckermeister Wilhelm beginnt der Arbeitstag am Freitag um 2300 Uhr. Dann steht er 19 Stunden lang in der Backstube. Die Zeit braucht er, um die vielen Wünsche seiner Kunden zu erfüllen, die teilweise über 20 Kilometer weit zu ihm fahren.
Seine Frau Maria steht dann ab 330 Uhr im Vorraum der Backstube, der gleichzeitig als Verkaufsraum dient, und packt oft stundenlang die Tüten für die Kunden ein. "Eine Ladentheke brauchen wir nicht. So haben wir viel besseren Kontakt zu unseren Kunden und sind richtig verwachsen mit ihnen", sagt die 69-Jährige.
Die Helfrichs verkaufen aber nicht nur in Steinbach. Seit 1956 Jahren liefern sie auch nach Rettersbach, Neuendorf und Nantenbach. Im Laufe der 44 Jahre wuchs dabei ein Vertrauensverhältnis zwischen Bäcker und Kunden. "Manchmal liegt da der Schlüssel unter der Matte, das Geld im Hausflur. Ich schließ dann auf, leg die Brötchen rein, nehm das Geld mit und verstau' den Schlüssel wieder ordnungsgemäß an seinem Platz". erzählt Helfrich. "Die Leut ham Vertrauen zu mir und das ist wunderbar."
Maria Helfrich belieferte 42 Jahre lang auch die Halsbacher mit Gebackenem. Diese Fahrt gibt es seit letztem Jahr aus Zeitgründen nicht mehr.
Knapper Urlaub
Urlaub machen die Helfrichs meist mit der ganzen Familie, ein- bis zweimal pro Jahr. Mehr Pausen gönnen sich die beiden nicht. "Am Polterabend unseres Sohnes Peter standen wir abends um sieben noch in der Backstube und haben die Hochzeitstorte verziert. Die Gäste dachten schon, wir kommen gar nicht auf die Feier", erzählt Maria lachend.
"Aber das ist unser Leben. Wir sind gesund und glücklich mit all unseren Kunden und freuen uns auf jeden Tag in unserem Laden", fügt Wilhelm Helfrich hinzu. Deshalb haben die beiden bis jetzt auch noch nicht den Sprung ins Rentnerdasein gewagt. "Da würde uns nämlich mächtig was fehlen!", erklärt Wilhelm Helfrich - und knetet seinen Teig für die Apfeltaschen weiter.