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Lohr
Die heiklen Punkte im Lohrer Verkehr
Die Straßenkreuzung B26, B276 und Ludwigstraße am oberen Tor ist eine der großen Problemstellen im Lohrer Verkehrskonzept.
Foto: Heinz Scheid | Die Straßenkreuzung B26, B276 und Ludwigstraße am oberen Tor ist eine der großen Problemstellen im Lohrer Verkehrskonzept.
Bearbeitet von Heinz Scheid
 |  aktualisiert: 16.06.2019 02:11 Uhr

Die drei Arbeitsgruppen für das Lohrer Verkehrskonzept haben rund 20 Problemstellen im Stadtgebiet benannt. Es sind Punkte, an denen Verbesserungen nötig sind oder über neue Lösungen nachgedacht werden soll.

Die Überlegungen gehen von dem Grundsatz aus, dass alle Verkehre gleichrangig sind. In der Praxis läuft das auf viele Abwägungsprozesse hinaus. Denn für die wachsenden Ansprüche von Kfz-Verkehr, Radlern und Fußgängern steht nur ein begrenzter Verkehrsraum in der Stadt zur Verfügung. Das führt zu einer Konkurrenz der teils widersprüchlichen Forderungen.

Das Lohrer Verkehrssystem stützt sich auf zwei Straßenkreise: Altstadtring und Tangentenring. In deren Bereich liegen die Problemstellen. Das Büro Brenner Plan hat dazu Karten angelegt und die neuralgischen Punkte darauf markiert. Demnach müssten im gesamten Kernstadtgebiet verkehrliche Veränderungen angedacht werden.

Der Altstadtring führt rund um das historische Zentrum und umfasst auch die Mainbrücken. Hier gibt es überwiegend örtlichen Verkehr. Der Tangentenring greift weiter aus und führt den überregionalen Verkehr durch das Stadtgebiet.

Wo sich die Ströme treffen

An den Knotenpunkten zwischen Altstadt- und Tangentenring treffen die Verkehrsströme aufeinander, was häufig zu Problemen führt. Aber auch im Altstadtbereich besteht Diskussionsbedarf zu einer Reihe von Verkehrsfragen, die immer wieder zur Sprache kommen.

Dazu gehören die Bereiche, wo der Verkehr von den beiden Mainbrücken auf das Stadtzentrum trifft. Bei der Neuen Mainbrücke hat der Kreisel am Frauenkloster die Verkehrslage entspannt, es gibt aber keine direkte Verknüpfung mit dem Altstadtring, weil die Haaggasse stadteinwärts nicht befahren werden darf. Der Arbeitskreis »Verkehr Innenstadt« schlägt vor, den Altstadtring unbedingt zu erhalten mit dem Verkehrsfluss im Uhrzeigersinn. Das ist wichtig für die Erreichbarkeit des Stadtzentrums. Nachgedacht werden sollte aber, ob die Haaggasse wieder in der gegenläufigen Richtung geöffnet werden könnte.

Mehrfach als Problemstelle benannt wird die Kreuzung Oberes Tor, ein Schnittpunkt zwischen dem örtlichen und überregionalen Verkehr. Die dortige Verkehrsführung wird als irritierend und unübersichtlich empfunden. Kann die Ampelschaltung verbessert werden, wäre dort ein Kreisverkehr möglich? Diese Fragen sind nicht neu, werden im Verkehrskonzept aber erneut betrachtet.

Weitere neuralgische Punkte sind das hohe Verkehrsaufkommen auf der Jahnstraße und deren Einmündung in die Bundesstraße 26 beim McDonald's. Diese Situation sollte entschärft werden, schlägt der Arbeitskreis »Motorisierter Individualverkehr« vor. Er fordert auch Verbesserungen auf der Rechtenbacher Straße und bei der Verknüpfung von Ost- und Westtangente.

Die Verkehre entflechten

Die Verkehrsströme müssten besser gelenkt, überregionaler und innerstädtischer Verkehr entflochten werden. Auch ein Parkleitsystem wird gefordert und die Anbindung des neuen Klinikums an der Westtangente müsste berücksichtigt werden. Eingriffe ins städtische Straßennetz dürften aber erst erfolgen, wenn Klarheit über Verkehrsplanungen rund um Lohr herrscht (B26n, MSP-Spange, dritte Mainbrücke).

Ein wesentlicher Eingriff wird bei der Alten Mainbrücke diskutiert: Die halbseitige Sperrung in Richtung Sendelbach. Das käme Radfahrern und Fußgängern zugute. Im Bereich Untere Brückenstraße sollten die Verkehrsführung geändert und die Gefahrenstelle Fuchseneck entschärft werden. Städtische Entscheidungen dürften aber von der ausstehenden Sanierung der Alten Mainbrücke abhängen, die momentan noch eine Staatsstraße ist.

Als Problemstelle markiert worden ist auch die Vorstadtstraße mit ihrem hohen Verkehrsaufkommen. Sie ist Schulweg und wird von vielen Lastwagen befahren. Hier sind Ergebnisse der Verkehrszählung abzuwarten.

Eine ganz neue Aufgabe könnte der Stadtbahnhof erhalten, der wieder als Haltepunkt für den Schienenverkehr aktiviert werden soll. Den Standort könne man sich, so Bürgermeister Mario Paul, als künftige »Mobilitätsdrehscheibe« am Rand der Altstadt vorstellen.

Konzepte für den Stadtverkehr der Zukunft
Für die Wende zu einer nachhaltigen, das heißt umweltfreundlicheren Mobilität sei die Gelegenheit günstig: »Insgesamt ist derzeit ein guter Zeitpunkt für neue Verkehrskonzepte in den Kommunen zu erkennen«, heißt es in der Studie »Konzepte für den Stadtverkehr der Zukunft« des Bundesamts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Demnach möchten die Städte und Gemeinden »eine nachhaltige Mobilität fördern, Belastungen des Kfz-Verkehrs reduzieren und öffentliche Räume aufwerten«. Diese Ziele seien zwar auf allgemeiner Ebene weitgehend akzeptiert, bei konkreten Maßnahmen gebe es aber oft »stärkeren Widerstand«. Das sei die Herausforderung bei der Umsetzung von neuen Verkehrskonzepten. (eiei)
 
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