Holger Vogel ist Busfahrer bei einem Reiseunternehmen im Landkreis Main-Spessart. Er liebt seinen Beruf. Die Fahrgäste mögen den gebürtigen Oberpfälzer - ein lautes Wort kennt man bei ihm nicht. Er war bislang beruflich in fast allen Urlaubsregionen Europas unterwegs. Persönlich liebt er die Ruhe der Bergwelt in Nepal, unweit der Everest-Region. Wer von der quirligen Hauptstadt Kathmandu höher hinaus will, muss das Flugzeug benutzen, hinauf nach Lukla fliegen und von dort eine Trekkingtour starten.
Manche Nepal-Besucher verbinden bereits mit dem Flug nach Lukla ihr erstes Nepal-Abenteuer, weil das kleine Airfield in der einschlägigen Luftfahrt-Literatur als einer der gefährlichsten Flugplätze der Welt eingestuft wird. Warum? Der 1964 von Sherpas unter der Aufsicht von Sir Edmund Hillary errichtete und nur 524 Meter lange Platz hat zwölf Prozent Steigung. Die Flugzeuge können nur "bergauf" landen und "bergab" starten. Nur wenige Meter vor dem Aufsetzpunkt befindet sich eine 600 Meter tiefe Schlucht. Ohne perfekte Wetterbedingungen gibt es in Lukla ohnedies keinen Flugbetrieb ...
Im Cockpit saßen echte Profis
Holger Vogel erreichte dreimal mit dem Flieger den kleinen Gebirgsflughafen, dem Zugang zur Everest-Region. Für ihn verlief der 30minütige Flug völlig normal. Er wusste, dass im Cockpit echte Profis saßen. Auch für Holger Vogel war Lukla bei seiner ersten Nepal-Reise der Ausgangspunkt für eine Bergtour, die ihn zusammen mit einer Sherpa auf den 5 800 Meter hohen Kala Patar führte. Schon nach wenigen Schritten begegnete er einem "Beispiel", das das "wirtschaftliche Elend" Nepals deutlich machte: Es war eine Frau, die ein Kind bei sich trug und gleichzeitig Steine klopfte.
"Ich habe viel gesehen!", erzählt Holger Vogel dem Autor - immer weit weg vom Massentourismus, "der nicht mein Ding ist" - "Ein Händeschütteln mit einem Bergbauern ist mir mehr wert als ein Promi-Foto", empfindet Vogel. Menschlich tief bewegt haben ihn die bitter armen Leute und die Sherpas. "Ich wollte vor Ort Menschen unterstützen", hatte sich der Busfahrer nach seinem ersten Nepal-Besuch vorgenommen. Pema hieß seine damals 18-jährige Sherpa, eine junge Frau aus einer armen Bergbauern-Familie, die ihn auf seiner ersten Tour begleitete und in Kathmandu "Touristikmanagement" studiert. Vogel wurde von Pema in ihre Familie eingeladen, in der das Wort "Armut" groß geschrieben wird.
Begegnungen mit einfachen Menschen in der Everest-Region
Der Grund: Der Familienvater war vor zehn Jahren bei einer Everest-Besteigung tödlich verunglückt. Der Umstand, dass der Ernährer der Familie fehlte, war für Holger Vogel mit ein Grund, warum er sich entschloss, Tochter Pema bei ihrem Studium zu unterstützen. Bei seinem diesjährigen Nepal-Aufenthalt entschloss sich Holger Vogel spontan, Pemas 13-jährigen Bruder Sonoma, den er über seinem letzten Sherpa kennen gelernt hatte, zu unterstützen.. Ihm ermöglichte Vogel mit einer Spende, dass er bei seiner Schule wohnen kann, wenn die Wetterverhältnisse den zweistündigen und strapaziösen Fußmarsch zum Unterricht erschweren oder unmöglich machen. Der Bub freute sich riesig drüber, dass dadurch der regelmäßige Schulbesuch möglich ist. Das dankbare Lächeln der Mutter, deren Familie sich von einer kleinen Landwirtschaft ernähren muss, werde ihm noch länger in Erinnerung bleiben, sagt Vogel. Ähnlich erging es ihm bei mehreren Begegnungen mit einfachen Menschen in der Everest-Region, die er immer als "herzlich, weltoffen und gastfreundlich" empfand.
Ein bleibendes Erlebnis wird für Holger Vogel die Bergtour mit einem 'Sherpa hinauf auf den 6 471 Meter hohen Mera Peak sein. Als mögliches weiteres Ziel nennt er den Baruntse als "kleinen Siebentausender". Holger Vogel denkt neben den vielen auch bleibenden Erinnerungen auch an "dunkle Augenblicke" zurück Es sind die Schattenseiten mit den "Müllkippen" und anderen "Hinterlassenschaften" der Everest-Touristen.