Dem Mühlbacher Heinz Schubart sieht man nicht an, dass er gerade seinen 90. Geburtstag hinter sich hat. Den wird er am Samstag im Kreis seiner Familie aus fünf Nationen mit seiner 85-jährigen Ehefrau, einem Sohn und einer Tochter, sieben Enkeln und drei Urenkelinnen feiern. Zum runden Geburtstag am Mittwoch gratulierte Bürgermeister Michael Hombach dem strahlenden Jubilar mit Karschter Flaaktalern und Pralinen und überbrachte dem drittältesten im Ort lebenden Einwohner die besten Glückwünsche.
Heinz Schubart war ein "Meebankert", der in der Karlstadter Kärrnergasse geboren wurde , aber 1936 nach Mühlbach zog und dort ab 1938 an exponierter Stelle in der Villa Steinbrück mit Blick auf Karlstadt wohnte – der Vater war Elektriker im Steinbruch der Firma Schwenk und wurde ab dieser Zeit auch noch Hausmeister im "weißen Schlösschen".
Die ersten Volksschuljahre verbrachte er zunächst in Mühlbach, dann in Rothenburg, wo er bei seinen Großeltern wohnte, weil die Mutter zwangsverpflichtet wurde zur Arbeit in einer Munitionsfabrik, der Vater im Krieg war, und später, bedingt durch die Geburt einer Schwester, wieder in Mühlbach. Durch die Sprengung der Karlstadter Mainbrücke war die elterliche Wohnung in der Villa Steinbrück ohne Fenster, auch die Türen waren kaputt. Als die Amerikaner den hochrangigen NS-Lehrer Falgner zwangen, seine Dienstwohnung sofort zu verlassen, wurde sie von den Schubarts bezogen. Dort blieb die Familie bis September 1953.
Wandel der Druckbranche erlebt
Ab September 1946 besuchte Heinz Schubart die Oberrealschule am Sanderring in Würzburg. 1947 machte er für drei Monate Urlaub bei seiner aus Karlstadt stammenden Tante auf ihrem Bauernhof in der Schweiz Urlaub. "Das war schön und auch für meine Eltern eine große Entlastung in der damaligen schlechten Zeit", erinnerte er sich noch gut.
Im Sommer 1949 begann er schließlich eine Lehre als Handsetzer in der Druckerei Jean Dietz – heute noch bekannt als die "Karlstadter Zeitung", die er nach drei Jahren um noch ein halbes Jahr verlängerte zur Ausbildung als Maschinensetzer. In Erinnerung blieb ihm die öffentliche Gautschfeier, bei der der Auszubildende in eine Bütt getaucht wird. Der Jubilar blieb über 20 Jahre bei der "Karlstadter Zeitung" bis zur Schließung der Druckerei 1969, danach wechselte er zur Lohrer Zeitung.
Mitte der 70er Jahre begann die moderne Zeit des Computersatzes. Durch Schulungen und Lehrgänge in Frankfurt und München ließ er sich zum Fotosetzer weiterbilden. Nach 15 Monaten in der Karlstadter Firma Forest wechselte er in eine Druckerei nach Würzburg als Abteilungsleiter, bis er in den Ruhestand ging. Schon sehr frühzeitig trat er in die Gewerkschaft "Druck + Papier" ein, wurde bald Betriebskassier, später Betriebsobmann. Der Gewerkschaft gehört er noch heute an und feiert in diesem Jahr seine 75-jährige Mitgliedschaft.
Mit dem Rad durch die Schweiz
Bei einer Zeltlagerteilnahme der Arbeiterwohlfahrt für Karlstadter und Mühlbacher Kinder am Bannwaldsee bei Füssen erfuhr er von der Jugendgruppe "Die Falken". Wieder in Karlstadt, gründete er eine sehr aktive Ortsgruppe mit.
Der 90-Jährige besitzt seit 70 Jahren seinen Führerschein und ist stolz, bisher unfallfrei unterwegs gewesen zu sein. Auch Punkte in Flensburg hat er keine. Das war auch von Vorteil für seine Reise- Leidenschaft. Schon als Jugendlicher radelte er mit seinem Freund, dem späteren Karlstadter Polizeichef Horst Keßler, durch die Schweiz, stieg dann schon in den 1950-er Jahren erst auf den Roller und dann aufs Auto um.
Fast täglich im Schwimmbad
Verheiratet ist Heinz Schubart seit 1959 mit seiner Frau Roswitha, waren die beiden zunächst mit den Kindern, dann alleine auf vielen Reisen in vier Erdteilen unterwegs, ob mit dem Auto von Hammerfest (Norwegen) bis Anatolien und Damaskus (Syrien) oder auch immer wieder mit dem Flugzeug. Die Schweiz oder das Allgäu sind auch jetzt noch ihre beliebten Ziele.
Heinz Schubart lebt mit seiner Roswitha nach wie vor selbständig und zufrieden im 1964 gebauten Mühlbacher Einfamilienhaus. Die beiden schwimmen noch fast täglich im Karlstadter Freibad, im Winter regelmäßig im Hallenbad und sind wöchentlich in der Sauna. Für sie ist das soziale Miteinander, vor allem auch mit den jungen Nachbarn, ganz wichtig.