Die 85-jährige Maria Rüth wurde kürzlich vom 1927 gegründeten AGV Frammersbach (546 Mitglieder, rund 135 Sängerinnen und Sängern in sieben verschiedenen Chorgruppen) für 70 Jahre aktive Mitgliedschaft als Sängerin und Würdigung weiterer Verdienste mit Urkunde und Ehrennadel ausgezeichnet (wir berichteten).
Rüth hatte sich das Motto des AGV "Singen macht Spaß und verbindet" bereits im Alter von 15 Jahren zu eigen gemacht. Vor ihrem Eintritt in den AGV sammelte sie erste Erfahrungen im Schulchor. Parallel sang sie 30 Jahre lang im Kammerchor der Volkshochschule Lohr-Gemünden mit der Herausforderung anspruchsvoller Chorsätze verschiedener Jahrhunderte.
Spaß an der Disziplin
"Die Disziplin im Kammerchor und das besondere Augenmerk auf Stimmbildung haben mir großen Spaß gemacht", blickt Rüth zurück. Lebhaft erinnert sich die Sopranistin, die sehr gerne die zweite Stimme singt, an Höhepunkte ihres Chorlebens. Da gab es unvergessliche Sängerfeste und Wertungssingen in Frammersbach oder im hessischen Raum. Glanzlichter setzte sie als Solistin mit ergreifenden geistlichen Liedern wie "So nimm denn meine Hände". "Ich habe in vielen Kirchen gesungen", berichtet Maria Rüth und nennt Stationen wie Mariabuchen, Kirche und Kreuzkapelle Frammersbach, Lohrhaupten oder Wiesthal.
Bleibend sind die Eindrücke von Gastauftritten in der "Cathedrale Saint-Pierre de Lisieux" (Frankreich) und der italienischen Abtei "Sacra di San Michele". Wie groß aber war das Lampenfieber vor einem Soloauftritt? "Ich habe vorher Baldriantee getrunken und mich an einem ruhigen Plätzchen eingesungen", verrät Rüth. Zur lieb gewordenen Tradition seit 40 Jahren wurde das Weihnachtssingen am Nachmittag des Heiligen Abends in der Kreuzkapelle.
Während die Frammersbacherin an ihren ersten Auftritt vor 70 Jahren keine Erinnerung mehr hat, ist ihr der erste ("Gasthaus Desch") der insgesamt fünf Proberäume im Gedächtnis geblieben. Die Proben und Auftritte selbst standen und stehen unter dem Dirigat von Albert Anderlohr, Norbert Hosch, Joachim Lotz, Claudia Ackermann und Olga Bohn-Kaliakina.
Geteilte Freude
Die Freude am Singen teilt Maria mit ihrem Ehemann, Altbürgermeister Adolf Rüth. Beide sind Mitglied im "Seniorensingen", das sich vor drei Jahren aus Mitgliedern des Traditionschores formierte. Auf der Bühne stehen die Senioren zum Beispiel beim Pfarreifasching. Heute singt Maria Rüth gerne auch Heimatlieder, wie das bekannte "Spessartlied". In der aktiven Zeit des Altbürgermeisters hat sich das Ehepaar bezüglich des "Abendprogramms" arrangiert: "Adolf saß in der Gemeinderatssitzung, ich ging zum Singen". "Hauptberuflich" arbeitete die vielseitige Mutter zweier Kinder – heute zählen vier Enkel und fünf Urenkel zur Familie – in der hauseigenen Schneiderwerkstatt.
Ging es danach einmal nicht zur Chorprobe oder zum Auftritt, widmete sie sich ihrem Gemüse- und Ziergarten. Ebenso wie ihre drei "sportlichen" Brüder liebte sie ausgedehnte Radtouren, Wandern und Schwimmen. Bis heute hört sie gerne zur Entspannung konzertante Musik aus Klassik und Chorliteratur.