
Er hat schon vieles erfunden: Eine Atemhilfe, die man sich mit der Pinzette ins Nasenloch schiebt; einen Bildschirmfilter, der bei alten Fernsehgeräten flimmerfreies Sehen ermöglichte; auch eine Schrammleiste, die verhindert, dass man in der Garage die Autotüre an die Wand schlägt.
Sein auch wirtschaftlich größter Erfolg war eine Reling, die Dachlawinen verhindert. Jetzt geht Otto Breitenbach mit seiner nächsten Erfindung an den Markt: Kleinskier, die man sich einfach an die Schuhe schnallen kann, dazu der passende Rucksack, in dem man die Skier auf den Berg trägt.
Der 75-jährige Partensteiner geht fest davon aus, dass sein „Skirucksack“ ein Erfolg wird. Das Wandern sei ebenso populär wie das Skifahren. Mit seiner Erfindung könne man beides verbinden. Gleichwohl: „Ein finanzielles Risiko ist da, wie bei jedem Geschäft.“
Breitenbach sprüht seit Jahrzehnten vor Ideen. Die für den Skirucksack kam ihm schon vor rund 30 Jahren bei einem Wanderurlaub in den Alpen. Mit blanken Schuhen sei er damals ein Schneefeld hinuntergerutscht. „Das muss mit kurzen Skiern doch noch viel besser gehen“, habe er sich seinerzeit gedacht. Doch der Gedanke versank zunächst wieder in dem schier unendlichen Meer seiner Ideen.
Viele Jahre und Erfindungen später kam Breitenbach das Erlebnis auf dem Gletscher vor zwei Jahren wieder in den Sinn. Damals hatte er gerade seine Ein-Mann-Firma verkauft, die die von ihm entwickelten Dachreling-Systeme vertrieb. Ein neues Projekt musste her. Breitenbach erinnerte sich an die Schuhabfahrt auf dem Schneefeld.
Mit der Idee eines Klein-Skis zum Anschnallen an die Schuhe wandte sich der Mann, der früher bei der Post und später in einem Stahlhandel gearbeitet hat, an den Partensteiner Michael Krimm. Der entwarf anhand von Breitenbachs Idee ein Computermodell.
Diese dreidimensionale Zeichnung ließ Breitenbach per 3D-Drucker in ein Kunststoffmodell verwandeln. Der hierfür anfallende Betrag von rund 6000 Euro war der erste große Posten in den Entwicklungskosten, die sich laut Breitenbach mittlerweile auf über 100 000 Euro summiert haben.
Die passende Firma, die den Mini-Ski in Aluminium-Druckguss fertigt, fand der Partensteiner Rentner in Westfalen. Dass diese Firma nach seinen Vorstellungen die Werkzeuge für die Herstellung des Skis baute, verschlang die meisten Kosten der bisherigen Entwicklung.
300 Stück der Mini-Skier hat Breitenbach vorerst herstellen lassen, passend für Schuhgrößen von 30 bis 46.
Nachdem sie bei der Marktheidenfelder Firma Warema pulverbeschichtet worden sind, lagern sie nun in Partenstein in einer von Breitenbach angemieteten Doppelgarage. Dort montiert der Erfinder selbst die Verschlüsse, die die Schuhe in den Skiern halten sollen.
Eine Probefahrt hat es mangels Schnee jedoch noch nicht gegeben. Doch sobald der nahende Winter den ersten Schnee in den Spessart zaubert, wird man Breitenbach wohl bei der Erprobung seiner Erfindung sehen können. Doch momentan liegen die kräftig orangefarbenen Skier noch in der Garage. Daneben stapeln sich grüne Rucksäcke. Sie hat Breitenbach genau passend für seine Skier von einer Firma in Nürnberg entwerfen und herstellen lassen. „Alles Made in Germany also“, sagt der Tüftler. Mit seiner Ski-Rucksack-Kombination will er jetzt in den Vertrieb gehen.
Der Erfinder plant, sich einen Partner zu suchen, der die Neuentwicklung aus dem Spessart auf der Sportmesse Ispo in München vorstellt. Daneben will er den Sportfachhandel kontaktieren. Ein Prospekt gibt es schon. Und auch eine Preisvorstellung: etwas über 200 Euro.
Die bevorstehende Marktpremiere des Ski-Rucksacks ist für Breitenbach nicht die erste. Fünf Patenturkunden hängen an der Wand hinter seinem Schreibtisch, daneben etwa ebenso viele Urkunden zum Gebrauchsmusterschutz für einige seiner Erfindungen.
Die Mehrzahl seiner bisherigen bis zur Marktreife getriebenen Einfälle seien wirtschaftlich kein Erfolg gewesen, gesteht der Erfinder unumwunden. Die Sache mit seinem Schneefangsystem habe jedoch alle finanziellen Misserfolge wettgemacht.
Als Breitenbach diese Firma 2002 verkauft hatte, war er eigentlich froh. Doch der Erfinderdrang ließ ihm danach keine Ruhe. „Das ist wie eine Sucht. Man muss etwas machen, sonst dreht man durch.“ Eigentlich habe er zu sich selbst irgendwann mal gesagt: „Hoffentlich fällt mir nichts mehr ein.“
Doch daraus wird wohl nichts. Breitenbach hat jedenfalls noch weitere Ideen. Beispielsweise eine Fußraste, die verhindern soll, dass Autofahrer, die ein Schaltgetriebe gewöhnt sind, beim Umstieg auf ein Automatikfahrzeug versehentlich mit dem linken Fuß schwungvoll auf die Bremse treten. Oder: Ein Kamintürchen mit Zuluftkanal, um Kondenswasser im Kamin zu verhindern. „Das könnte ich vielleicht auch noch umsetzen“, sagt der Erfinder Breitenbach.