Seit 2005 feiert der SPD-Ortsverein Erlenbach den "Freistaats-Tag". So auch in diesem Jahr. Dabei wird an die Ausrufung der Republik in Bayern durch den Sozialdemokraten Kurt Eisner in der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 erinnert, heißt es in einer Pressemitteilung des SPD-Ortsvereins, der folgende Informationen entnommen sind.
Ein Freistaat sei ein Land, so der Ortsvorsitzende Martin Wagner, das sich von der Herrschaft des Adels befreit habe. Die Aufklärer des 18. Jahrhunderts hätten das Wort "Republik" mit "Freistaat" übersetzt. In einem Freistaat seien die Bürger der Souverän.
In einem kurzen geschichtlichen Abriss wurden die Ereignisse bis zum 7. November 1918 dargestellt. Der politische, militärische und soziale Scherbenhaufen des Winters 1918/19 sei das Erbe des Großmachtwahns der Feldmarschälle und Monarchen gewesen.
Nach einer Großdemonstration schrieb Eisner in der Nacht vom 7. November 1918 die Revolutionsproklamation. Darin hieß es etwa: Bayern ist fortan ein Freistaat. Eine Volksregierung, die vom Vertrauen der Massen getragen wird, solle unverzüglich eingesetzt werden. Auf der Prioritätenliste standen: Achtstundentag, Frauenwahlrecht, die Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht und die Völkerversöhnung.
Am Morgen des 21. Februar 2019 wurde Eisner auf dem Weg zum Landtag, wo er seinen Rücktritt erklären wollte, von dem völkisch-nationalistischen Offizier Anton Graf Arco auf Valley ermordet. Die ursprünglich ausgesprochene Todesstrafe wurde in eine lebenslange Haft umgewandelt. Schließlich wurde der Mörder nach vier Jahren begnadigt.
9. November: feiern, gedenken oder beides?
Erinnert wurde auch an das historische Datum des 9. November. Dieser Tag sei, so der Ortsvereinsvorsitzende, der eigentliche "Tag der Republik". Der 9. November sei schließlich ein ambivalentes Schicksalsdatum der Deutschen. An einem 9. November 1848 sei ein Kämpfer für die Freiheit, Robert Blum, erschossen worden. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann habe am 9. November 1918 in Berlin die Republik ausgerufen. 5 Jahre später, 1923, wurde der "Marsch auf Berlin" von Hitler und seinen Spießgesellen an der Feldherrnhalle in München gestoppt.
1938 brannten am 9. November im rassenwahnsinnigen Nazi-Deutschland die Synagogen. Menschenrechte galten nichts mehr auf dem Weg in das Mordrasen von Auschwitz.
1989 dann die legendäre Pressekonferenz von Günter Schabowski in Berlin. Kurze Zeit später war die Mauer offen. Dieser Tag zeige nationales Scheitern und das Ringen in diesem Land mit der Republik und um Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat.
Gerade weil man nicht wisse, ob man an diesem Tag feiern oder gedenken solle, wäre der 9. November laut Wagner ein besserer Tag als der 3. Oktober, ein deutscher "Tag der Republik".