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MAIN-SPESSART
Die Fleischerinnung steht vor dem Aus
jun
 |  aktualisiert: 09.06.2015 16:53 Uhr

Vor einer ungewissen Zukunft steht die Fleischerinnung Main-Spessart, nachdem es in der Frühjahrsversammlung im Gasthaus „Adler“ in Steinbach nicht gelungen ist, einen neuen Obermeister zu wählen. Niemand hatte sich zur Wahl gestellt. Als Grund wurde vor allem die fehlende Zeit durch Arbeitsüberlastung als Folge des Fachkräftemangels und der Bürokratie genannt.

Der bisherige Obermeister, Volker Steigerwald aus Billingshausen, hatte bereits in der Einladung erklärt, nachdem er fast 20 Jahre der Innung gedient habe, davon jeweils zwei Perioden als Stellvertretender Obermeister und als Obermeister, sei es an der Zeit, dieses Amt in jüngere Hände zu geben. Aber obwohl man Gespräche geführt und für die übrigen Posten im Vorstand auch Kandidaten gefunden hatte, habe man trotz aller Bemühungen für das Amt des Obermeisters nur Absagen erhalten. Dabei hatte der bisherige Vorstand auch schon vorgeschlagen, die Ehrenamts-Gratifikation von 700 Euro im Jahr auf 2400 Euro zuzüglich Reise- und Übernachtungskosten für die Teilnahme an den Verbandstagungen aufzustocken.

Ferner wies Steigerwald darauf hin, dass der bürokratische Aufwand zu 90 Prozent durch den Geschäftsführer, Hermann Knauer, abgewickelt werde. Außerdem werde der Obermeister weitgehend durch den Fleischereiverband in Augsburg entlastet. Weniger gut kam die Handwerkskammer davon. „Von der bekommen wir kaum Unterstützung“, wurde im Verlauf der Versammlung mehrfach geklagt.

Dem Innungs-Obermeister bleiben im Wesentlichen folgende Verpflichtungen: zwei Wochenenden im Jahr für die Teilnahme am Bayerischen und am Deutschen Fleischer- Verbandstag und die Weitergabe der dort erworbenen Informationen bei jeweils einer Innungsversammlung in Frühjahr und im Herbst, zwei Halbtage im Jahr für Veranstaltungen auf Bezirksebene; dazu die Anwesenheit bei Jubiläen, Jahresabschlussfeiern und ähnlichen Veranstaltungen, bei denen von Fall zu Fall auch der Stellvertreter einspringen kann.

Trotzdem kamen auch in der Versammlung keine Vorschläge und niemand ließ die Bereitschaft erkennen, sich als Obermeister zur Verfügung zu stellen. Unter diesen Umständen hielt man es nicht für sinnvoll, die anderen Ämter zu besetzen.

Wie es nun weitergehen soll, ist noch nicht klar. Als Alternative sei eigentlich nur der Anschluss an eine der Nachbar-Innungen Aschaffenburg, Miltenberg oder Würzburg denkbar, sagte Steigerwald. Für den Bereich des Landkreises Main-Spessart hätte das bedeutende Nachteile. In den einschlägigen Satzungen ist zwar grundsätzlich die Möglichkeit vorgesehen, eine Innung aufzulösen, aber dass es nicht gelingt, einen Obermeister zu wählen, ist unter den Gründen, aus denen das möglich ist, nicht vorgesehen. Volker Steigerwald und Geschäftsführer Hermann Knauer wollen sich nun an den Landesverband wenden, um mit diesem die Lage zu besprechen und dann erneut eine Versammlung einberufen.

Für seine Verdienste um die Innung ernannte die Versammlung einstimmig Hermann Knauer aus Karlstadt zum Ehrenobermeister. Seit 1977 ist er selbstständiger Fleischermeister und seit demselben Jahr bis 1986 war er Fachlehrer an der Berufsschule in Karlstadt. 1978 bis 1985 war er Lehrlingswart, von 1980 bis 1988 Prüfungsausschussvorsitzender, von 1985 bis 1988 Stellvertretender Obermeister und von 1988 bis 2005 Innungsobermeister. Seit 2005 ist er Geschäftsführer der Innung. „Mir blutet das Herz“, meinte er zu einer möglichen Auflösung der Innung.

Knauer hatte zu Beginn der Versammlung auch den Kassenbericht vorgetragen. Die Innung sei finanziell auf einem guten Weg, stellte er fest, Selbst bei der jüngsten Main-Spessart-Expo konnte man noch einen kleinen Gewinn von 1300 Euro verbuchen, obwohl der Umsatz im Verpflegungszelt nicht die frühere Höhe erreichte. Auch die anderen beteiligten Handwerker hätten wenig Bereitschaft gezeigt, bei der nächsten Expo noch einmal mitzuziehen.

In kurzen Vorträgen ließen sich die Mitglieder unter anderem über die Bestimmungen des jüngsten Tarifvertrages zur Fleischer-Rente und zur Altersversorgung und über die ab 2016 geltende neue Wiegeverordnung sowie über neue Vorschriften zur Erfassung von Bareinnahmen und zur Speicherung von Daten informieren.

 
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