Ihren 70. Geburtstag feiert Margret Grimm-Wagner am Sonntag, aber ruhig ist es in ihrem Leben immer noch nicht geworden. Täglich trifft man sie noch in ihrer Firma Elektro-Wagner bei der Arbeit im Büro. Klar, dass das Gespräch mit unserem Medienhaus dort an der Bürgermeister-Dr.-Nebel-Straße laufen muss, wo sie am Abend mit ihrem Sohn Bodo stets die Letzte ist.
Vital und jugendlich wirkt die Jubilarin, die einst in der Lohrer Konditorgasse als Tochter von Georg und Elsa Wagner zur Welt kam. Schon früh half die Tochter ihrem Vater im 1946 gegründeten Installationsgeschäft.
Gelernte Rundfunktechnikerin
So war es kein Wunder, dass die junge Frau zunächst eine Ausbildung zur Rundfunk- und Fernsehtechnikerin absolvierte.
»Dann kam mein Sohn Bodo auf die Welt und ich habe mir vier Jahre unbezahlte Auszeit von der Firma genommen«, erzählt Grimm-Wagner. Währenddessen leitete ihr aus Aschaffenburg stammender Mann Peter Grimm das Geschäft, da der Vater aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dazu in der Lage war.
Margret Grimm-Wagner selbst absolvierte im eigenen Betrieb dann eine kaufmännische Lehre und machte berufsbegleitend noch den Praktischen Betriebswirt. Damals wurde sie als einzige Frau des Lehrgangs für das beste Zeugnis sogar vom Landrat geehrt.
Pioniere der Solartechnik
Ab dem 30. Lebensjahr führte sie mit ihrem Mann Peter gemeinsam die Firma. »Mein Mann war sehr innovativ. So strukturierte er die Ölbrennerabteilung im Zweigbetrieb in Steinfeld neu und ließ bereits 1974 Sonnenkollektoren produzieren - das war damals etwas ganz Neues«, erzählt Grimm-Wagner.
1995 ereilte sie mit dem unerwarteten Tod ihres 48-jährigen Mannes ein schwerer Schicksalsschlag. Die engagierte Unternehmerfrau gab nicht auf und führte die Firma weiter, später kam auch ihr Sohn Bodo zurück, der auswärts gerade seinen Elektromeister absolviert hatte.
Sie gönnt sich was im Leben
Mit ihm ging es genauso fortschrittlich weiter, »Wir hatten schon 1995 unsere eigene Webseite«. Oder im Wohnhaus in der Konditorgasse den ersten Batteriespeicher in Lohr zur Eigenversorgung mit Fotovoltaik.
Nach ihrem 60. Geburtstag überließ Margret Grimm-Wagner ihrem Sohn die alleinige Geschäftsführung. Trotzdem widmet sie weiterhin ihre Zeit dem Betrieb. »Die Firma ist einfach mein Leben. Allerdings bin ich jetzt nicht mehr um 6.45 Uhr morgens schon dort. Das gönne ich mir einfach und ich genieße sehr, am Morgen etwas mehr Zeit für mich zu haben. Das ist meine Rente«, sagt die Jubilarin.
Mit Rucksack durch Asien
Überhaupt habe sie sich immer etwas gegönnt im Leben, verrät sie. »Wir sind viel gereist, gemeinsam oder alleine. Ich selbst liebe Rucksackreisen; meine erste ging 1984 nach Thailand, meine letzte war mit 65 Jahren nach Vietnam. Da habe ich mir ein Ticket hin und ein Ticket zurück gekauft. Der Rest ging nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln.« Asien, besonders Indien ist ihr ein beliebtes Reiseziel gewesen, in diesem Jahr ging es nach Neuseeland.
Auch ohne Begleitung reist Grimm-Wagner gerne. »Alleine lernt man immer besser Leute kennen und man kann sich entscheiden, zu bleiben, wo man möchte. So habe ich mir immer Auszeiten gegönnt und wieder Kraft für die Arbeit im Betrieb getankt.«
Gerne verbringt sie Zeit mit ihren vier Enkeln. Auch zu ihrem runden Geburtstag »gönnt« sie sich etwas: »Ich habe außer meiner Familie auch viele gute Freunde von überall her eingeladen. So werden wir alle gemeinsam einen schönen Tag auf das Franziskushöhe verbringen.«