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Die Falle schnappt bei Höllrich zu
Gemünden (lies) Das Ende des US-Kommandounternehmens am 28. März 1945 beschreibt dieser fünfte und letzte Teil der Serie über dieses blutige Abenteuer. Der gestrige vierte Teil war versehentlich als dritter überschrieben. Die Darstellung des 1989 gestorbenen Aschaffenburger Historikers Dr. 
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Ein zur Aufklärung ausgeschickter leichter Panzer der Task Force Baum entdeckt auf dem Rückzug aus Hammelburg einen Feldweg, der nach Heßdorf führt, an der Straße Karlstadt-Hammelburg gelegen. Hier hatten die Deutschen aus Lastwagen zwei Sperren errichtet, die Kolonne stoppt. Die Hindernisse werden, ohne dass man dabei gestört würde, schnell beseitigt. Das Dröhnen der laufenden Motoren weckt die Einwohner. "Amis, Amis!" ruft man erschreckt, und im Glauben, das Dorf sei eingenommen, beeilt man sich, irgendetwas Weißes aus den Fenstern zu hängen. Handtücher, Bettücher, Hemden, was eben gerade zu greifen ist.

Ohne sich weiter um den aufgeregten Ort zu kümmern, rollt die Task Force auf der Straße nach Hammelburg weiter auf Höllrich zu, nicht ahnend, dass man ins Verderben fährt. Inzwischen waren nämlich die deutschen Abwehrmaßnahmen in höchster Alarmstufe angelaufen und von Baum unbemerkt so beendet worden, dass er völlig eingekreist war.

Höllrich wird gegen 2 Uhr erreicht. Der führende Panzer hat eben die mit Rolläden verschlossenen Fenster des Gasthauses vor der Kirche passiert, als der Fahrer schnell auf die Bremse treten muss. Fast hätte er in der Dunkelheit die quer über die Straße gebaute Sperre übersehen. Im selben Augenblick krachen von beiden Seiten der Straße Panzerfäuste auf das eiserne Ungetüm, Flammen erhellen die Nacht. Der Fahrer wird getötet, eine Panzerfaust explodiert mit schrecklicher Wirkung in einer Gruppe befreiter Kriegsgefangener.

In Höllrich eingekesselt

Ein zweiter Panzer will verzweifelt wenden, um aus der Falle herauszukommen, eine Panzerfaust vernichtet ihn. Das aus einem großen Haus geleitete deutsche MG- und Gewehrfeuer wird immer heftiger. Abgesessene GIs erwidern zwar hinter drei brennenden Shermans das Feuer, aber Baum muss das Gefecht abbrechen. Er fährt nicht auf der Straße nach Hammelburg weiter, sondern biegt rechts ab und sammelt seine Leute auf dem Reußenberg, der Höhe 427.

Baum kann nicht ahnen, dass auf der Reußenburg ein deutscher Beobachter sitzt, der alle Bewegungen ins Lager meldet. Am frühen Morgen trifft ein deutscher Major mit Ritterkreuz im Lager Hammelburg ein und übernimmt die Führung der Abwehrmaßnahmen. Hauptmann Köhl hat seine Panzerjäger bei Hundsfeld gesammelt, und eine 300 Mann starke deutsche Kampfgruppe ist ebenfalls eingetroffen. Als Baum den Rückmarsch antreten will, eröffnen die Deutschen überraschend das Feuer. Etliche Fahrzeuge werden getroffen und beginnen zu brennen. Kriegsgefangene und Infanteristen treten die Flucht an. Das Ende eines wagemutigen Unternehmens.

Wer die Katastrophe überlebte, geriet in Gefangenschaft, auch Baum, der - erneut verwundet - vergeblich versucht hatte, zu entkommen. Nur 30 von 500 GIs glückte die Flucht zu den amerikanischen Linien. Für Baum war jedoch der Aufenthalt im Lager von kurzer Dauer. Schon am 6. April, wie noch zu berichten sein wird, kamen die Befreier. Die Deutschen hatten nicht erfahren, dass er der Anführer der Task Force war. Auf deutscher Seite fielen 36 Soldaten, darunter in Gemünden Andreas Helmer und Johann Reusch.

Nachzutragen ist, dass das eigentliche Ziel des blutigen Unternehmens - die Befreiung des Schwiegersohns von General Patton - verfehlt wurde. Mehr noch, dieser Oberstleutnant John Waters wurde bei der Aktion schwer verwundet und von der deutschen Wehrmacht zusammen mit den meisten anderen fast 1500 US-Offizieren nach Süden verlegt. Für sie dauerte der Krieg also noch länger, erst am 29. April 1945 wurden sie in Moosburg endgültig befreit.

Das war der Ausgang des "selbstmörderischsten, kühnsten und wagemutigsten Unternehmens des Zweiten Weltkrieges", wie es ein US-Historiker nannte. Ab der Montagsausgabe folgen Zeitzeugenberichte.

Für seine Forschung sucht der Arbeits-
kreis "Task Force Baum" nach Zeit-
zeugen, die den Durchmarsch erlebt
haben. Ansprechpartner ist Martin
Heinlein in Obereschenbach, unter
Tel. (0 93 72) 78 37 28. Im Internet:
www.taskforcebaum.de

 
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