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MESPELBRUNN
Die Comtesse – apart und raubeinig zugleich
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Von unserem Mitarbeiter

Joachim Schwamberger

 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:19 Uhr

„Ach, das könnte schön sein...!“ Dieser im Laufe der Jahrzehnte zur Erkennungsmelodie für das „Wirtshaus im Spessart“ herangereifte Ohrwurm aus dem gleichnamigen Film gilt natürlich nur v o r der jeweiligen Vorstellung. Denn sie war schön, die Premiere.

Mehr als das, denn in der fünften Spielzeit hatte die Festspielgemeinschaft Mespelbrunn nicht nur das Glück auf ihrer Seite: eine eng am original Filmdrehbuch orientierte Inszenierung, ein zwischen mucksmäuschenstill lauschendes und spontan applaudierendes Publikum und den Beweis, dass derjenige, der für das Wetter verantwortlich zeichnete, ein engagierter, nicht hinter, sondern hoch droben über den Kulissen agierender Mitarbeiter war.

Dass das Schloss in sanft gelbes Licht von Mond und Elektrik sowie vom immer tiefblauer werdenden Spessarthimmel getaucht war, gehörte fast schon so zur Darbietung wie die jedes Mal bis in die Haarspitzen vordringenden Spielfreude der mehr als 100 Mitwirkende im so genannten Rampenlicht vor dem Echterschen Wohnsitz mit seinem gepflegten Teich.

Fotoserie

Aus dem Wald riefen manchmal sogar ein Käuzchen oder ein paar abendaktive Singvögel ihre Zustimmung zur nächtlichen „Ruhestörung“ durch das Schauspiel herüber. Aber keiner der rund 800 Premierengäste zürnte, wenn tosendes Räubergejohle aus rauen Schauspielerkehlen dem Vogel den Schnabel verboten. Schließlich kamen sie ja wegen der „Galgen-“ und nicht wegen der gefiederten Vögel ins Tal.

Handlung sattsam bekannt

Die Handlung dürfte seit dem Film mit Lilo Pulver und Carlos Thompson jedem „Wirtshaus“-Interessierten sattsam bekannt sein: Franziska Comtesse von und zu Sandau (in der Premiere Nina Bachmann, in späteren Aufführungen abwechselnd mit Anna Schäfer und Sabine Ehser) ist mit ihrem Verlobten Baron Sperling, ihrer Zofe und einem Pfarrer per Kutsche auf dem Weg nach Würzburg, als sie im Spessart mit der Kutsche in eine Grube auf dem Weg fahren, wobei ein Rad bricht. Nicht ahnend, dass es sich um die Falle einer berüchtigten Räuberbande handelt, folgen sie dem Rat zweier zwielichtiger Gestalten und steigen im nahe gelegenen Wirtshaus ab.

Dort treffen sie auf die Handwerksburschen Felix und Peter und auf die Räuber, die die Comtesse als Geisel nehmen, um von ihrem Vater ein Lösegeld zu erpressen. Diese tauscht kurzerhand mit Felix die Kleider und kann entkommen. Als Franziska erfährt, dass ihr Vater das Militär schickt, statt das Lösegeld zu zahlen, kehrt sie zu den Räubern zurück, um in ihrer Verkleidung dem Hauptmann als Bursche zu dienen. Der erkennt das falsche Spiel schon bald und verliebt sich in Franziska...

Nina Bachmann, bereits vor fünf Jahren die perfekte Besetzung, hat sich bis heute durch ausgeprägte stimmliche Weiterbildung noch einige Stufen höher auf der Räuberleiter gesungen. Aber nicht nur ihretwegen bekommt die Bezeichnung „Laienschauspieler“ bei den Mespelbrunner Festspielen eine völlig neue Qualitätsaussage.

Bis auf Christel Niederstenschee, die ja selbst Fernsehschauspielerin ist und in Mespelbrunn Regie führt, gehen alle Darsteller, auch die in tragenden Rollen, einem ordentlichen Zivilberuf nach. Deren häufiger Auftritt bei der Spessartbühne hat sie zum Glück noch nicht in seelenloser Routine erstarren lassen. Die Begeisterung frischen sie jedes Jahr neu auf – dankbar belohnt von einem Publikum, unter dem man viele treue Gesichter erkennt. Auch da lässt die Begeisterung nicht nach.

„Das Wirtshaus im Spessart“

Vorstellungen gibt es noch bis einschließlich 25. August jeden Freitag und Samstag. Beginn ist um 20.30 Uhr. Kartenvorverkauf beim Touristikverband Spessarträuberland, Heimbuchenthal, Tel. (0 60 92) 319 oder (0 15 20) 52 81 060, Fax (0 60 92) 55 11 oder per E-Mail unter vorverkauf@spessartraeuberland.de

ONLINE-TIPP

Mehr Bilder im Internet unter www.mainpost.de/regional/ main-spessart

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