
Nahezu jeder ist von der derzeitigen Situation mit Covid-19 irgendwie betroffen. Sei es finanziell, gesellschaftlich oder kulturell. Sozial Schwache trifft es sicherlich noch mehr. Dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man in den Sozialkaufhäusern, wie im Lohrer »Intakt« an der Vorstadtstraße nachfragt.
»Uns hat der Lockdown besonders getroffen«, berichtet Michael Porzelt, der Projektleiter für die Intakt-Kaufhäuser in Lohr, Gemünden, Marktheidenfeld und Bad Orb. »Wir haben natürlich jetzt ein riesiges Loch in der Kasse, obwohl wir ja nicht profitorientiert arbeiten. Aber wir müssten zum Beispiel dringend in ein neues Fahrzeug investieren, das haben wir jetzt auf Eis gelegt.«
Aber das Kaufhaus treffe es auch von einer anderen Seite, so Porzelt. »Wir haben zum Beispiel etliche Ein-Euro-Jobber und Klienten von der Sozio-Therapie, insgesamt 35 Arbeitsgelegenheiten. Die konnten ja auch nicht mehr kommen. Da wurde oft nachgefragt, denn gerade jetzt leben viele Menschen in Einsamkeit und haben auch viele Ängste.« Häufig sei der Satz gekommen, ihnen würde die »Decke auf den Kopf fallen.«
Weniger Arbeitsmöglichkeiten, aber mehr Spenden
Immerhin habe man durch den Lockdown viele Sachspenden bekommen. Die Leute hätten die Zeit genutzt und ihre Keller aufgeräumt, berichtet der Projektleiter. Auch im Intakt sei die Zeit genutzt worden zur Grundreinigung, Umgestaltung der Verkaufsräume und Anpassungen an die Abstandsregelungen. Dazu habe man auch viele der neuen Spenden abgeholt und eingearbeitet, obwohl natürlich der Platz durch die Verbreiterung der Laufwege jetzt geringer sei als vorher.
»Auch nach den Bistros wird in allen drei Intakt-Kaufhäusern in Lohr, Gemünden und Marktheidenfeld gefragt«, schneidet Porzelt noch ein weiteres Thema an. Diese seien durch die Abstandsregelungen und die nahe Ansiedelung an den Kassen leider nicht mehr möglich.
»Wir vermissen unser Bistro und den Treffpunkt mit anderen Menschen dort«, sagen auch Andrea Kaplan und Frauke Cöster, die sich deswegen in der Redaktion gemeldet hatten. »Gibt es keine Möglichkeit, mit weniger Tischen oder Bücherregalen als Raumteiler das Café im Lohrer Intakt wieder zu eröffnen?«, fragen die beiden, die früher Stammgäste im Intakt waren oder dort auch gearbeitet haben.

Die Bistros waren Treffpunkt für viele
»Der Platz des Cafés könnte doch von der Kasse aus eingesehen werden«, sagt Kaplan und Cöster ergänzt: »Alle anderen Cafés haben doch auch wieder offen. Man trägt Mundschutz und hält die Abstandsregeln ein, dann könnte das doch funktionieren.« Die beiden sind nicht alleine, denn sie seien auch schon oft von anderen früheren Gästen angesprochen worden. »Das war ein Treffpunkt für viele, auch ältere Menschen, zum Beispiel war da auch eine Strickgruppe, die sich regelmäßig getroffen hat.
Auch sozial Schwache konnten sich hier mal eine Tasse Kaffee oder ein Stück Kuchen leisten«, erinnern sie sich an bessere Zeiten. Das bestätigt auch Porzelt: »Der soziale Aspekt war natürlich groß in unseren Bistros. Die Leute waren einkaufen und haben dort auch mal eine kurze Pause gemacht. Oder sie gingen ins Kaffee und haben dann noch etwas eingekauft. All das war ja nur positiv für uns. Aber gerade deswegen können wir das auch schwer kontrollieren und die geforderten Listen korrekt führen.«
Porzelt sieht mit den derzeitigen Auflagen keine Chance, wiederzueröffnen. »Nicht nur in Lohr, auch in Gemünden und Marktheidenfeld wird oft nachgefragt. Ich würde so gerne eine Lösung finden, aber es gibt einfach keine. Bei allen drei Häusern können wir einfach die derzeitigen Auflagen nicht einhalten.«