Wie war das damals in der Weihnachtszeit, haben wir unsere Leserinnen und Leser in diesem Jahr gefragt und ihre Geschichten in der Adventszeit veröffentlicht. Georg Büttner aus Karlstadt erinnert sich an die Weihnachtstage in seiner Jugend. Seine Eltern führten ein Geschäft in Marktheidenfeld. Er schreibt:
"Wir Größeren schauten in der Adventszeit besonders sehnsüchtig in den Marktheidenfelder Spielwarengeschäften Roth in der Oberen Gasse und Freppon in der Mitteltorstraße in die Schaufenster mit dem heimlich gewünschten Polizeiauto oder der Puppe und dem Puppenwagen. Erinnern kann ich mich recht gut an die Dampfmaschine mit Zubehör, die dann am Heiligen Abend noch bei den Hausleuten vorgestellt und gleich in Betrieb genommen wurde
Erst um 16 Uhr wurde der Laden geschlossen
Unsere Eltern Max und Theresia Büttner betrieben bis Februar 1962 in der Marktheidenfelder Herrngasse eine Pachtbäckerei. Der Betrieb in Backstube und Laden war in der Zeit vor Weihnachten und auch am Heiligen Abend selbst immer recht anstrengend. Unsere verwitwete Tante kümmerte sich in diesen Tagen um Haushalt und Kinder. Am Hl. Abend blieb dann nicht viel Zeit, sich auf die Bescherung vorzubereiten. Nachdem gegen 16 Uhr der Laden geschlossen und die letzten Bestellungen abgeholt waren, wurde die Stube geputzt, Bohnerwachs wurde aufgetragen und die Holzdielen mit dem Blocker auf Hochglanz gebracht.
Wir Größeren holten den Christbaum ab, den unser Nachbar in den Christbaumständer eingepasst hatte. Der fand seinen Platz auf einem niedrigen Tisch. Mit Moos ausgelegt und von einem Holzzaun umgeben, wurde hier die Krippe aufgestellt.
Weißwürste oder Wiener mit Weißbrot
Wenn dann das Christkind im Wohnzimmer seine Helfer beschäftigte, waren die kleineren Geschwister bei einer Witwe im ersten Stock gut aufgehoben. Danach gab es als Abendessen Weißwürste oder Wiener mit Senf, dazu Weißbrot. Wir warteten ungeduldig auf das Glöckchen, mit dem das Christkind seinen Besuch ankündigte und wir in die weihnachtliche Stube durften. Für alle Geschwister gab es bei der Bescherung die ersehnten Gaben.
Mit einem weißen Tuch abgedeckt lagen sie auf dem Wohnzimmertisch und wir konnten es kaum erwarten, dass die Weihnachtslieder gesungen und ein Gebet gesprochen war. Für alle lagen Geschenke bereit und ich weiß, dass Mutter dabei einmal die Übersicht verlor und einen Kasper vergessen hatte und ihn erst einige Zeit später im Kleiderschrank wiederfand."