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Lohr
Die Arbeiterwohlfahrt kämpft ums Überleben
Der neue geschäftsführende Awo-Kreisvorstand besteht aus (von links) Birgit Bernhart, Heidi Wright, Renate Ries und Andreas Schmidt.
Foto: Thomas Josef Möhler | Der neue geschäftsführende Awo-Kreisvorstand besteht aus (von links) Birgit Bernhart, Heidi Wright, Renate Ries und Andreas Schmidt.
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 03.11.2024 02:31 Uhr

Der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) kämpft ums Überleben. Der am Samstag in der Lohrer Begegnungsstätte des Sozialverbands gewählte neue Kreisvorstand will in den kommenden zwei Jahren einen personellen Neuanfang versuchen. Neue Kreisvorsitzende wurde die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Heidi Wright (Karlstadt).

Ihr war im vorigen Jahr nach dem Rückzug des langjährigen Lohrer Orts- und Kreisvorsitzenden Karl-Heinz Ebert die Aufgabe zugefallen, als seine Stellvertreterin die Kreisdelegiertenkonferenz vorzubereiten. Sie sprach von einem "schwierigen Vorlauf". Es sei bislang nicht gelungen, einen "Neuanfang mit frischen Leuten zu schaffen".

Hauptprobleme der Awo sind Mitgliederschwund und Überalterung. Der Kreisverband hat laut Wright zurzeit knapp 450 Mitglieder, das sind rund 20 Prozent weniger als bei der letzten Kreisdelegiertenkonferenz 2019 (547). Main-Spessart liege damit im Trend des Bezirksverbands, der von 5832 auf 4931 Mitglieder geschrumpft sei.

Die Ortsvereine Triefenstein (18 Mitglieder) und Marktheidenfeld (39) seien aufgelöst worden. Der Ortsverein Hafenlohr/Windheim (18) sei "im Grunde nicht mehr existent" und aktuell nicht zu erreichen. Es gebe nur noch drei funktionierende Ortsvereine: Lohr (197), Kreuzwertheim (98) und Karlstadt (76).

Der Kreisverband hat nach Wrights Worten in den letzten Jahren für Hochwasseropfer, die Ukraine und jugendliche Flüchtlinge in verschiedenen Einrichtungen im Kreis gespendet. Zudem habe es Blumenaktionen für Pflegekräfte gegeben. Damit habe man ein "gutes Bild für die Awo abgegeben".

Immerhin stimmt beim Awo-Kreisverband die Kasse. Kassenwartin Birgit Bernhart (Lohr) konnte für 2023 einen deutlichen Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben verkünden. Die Kreisdelegiertenkonferenz erteilte den Verantwortlichen Entlastung.

Bei der Wahl des Kreisvorstandes, die der stellvertretende Bezirksvorsitzende Harald Schneider (Karlstadt) leitete, erhielt Wright sämtliche 26 Vertreterstimmen. Neue stellvertretende Kreisvorsitzende wurde Renate Ries (Lohr). Birgit Bernhart wurde als Kassenwartin bestätigt, neuer Schriftführer ist Andreas Schmidt (Kreuzwertheim). Zu diesem geschäftsführenden Vorstand kommen als Beisitzer Simone Dinkel (Kreuzwertheim), Franz-Karl Hammer (Karlstadt), Christian Holzemer (Frammersbach), Harald Schneider und Bernd Reimer (Steinfeld). Kassenprüfer blieben Egbert Woite (Marktheidenfeld) und Engelbert Jeßberger (Kreuzwertheim).

Zwei statt vier Jahre

Die reguläre Amtszeit eines Kreisvorstands beträgt vier Jahre. Allerdings hätten ihr einige Vorstandskandidaten im Vorfeld klar gemacht, dass ihnen diese Zeit zu lang sei, berichtete Wright. Deshalb habe man sich darauf verständigt, vorerst nur zwei Jahre zu amtieren. In dieser Zeit heiße es "arbeiten, arbeiten, arbeiten". Man müsse, so Wright, "ganz bodenständig die Arbeit im Kreisverband verrichten". Der neue Kreisvorstand wolle die drei funktionierenden Ortsvereine unterstützen. Dort müsse die eigentliche Arbeit passieren.

Ab morgen muss der Kreisvorstand nach den Worten der Kreisvorsitzenden daran denken, wie die Situation in zwei Jahren aussehen könnte. Entweder gehe es personell weiter oder man müsse an eine "geordnete Übergabe an den Bezirksverband" nachdenken. Eine starke Awo sei für den Zusammenhalt der Gesellschaft unverzichtbar, betonte Wright.

Laut Harald Schneider betreibt der Sozialverband in Unterfranken über 60 Einrichtungen in den Bereichen Pflege, Kinderbetreuung und Behinderte und beschäftigt über 3000 hauptamtliche Kräfte. Hauptproblem seien die fehlenden Fachkräfte in allen Bereichen, "überall herrscht Mangel". Den anvisierten Bau einer Wohngemeinschaft für Senioren in Lohr hinter dem ehemaligen Aloysianum werde es deshalb nicht geben.

Dem nicht anwesenden langjährigen Orts- und Kreisvorsitzenden Karl-Heinz Ebert versicherte Wright, er werde "unserem Dank nicht entkommen". Der Lohrer Ortsvereinsvorsitzende Heinz Schwaiger nannte Ebert die "Urzelle der Awo" und erinnerte an einige Stationen seines Wirkens seit 1976. Der neue SPD-Kreisvorsitzende Marc Nötscher (Lohr) bezeichnete Eberts Arbeit als "bewundernswert", sie sei für viele Inspiration gewesen.

 
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