Sie war die Herrin über das "Balles-Haus", eines der schönsten Gebäude der Stadt Arnstein. Und sie war Herrin über 22.000 Bücher und andere Medien. Nach 30 Jahren als Leiterin der Stadtbücherei geht Cäcilia Lambl in Rente; sie wird für sich nun ein neues Kapitel im Buch ihres Lebens aufschlagen.
"Bücher waren schon immer meine Erfüllung und die drei Jahrzehnte hier im Balleshaus verschafften mir daher meinen Traumberuf", sagt die 66-Jährige. Angefangen hat sie 1990 zunächst als Stundenkraft in der Bücherei, die drei Jahre zuvor in das frisch renovierte Gebäude eingezogen war. Schon nach vier Jahren wurde ihr die Leitung der Stadtbibliothek übertragen. Seitdem hat sie viele Entwicklungen und Neuerungen erlebt, mitgetragen und vorangetrieben.
In den 1990ern ging noch alles mit Stempel und Karteikarten, für jedes Buch gab es einen Laufzettel und die Statistiken waren dementsprechend schwierig. Dann kam der digitale Wandel: die Bücher wurden computergerecht gemacht, es kamen die sogenannten "e-medien" als Bücher oder Zeitschriften dazu. Heute umfasst das Angebot der Stadtbücherei über 22.000 Medien im Bestand, über den umfassenden Verbund und die Büchereihomepage www.webopac.winbiap.de/arnstein/ können nahezu alle verfügbaren Titel bestellt werden.
Junge Leute für das Lesen begeistern
Das Balleshaus mit der Rokokofassade aus dem Jahr 1725 ist mit seiner kleinteiligen Architektur eher eine Privatwohnung, doch unter Chefin Lambl hat sich gerade dies zum echten Vorteil entwickelt: Größere Bereiche mit klaren Regalfluchten wechseln mit heimeligen Ecken und Nischen, die Rückzugsmöglichkeiten bieten. Im Sommer gibt es sogar einen stillen, abgeschiedenen Schmökerhof.
Lambl bietet nicht nur ihre Bücher an, sondern sie versteht sich auch als Mentorin. Als Förderin, die Menschen vom ersten Lesealter bis in den Ruhestand zum Lesen verführen will. Natürlich hat sie schon von Kindesbeinen an viel gelesen und sagt von sich: "Ich verschlinge die Bücher förmlich." Da ist es klar, dass sie gerade jungen Leute das Lesen nahebringen will.
Sie ist Mitglied der Jury im jährlichen Lesewettbewerb der Schulen, besuchte Klassen mit ihrem Lesekoffer und immer wieder waren ganze Schulklassen am Vormittag bei ihr zu Gast. Beim Ferienspaßprogramm und beim monatlichen Lesekreis für Kinder ab 5 Jahren, war sie immer dabei, aber auch bei Seniorenkreisen, beispielsweise im Altenheim. In Zusammenarbeit mit der Vhs organisierte sie auch regelmäßig Autorenlesungen, wie kürzlich mit dem Würzburger Krimiautor Günter Huth.
Anekdoten aus 30 Jahren Stadtbibliothek
Aus den 30 Jahren Stadtbibliothek kann Lambl so manche Anekdote erzählen. Da war beispielsweise die Mutter, die abends um halb zehn an der Haustür schellte, weil das Kind zuvor seine Büchertasche in der "Bibi" vergessen hatte. Auch ein "ganzes Kind" wurde einst nach einer Leseübernachtung vergessen. Aufregung gab es bei einem Feueralarm, der sich glücklicherweise als Fehlalarm erwies.
Mysteriös war ein mit Süßigkeiten geschmückter Weihnachtsbaum, der immer wieder aufs Neue angefressen war – aber nur an den Ecken. Eine weniger schöne Erinnerung gibt es an das Gezerre im Stadtrat Anfang der 2000er-Jahre, als wegen der klammen Haushaltslage das Budget der Bücherei gedeckelt und die Beiträge drastisch angehoben werden sollten. Schließlich aber siegte der massive Einspruch der vielen Leserinnen und Leser und es blieb weitgehend alles beim Alten.
Was macht nun die Herrin der 22.000 Medien mit ihrer vielen Freizeit im nächsten Jahr? Natürlich bleibt sie ihrer Bücherei treu – zumindest als Besucherin, denn sie ist begeisterte Leserin von "Thrillern" und hat noch längst nicht alle ausgeliehen.