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Lohr
Die ambivalente Rolle des Wolfes: Ausstellung im Schulmuseum
Werwolf, Holzschnitt von Lucas Chranach.
Foto: Lucas Chranach | Werwolf, Holzschnitt von Lucas Chranach.
Bearbeitet von Franziska Schmitt
 |  aktualisiert: 05.09.2021 02:29 Uhr

"Wer hat Angst vorm bösen Wolf?" lautet der Titel einer Sonderausstellung im Lohrer Schulmuseum. Vom 11. September 2021 bis 31. Juli 2022 geht es um das Tier, das über Jahrhunderte hinweg in der kulturellen Rezeption vieler Völker eine große und zum Teil ambivalente Rolle gespielt habe, wie es im Presseschreiben von Museumsleiter Eduard Stenger heißt.

Am bekanntesten ist wohl die Sage von Romulus und Remus, den späteren Gründern der Stadt Rom (um das Jahr 753 vor Christus). Sie wurden der Sage nach als Kinder in einem Korb ausgesetzt und von einer Wölfin gesäugt, bis sie von einem Hirten entdeckt wurden.

In der Slowakei sollen die Recken Waligor und Wyrwidub, sowie der Gründer des altpersischen Reiches, Kyros II., von Wölfen großgezogen worden sein.

Von kampfeslustig bis lieb und hilfsbereit

In den nordischen Mythologien kommt der Wolf sehr häufig vor. Zu den ständigen Begleitern des Kriegsgottes Odin gehörten auch die Wölfe Geri und Freki. Sie halfen bei der Jagd und galten als treu und kampfeslustig.

Der letzte bekannte Wolf der nordischen Mythologie ist der Mondhund Managarm, der sich von sterbenden Menschen ernährt.

In indischen Legenden wird der Wolf als hilfsbereites und liebes Tier beschrieben, ähnlich in türkischen Erzählungen.

Viele Völker Zentralasiens sahen im Wolf einen direkten Vorfahren und verehrten ihn als heiliges Tier.

Ab dem Mittelalter galt der Wolf als blutrünstig und zerstörerisch

Eine besondere Variante des Wolfes war der Werwolf. Das Wort bedeutet in etwa "Mann-Wolf" und entstand vor mehr als 1000 Jahren durch heidnische Rituale, in denen der Wolf als Beschützer gefeierte wurde. Medizinmänner, Schamanen und Anführer wickelten sich häufig in Wolfsfelle, und es hieß, sie seien von dem Tier besessen und bekämen dadurch magische Kräfte.

Im ausgehenden Mittelalter durchlief der Werwolf eine grundsätzliche Veränderung. Er galt nun als blutrünstig und zerstörerisch, wurde mit Hexen und dem Teufel in Verbindung gebracht. Der 1486 von dem Dominikanermönch Heinrich Kramer verfasste "Hexenhammer" wurde zur juristischen Grundlage der Hexen- und Werwolfprozesse, duch die im 16. und 17. Jahrhundert tausende Menschen auf grausamste Weise zu Tode kamen. Spätestens unter Folter gaben die Angeklagten die gewünschten Geständnisse ab und starben dann auf dem Scheiterhaufen.

Werwolf galt als Gehilfe des Teufels

Bei den Werwölfen handelte es sich um Menschen (meistens Männer), die am Rand der dörflichen Gemeinschaft lebten, und die man gerne loswerden wollte. Werwolfprozesse waren aber auch ein Weg, die christliche Bedrohung durch den Teufel zu verdeutlichen, denn der Werwolf galt als Gehilfe des Teufels. 

Ein Bestseller wurde im Dritten Reich (1933-1945) der 1910 von Hermann Löns  geschriebene Roman "Der Wehrwolf" wegen seiner völkisch-heidnischen Tendenz.

Eine neue Bedeutung erhielt der "Werwolf" gegen Ende des 2. Weltkriegs. Die 1944 von Heinrich Himmler angeordnete paramilitärische Organisation "Werwolf" sollte als "Widerstandsbewegung in den deutschen Grenzgebieten" durch einen Guerillakampf das Vorrücken der Alliierten stören. Vor allem Hitlerjugend-Mitglieder wurden in zwei- bis dreiwöchigen Kursen ab Herbst 1944 für die Sabotage ausgebildet.

Noch kurz vor Kriegsende 1945 erklärte Joseph Goebbels den Kampf jedes Deutschen bis zur "Selbstvernichtung" zur neuen Werwoflprämisse: "Hass ist unser Gebet und Rache unser Feldgeschrei. Der Werwolf hält selbst Gericht und entscheidet über Leben und Tod."

Auf den Kriegsverlauf hatten diese Aktionen keinen Einfluss. In den Märchen des christlich geprägten Abendlandes hatte kein Tier ein so schlechtes Image wie der Wolf.

Durch Märchen wurde die Angst von Kindern vor dem Wolf verstärkt

Dieses Bild des bösen und hinterhältigen Raubtieres wurde auch durch die Gebrüder Grimm geprägt. Es waren vor allem die beiden Märchen "Rotkäppchen" und "Der Wolf und die sieben Geißlein", die über Generationen von Kindern die Angst vor dem Wolf verstärkten.

Noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörten großflächige Bildserien von den beiden Märchen zu dem Wandbildbestand der meisten Grundschulen. Auch in den Schulbüchern waren diese Märchen ein beliebtes Thema.

Mit Schulwandbildern, Auszügen aus Schul- und Kinderbüchern, Bildprojektionen mit der Laterna magica usw. ermöglicht die Sonderausstellung interressante und vielfältige Einblicke.

Das Lohrer Schulmuseum im Ortsteil Lohr-Sendelbach ist unter Beachtung der coronabedingten Vorgaben von Mittwoch bis Sonntag und an allen gesetzlichen Feiertagen jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gruppen können auch nach vorheriger telefonischer Absprache, Tel.: (09352) 4960 oder (093599 317, außerhalb der regulären Öffnungszeiten das Museum besuchen.

Infos auch im Internet: www.lohr.de/schulmuseum oder per E-Mail: eduard.stenger@gmx.net

 
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