Ihren 102. Geburtstag feierte Frieda Helbig, die älteste Einwohnerin Arnsteins, in der Schwabenstraße. Wir wollten von ihr wissen: Wie ist sie so steinalt geworden? Und was hat sie Markantes erlebt während ihres langen Lebens? Bei einem Plausch fand die geistig und körperlich fitte Jubilarin Zeit, etwas mehr über sich und ihr Leben zu berichten.
Viele Geschichtchen fallen der rüstigen Dame spontan ein. Es sind meist kleine Dinge, die sie sehr schätzt. Die Liebe zur Familie, tägliche Spaziergänge und regelmäßige Treffen in verschiedenen Seniorengruppen. Auch an ihrem Geburtstag erfreut sie sich an diesen „kleinen Dingen“: Etwa am Spontan-Tänzchen mit dem Nachbarn am Vormittag oder daran, dass die Seniorengruppe ihr extra „ihr“ Fichtelgebirgslied sang.
Gute Portion Gelassenheit hält fit
Der Alltag hält Frieda Helbig fit, die Familie, die Nachbarn, das Erledigen kleinerer Dinge. Und vor allem eine gute Portion Gelassenheit: Sie kauft gerne im Edeka ein. Jetzt muss sie wohl bald zum Rewe, wenn der Edeka schließt. Sie nimmt's gelassen.
Geboren ist Frieda Helbig am 26. Februar 1914 in Göpfersgrün bei Wunsiedel im Fichtelgebirge. Ihren Vater verlor sie im ersten Weltkrieg, weswegen sie bereits ab dem Alter von 14 Jahren im Bergwerk Specksteine sägte, um zum Familienunterhalt beizutragen.
Viel erlebt hat sie bereits in jungen Jahren, als sie nach ihrer Ausbildung als Hauswirtschafterin in einem Haushalt in Leipzig arbeitete. Sie wohnte unweit des Völkerschlachtdenkmals und lernte in dieser Zeit ihren Mann Otto kennen.
Nie wieder geheiratet
„Ich habe zwei Weltkriege und vier Währungen miterlebt“, erklärte sie nicht ohne Stolz. So leicht erschütterte die rüstige Dame somit nichts. Auch dem frühen Verlust ihres Mannes, den sie 1941 heiratete und 1944 im zweiten Weltkrieg an der Front verlor, stellte sie Kampfeswille und Mut, auf den eigenen Beinen zu stehen, entgegen. Ihren Sohn Albrecht zog sie allein groß, heiratete nie mehr. Auf die Frage warum, sagt sie mit einem Schulterzucken: „Das wollte ich nicht, dass mein Sohn einen Stiefvater bekommt, da hatte ich zu viel Schlechtes drüber gehört."
So verdingte sie sich zunächst als Wirtschafterin bei einem Bauern, ehe sie ab Anfang der 60er-Jahre als Spulerin bei der Strumpffabrik Höfer in Wunsiedel beschäftigt war.
Schnell im Ort integriert
Bei regelmäßigen Kirchgängen habe sie damals recht bald eine Freundin gefunden und durch die Vereine habe sie sich bald im Ort integriert. Nur den Wald und die Berge vermisse sie immer noch. Sie ist seit 65 Jahren Mitglied beim VdK, langjähriges Mitglied bei der VSG und beim Roten Kreuz. Beim Geburtstag wurde sie für 55 Dienstjahre bei der BRK Bereitschaft Arnstein ausgezeichnet.
Ihre Hobbys, das Wandern und das Gärtnern, begleiteten sie durch ihr Leben. Zu Fuß habe sie beispielsweise alle Quellen im Fichtelgebirge (Saale, Eger, Naab und Main) erwandert und aus den Quellen das Wasser getrunken.
Überrascht und sprachlos zeigte sie sich über den Besuch von Landrat Thomas Schiebel, der wie der zweite Bürgermeister der, Stadt Franz-Josef Sauer, Glückwünsche überbrachte. Mit Stolz werde sie bei der nächsten Gelegenheit das Halstuch, welches ihr im Namen von Ministerpräsident Horst Seehofer inklusive eines handschriftlich signierten Glückwunschschreibens der Staatsregierung überreicht wurde, tragen.
„Alles ist schön: Dass ich das erleben darf, wie die Familie sich entwickelt und dass alle gesund sind“, sagt sie glücklich. Zwei neue Urenkel sind im letzten Jahr zur Familie dazugekommen. Das sind nun die Schwiegertochter, drei Enkelinnen mit ihren Familien und insgesamt vier Urenkel, die dazugehören.
Im Altenheim waren alle so alt
Helbig lebt im Dachgeschoss des Hauses, das sie gemeinsam mit ihrem 2013 verstorbenen Sohn baute. Er hatte eine Stelle bei der Baywa und hatte der Mutter vorgeschlagen, doch zur Rente zu ihm nach Arnstein zu ziehen. „Wir hätten dieses Haus oder ein kleineres bauen können“, sagt sie. Da habe sie sich durchgesetzt: „Wir nehmen das große Haus, du wirst einmal Familie haben und da muss das Haus groß genug sein.“ Noch heute sei sie froh, dass es so gekommen ist, nun lebt eine Enkelin hier.
Zwischenzeitlich lebte sie einige Monate im Pfründnerspital. Dass sie vier Wochen nach ihrem hundertsten Geburtstag aus dem Seniorenheim wieder auszog, findet sie nach wie vor gut. „Da habe ich nicht hingepasst“, sagte sie. „Da waren alle so alt.“