Ein unscheinbarer grauer Kasten soll dafür sorgen, dass Flusskreuzfahrtsschiffe künftig in Karlstadt vor Anker gehen und ihre Passagiere zu Gästen der Stadt werden. Denn in dem Kasten befinden sich leistungsfähige Strom- und Wasseranschlüsse. Damit hat die Stadt Karlstadt gemeinsam mit der Energieversorgung und den Stadtwerken den Schiffsanleger am Mainkai für die kommenden Jahre wettbewerbsfähig ausgebaut.
Kapitän Ionut Raileanu vom 135 Meter langem Schiff Viking Alsvin, das unter Schweizer Flagge fährt, war am Mittwochmorgen der Erste, der die neue Technik in Augenschein nahm. Hocherfreut stellte er fest, dass er sie ohne neue Freischaltkarte nutzen kann, die Abrechnung erfolgt in Kooperation mit der Würzburger Hafen GmbH, sie soll das möglichst für alle Anlegestellen am Main übernehmen.
Laute und stinkende Generatoren können aus bleiben
Bürgermeister Paul Kruck erklärte, dass die großen Schiffe bisher nicht lange in Karlstadt bleiben konnten, weil sie ihren Strom über laute und teils stinkende Generatoren erzeugen mussten, insbesondere vom Hotel Main-Promenade habe es Beschwerden gegeben. Die Schiffe benötigen sehr viel elektrische Energie, die Energieversorgung installierte extra eine neue Trafostation im Ehrenhain. Die Anschlusssäule kann bis zu zweimal 250 Kilowatt an Leistung liefern. Laut Marek Zelezny, dem Geschäftsführer der Energieversorgung, entspricht das dem Anschlusswert von mindestens 15 Einfamilienhäusern. Anders ausgedrückt ist es zwischen einem Zehntel und einem Viertel der Nennleistung (bei Vollast) einer modernen Windkraftanlage an Land.
Damit die Flußkreuzfahrtsschiffe auch Wasser auftanken können, verlegten die Stadtwerke eine Leitung vom Hofriethgärtchen aus. "Da gab es schonen einen Hydranten, diesen Anschluss konnten wir nutzen", erklärte vor Ort ihr Technischer Leiter Clemens Albert. Der Wasserbedarf der schwimmenden Hotels ist mit 30 bis 50 Kubikmetern notfalls innerhalb einer Stunde ebenfalls immens, die Bewohner eines durchschnittlichen Einfamilienhauses kommen damit drei bis vier Monate aus. Der große Bedarf ergibt sich auch aus den vielen Zimmern und Passagieren. Die Alsvin verfügt etwa über 95 Zimmer mit gehobener Ausstattung, darunter insgesamt neun Suiten und 39 Zimmer mit Balkon.
Auch wenn die technische Infrastruktur am Schiffsanleger jetzt vorhanden ist, die Viking Alsvin legte auf ihrem Weg von Trier nach Bamberg am Mittwochmorgen gleich wieder ab, nachdem die Passagiere größtenteils in die vorgefahrenen Reisebusse eingestiegen waren. Bis Flusskreuzfahrtsschiffe länger in Karlstadt vor Anker gehen wird es laut Pressesprecherin Cornelia Winkler noch etwas dauern. Die Reedereien hätten ihr Reiseprogramm für das nächste Jahr schon fertig. Sie rechnet damit, dass es 2021 oder 2022 richtig losgehen könnte.