
In der kürzlich stattgefundenen Mitgliederversammlung des Diakonischen Werkes Lohr informierte Vorsitzender Dekan Till Roth über die inhaltliche Arbeit im Vorstand beziehungsweise über zukunftsweisende Wege, die man mit der Diakonie Lohr gehen wolle. In diesem Zusammenhang begrüßte er die Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes der Diakonie Würzburg, Clemens Link und Andreas Schrappe. Diese und folgende Informationen sind einer Pressemitteilung des Diakonischen Werks Lohr entnommen.
Roth erklärte den Hintergrund der Notwendigkeit des Zusammenschlusses beider Diakonischen Werke. Die Beratungsstelle der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit sei eine kostenlose Beratungsstelle für die gesamte Bevölkerung. Sie werde durch Landeskirchenmittel finanziert. Durch die Kürzungen der Landeskirche entstehe ein starker wirtschaftlicher Druck.
Aktuell befinde man sich in einer Übergangssituation durch die bevorstehende Berentung von Helga Wild-Krämer (Einsatzleitung der Familienpflege) und Michael Donath (Geschäftsführer). Insbesondere die Aufgabe Donaths sei künftig durch eine einzelne Person nicht mehr zu leisten. Gesetzliche Anforderungen wie Datenschutz ändern sich. Auch Öffentlichkeitsarbeit müsse immer professioneller werden, um sich am Markt zu behaupten.
Ausgiebige Beratungen
Nach ausgiebigen betriebswirtschaftlichen Beratungen über eine mögliche Rechtsform und Beschlüssen des Vorstandes seien sich beide Diakonischen Werke einig, eine baldige Fusion anzustreben. So seien alle nötigen Beratungen, Erörterungen, Recherchen und Vorarbeiten soweit gediehen, den Mitgliedern der Diakonie Lohr die Beschlussvorlage zur Abstimmung vorzulegen. Geschäftsführer Donath ergänzte die Ausführungen Roths. Das Diakonische Werk Lohr sei seit 2015 immer finanziell stabil gewesen. Dann kamen die Kürzungen der Landeskirche, die einschneidende Wirkungen haben.
In Bayern hätten bereits mehrere Seniorenzentren geschlossen beziehungsweise ein Diakonisches Werk Insolvenz angemeldet. Die materiellen Kürzungen würden besonders die Bezirksstellen und die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit (KASA) betreffen, auch in Lohr. Die Beratungen in der KASA und Müttergenesung, Mutter-Kind-Kurberatung und Mütterkuren seien gewachsen. Die Caritas habe ihre Beratung in der Müttergenesung eingestellt, was enormen Mehraufwand für die Beratungsstelle des Diakonischen Werkes in Lohr bedeute.
Ein neuer Weg war nötig
Zusätzlich sei die beschränkte Platz-Situation im Büro sehr erschwerend. In der Familienpflege werde eine hochprofessionelle Arbeit geleistet, allerdings litt dieser Bereich unter mangelnden Einsatzbuchungen. Dies bedeutet Minusstunden und natürlich wegbrechende Einnahmen. Auch die Lohrer Tafel sei finanziell ein gewaltiger Schwerpunkt.
Für die folgenden 2,5 Jahre bis zu Donaths Berentung gebe es eine Zusage des Diakonischen Werkes Bayern, dass sich nichts an der Stellensituation verändere. Die Frage, was danach geschieht, sei noch nicht ganz geklärt. So sei es notwendig gewesen, einen neuen Weg zu suchen, um zukünftig finanziell und inhaltlich besser abgesichert zu sein. Nach rechtlicher Beratung beider Diakonie-Geschäftsführer habe man in Erörterung mehrerer Modelle eine gemeinsame gGmbH als die beste Möglichkeit gesehen.
Einstimmig Beschluss für Gründung
Das Diakonische Werk Lohr müsse nicht aufgelöst werden, sondern wäre Förderverein und würde der gGmbH zuarbeiten. Würzburg hätte Majorität. Der Förderverein könne Mitgesellschafter in der gGmbH sein und die Lohrer Interessen zusätzlich wahren. Dieser gewählte Weg sei der beste langfristige Garant aller diakonischen Dienste im Evangelischen Dekanatsbezirk Lohr.
Die beiden anwesenden Vorstandsmitglieder der Diakonie Würzburg stellten sich in diesem Zusammenhang vor. Beide berichteten, dass das Diakonische Werk Würzburg durch drei Vorstände geführt wird. 850 Mitarbeitende sind im Kernwerk angestellt. Es wurden bereits mehrere gGmbHs gegründet. Link lobte das, was in Lohr aufgebaut wurde und möchte beitragen, dass alles weitergeführt wird. Er verwies auch auf die langjährige Erfahrung sozialer Arbeit und auf das 175-jährige Bestehen im kommenden Jahr.
Nach weiteren klärenden Detailfragen stimmten die anwesenden Mitglieder der Diakonie Lohr ab. Der Beschluss für die Gründung der gGmbH zum 1. Januar 2024 erfolgte einstimmig.
Gute Auslastung
Im Anschluss berichteten die Sozialdienste über ihre Tätigkeit. Die Mitarbeiter der Familienpflege waren, laut Wild-Krämer, gut ausgelastet, aber seit mehreren Wochen gebe es einen massiven Einbruch der Einsatznachfrage. Es sei ihr unerklärlich warum.
Zur Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit erklärte Donath: Momentan habe er hier nur eine Halbtagsstelle, was sich möglicherweise wieder von der Förderung durch die Diakonie Bayern ändere. Hier besteht eine gute Auslastung. Donath berichtete von Schwierigkeiten auch wegen der Sprachbarriere mit den Flüchtlingen bei Ausstellung eines Berechtigungsscheines für die Lohrer Tafel. Man sei grundsätzlich sehr gut mit dem Goldenen Herz und Lions Club vernetzt. Die psychische Not steige in den Familien. Altersarmut sei ein großes Thema.
Zur Tafel erklärte Donath: Circa 150 Ehrenamtliche in neun Mitarbeiterteams seien tätig. 260 Personen aus der Ukraine und 800 bis 900 Personen insgesamt würden in Lohr und im Altlandkreis von der Tafel versorgt. Mehr sei aufgrund von Lebensmittelknappheit nicht möglich.
Zum Mehrgenerationen-Café führte er aus, dass dieses sich super entwickelt habe. 35 bis 50 Besucher pro Dienstag seien sehr zufriedenstellend für das Projekt in gemeinsamer Trägerschaft mit der Evangelischen Kirchengemeinde in Lohr. Das zugehörige Veranstaltungsprogramm komme auch immer sehr gut an.
Ergebnisse der Wirtschaftsprüfung
Donath verteilte Ausdrucke des Ergebnisses des Jahresabschlusses und der Wirtschaftsprüfung 2022 an die anwesenden Mitglieder. Auch wenn zwei Bereiche defizitär wären, könne man jedoch immer noch mit einem Überschuss aller sozialen Dienste von 15.000 Euro zufrieden sein. Die Ergebnisse der Wirtschaftsprüfung zitierte Donath. Diese bezeugten einen ordnungsgemäßen Umgang mit Finanzen, Buchhaltung und Personalwesen. Donath sei es wichtig, diese freiwillig jährlich vornehmen zu lassen, um auch den Spendern Sicherheit zu geben. Die Mitglieder Esken und Ulbrich beantragten die Entlastung der Geschäftsführung – 17 Ja, eine Enthaltung – und die Entlastung des Ausschusses – 16 Ja, zwei Enthaltungen.