
Das Rennen war noch "jung", als die Deutschlandtour am Donnerstag nach 37 Kilometern durch Retzbach führte. Etwa eine Stunde vorher war das Profi-Radrennen in Schweinfurt gestartet, die erst Etappe führte über 177 Kilometer nach Heilbronn. In Retzbach wollten sich schätzungsweise 250 Schaulustige das Spektakel nicht entgehen lassen. Vielfach waren es Einheimische und Anwohner, aber auch Zuschauer von weiter weg standen an der Kolpingstraße und der Thüngener Straße, etwa ein Motorradfahrer aus dem Raum Hanau. Andere Zuschauer waren selbst mit Rennrädern unterwegs, nicht nur in Retzbach, sondern etwa auch am Anstieg zwischen Leinach und Greußenheim.

Ein Radrennen ist mit einigem logistischen Aufwand verbunden. Schon einige Tage standen etwa in Retzbach in der Thüngener Straße die Halteverbotsschilder. Auch waren Helfer gesucht worden, um die Feuerwehren bei der Sicherungen der Straße zu unterstützen. Unter ihnen war auch Gemeinderat Michael Heßdörfer. "Ich wollte mir das sowieso anschauen, da kann ich doch auch mithelfen", sagte er. Alle Helfer konnten sich über eine Warnweste und ein T-Shirt des Titelsponsors Lidl freuen.
Mehr Autos und Motorräder als Radler?
Gegen 13.05 Uhr kam über den Feuerwehrfunk die Nachricht "Die rote Fahne ist am Gramschatzer Tor, absperren!". Jetzt wurde es langsam ernst, die Helfer sperrten die Zufahrten aus den Seitenstraßen mit Baken und Schildern ab. Schon vorher waren einige als Teamfahrzeuge erkennbare Autos und Polizeifahrzeuge unterwegs, zudem auch viele Motorräder. Auffällig waren die dreirädrigen Motorräder mit Lidl-Logo.

Eine halbe Stunde später war es dann so weit – die ersten Radprofis fuhren flott die Kolpingstraße hinunter. Vorne weg eine vierköpfige Ausreißergruppe mit dem deutschen Fahrer Anton Lennemann (Team Bike Aid), der später die Sprintwertung in Tauberbischofsheim gewinnen sollte, und drei Fahrern des Teams Lotto Kern-Haus PSD Bank. Ihr Vorsprung war deutlich, das Peloton folgte mit über drei Minuten Abstand. Angeführt wurde es vom Italiener Jonathan Milan (Team Lidl-Trek) im blauen Trikot, der schon den Prolog am Mittwoch in Schweinfurt gewonnen hatte und auch in Heilbronn als erster über die Ziellinie fahren sollte. In weniger als einer halben Minute war das Hauptfeld an der Ecke Kolpingstraße/Thüngener Straße durch. Es folgten die Support-Autos der 20 Teams mit Ersatzrädern auf dem Dach. Das Support-Fahrzeug vom Team Tudor Pro Cycling fuhr in der Kolpingstraße ein gewagtes Überholmanöver.
Mancher wunderte sich über die vielen Begleitfahrzeuge. "Das waren bald mehr Autos und Motorräder als Teilnehmer", war etwa der Eindruck von Wolfgang Eichfelder. "Ich war mehrmals bei der Rallye Monte Carlo, da wurde nicht so ein Aufwand betrieben."