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Karlstadt
Deutschlands ältester Erfinder: Alfred Hock wird 103 und erfindet einen Alltagshelfer
Alfred Hock wird am 5. Januar 103 Jahre alt. Seine neuste Entwicklung ist ein universell verwendbarer Flaschenöffner.
Foto: Karlheinz Haase | Alfred Hock wird am 5. Januar 103 Jahre alt. Seine neuste Entwicklung ist ein universell verwendbarer Flaschenöffner.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:07 Uhr

In jüngeren Jahren lebte er eher unauffällig, ging seinem Geschäft als Polsterermeister nach -doch je näher er den magischen 100 Lebensjahren kam, desto mehr Furore machte Alfred Hock. Am Donnerstag, 5. Januar, wird er 103 und ist damit der älteste Einwohner Karlstadts. Das ist zwar beachtlich, wirklich sensationell aber ist seine außerordentliche Umtriebigkeit und geistige Fitness.

Gerade hat er wieder etwas erfunden: Ein Werkzeug, mit dem sich Flaschen besser öffnen lassen - solche mit Drehverschluss ebenso wie mit Kronkorken. "Es war immer so schwer, Flaschen aufzuschrauben", fand der Senior. Aus Holz fertigte er einen Ring, der sich genau über den Schraubverschluss stülpen lässt. Damit der Verschluss auch richtig gut gegriffen wird, hat Hock Schmirgelpapier an die Innenseite geklebt.

Mit der Metallfeile hat Alfred Hock die Blechteile für den Öffner glatt geschliffen.
Foto: Karlheinz Haase | Mit der Metallfeile hat Alfred Hock die Blechteile für den Öffner glatt geschliffen.

Wie aber lassen sich damit auch Kronkorken öffnen? Nach einigen Versuchen hatte der Bastler die richtige Form für die Bleche konstruiert, mit denen sich die Kronkorken packen lassen. Als Rohmaterial verwendete er ein ausgedientes Backblech. Aber weder Säge noch Winkelschleifer noch Blechschere benutzte Alfred Hock, um die Formen auszuschneiden. Er bohrte Loch an Loch. Schließlich schliff er das entstandene gezackte Gebilde mit der Eisenfeile glatt. "Ich hab‘ doch Zeit", kommentiert er diese höchst aufwendige Vorgehensweise.

Täglich trainiert er sein Gedächtnis

Diese Zeit nutzt er nicht nur zum Basteln und Erfinden. Täglich trainiert er sein Gedächtnis, indem er sich Telefonnummern merkt. Auch Mobilfunknummern schrecken ihn nicht ab. "Ich habe jetzt von 40 auf 50 Handynummern aufgestockt", lacht er. Alfred Hock ist klar, dass er ein Ausnahmefall ist. Bei seinem 100. Geburtstag kokettierte er damit vor größerem Publikum. Im Vereinsheim der Karlstadter Segelflieger ließ er sich als besondere Showeinlage das Morsealphabet abfragen.

1920 in Laufach zur Welt gekommen, kam Hock mit acht Jahren nach Karlstadt, als sein Vater, ein Bahner, hierher versetzt wurde. Nach der Schulzeit machte eine Lehre als Polsterer und Tapezierer bei der Firma Josef Schweitzer in der Karlstadter Hauptstraße und arbeitete drei Jahre bei Möbel-Weber in der Würzburger Juliuspromenade als Polsterer. Im Krieg wurde er zweimal von Splittern getroffen - davon einmal in der linken Schulter, unweit des Herzens.

Zwei Jahre nach Kriegsende heiratete Alfred Hock seine Frau Rosa, geborene Kunkel aus Wiesthal. Sein Vater und er bauten im Karlstadter Krönleinsweg zur Zeit der Währungsreform ein Wohnhaus. Die Steine für den Keller wurden in Wiesthal gebrochen, dort zum Bahnhof gefahren, in einen Waggon geladen, mit der Bahn nach Karlstadt gebracht, dort wieder in einen Lastwagen geschichtet, auf der Baustelle abgeladen und schließlich noch einmal in die Hand genommen zum Vermauern.

In Karlstadt eine eigene Polsterei eröffnet

Doch als das Haus fertig war, ging Alfred Hock in den 1950er Jahren zu Opel nach Rüsselsheim und polierte dort chromblitzende Stoßstangen. Zweimal machte er dort Verbesserungsvorschläge, die vom Unternehmen aufgegriffen und honoriert wurden. Die Idee zur Aufarbeitung und weiteren Verwendung von zunächst verbrauchten Polierscheiben brachte ihm die Höchstprämie von 2500 DM ein - ein fürstlicher Betrag im Vergleich zu den 60 Mark Wochenlohn jener Zeit. 1962 kehrten die Hocks nach Karlstadt zurück, um die eigene Polsterei zu eröffnen.

Für das Segelfliegen, das er noch vor dem Krieg auf dem "Saupurzel" mit offenen Gleitern erlernt hatte, blieb Alfred Hock keine Zeit mehr. Dem Luftsportclub wandte er sich erst im späteren Ruhestand wieder zu, dann aber nicht mehr als Pilot. Als "Bodenpersonal" reparierte er beispielsweise den Fallschirm für den Windenschlepp oder strich die Bänke neu.

Mit 99 Jahren einen Weltrekord aufgestellt

Mit 99 Jahren stellte er einen Weltrekord auf - als ältester Looping-Passagier in einem Segelflugzeug, bestätigt vom "Rekord-Institut für Deutschland". Gleich zweimal flog er mit Pilot Florian Zaschka diese Kunstflugfigur, was schließlich das Bayerische Fernsehen auf den Plan rief. Nach seinem 100. Geburtstag wurde eine Reportage über den rüstigen Flieger gedreht.

Das 'Rekord-Institut für Deutschland' hat Alfred Hock bestätigt, dass er weltweit der älteste Looping-Passagier in einem Segelflugzeug war.
Foto: Karlheinz Haase | Das "Rekord-Institut für Deutschland" hat Alfred Hock bestätigt, dass er weltweit der älteste Looping-Passagier in einem Segelflugzeug war.

Zu diesem Wiegenfeste hatte er auch gleich 30 Exemplare des von ihm erfundenen "Senioren-Rauchmelder-Entferners" hergestellt - ein Stock mit einem Teller daran, mit dem sich ein Rauchmelder entfernen lässt, wenn er plötzlich wegen leerer Batterie nervtötend zu piepen beginnt. "Damit niemand auf einen Stuhl steigt, um ihn abzumontieren, und dann runterfällt", so Hock. Jeder Gast über 60 Jahre erhielt einen solchen Rauchmelder-Entferner.

Diesmal werden die Gratulanten Flaschenöffner geschenkt bekommen, nachdem sie die Treppe ins Obergeschoss des Wohnhauses erklommen haben, in dem Alfred Hock lebt. Dabei werden sie auch den Treppenlift bestaunen, den er einst für seine Frau gebaut hat. Sie ist 2018 mit 97 Jahren gestorben. Eine der Gratulantinnen wird Zweite Bürgermeisterin Martha Bolkart-Mühlrath sein, um die Glückwünsche im Namen der ganzen Stadt zu überbringen.

 
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Kommentare
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  • eboehrer@gmx.de
    Ich möchte die Leistung von Herrn Hock keinesfalls schmälern. Aber einen Flaschenöffner aus Plastik für Drehverschlüsse gab es schon vor 30 Jahren - er war mehr als hilfreich. Leider jetzt nicht mehr, soweit ich das weiß.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Respekt vor der Leistung dieses Mannes. Die meisten Menschen in diesem Alter bekommen die Flaschen erst gar nicht auf 😂 . Respekt Respekt Respekt,👍👋
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  • LeserausKarlstadt
    Einfach nur meinen Respekt!!
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  • Albatros
    Sehr geehrter Herr Hock, Sie sind einer der letzten Zeitzeugen aus einer Zeit, welche die meisten von uns nur noch aus Geschichtsbüchern kennen. Sie sind in einer Zeit aufgewachsen, in der Armut die Normalität war, die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen bei nicht einmal 50 Jahren lag. Selbst den Krieg dieses Irren haben Sie überlebt und mit Ihrer Generation in vielen Jahren der Entbehrung dazu beigetragen, dass wir heute in einem Wohlstand leben, der seinesgleichen sucht. Bestimmte Leute behaupten heute, Sie und Ihre Nachfolgegeneration haben den jungen Menschen eine Welt ohne Zukunft hinterlassen. Zugegeben, die Jahre des Aufschwungs und des Wohlstandes haben Spuren hinterlassen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir dies mit positiv denkenden und eifrigen Menschen in den Griff bekommen. Ihnen vielen Dank für Ihr Lebensleistung, Sie sind ein Garant dafür, dass die jungen Menschen heute in Wohlstand und Frieden leben können.
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