Die Fahrt mit dem Lohrer Stadtbus wird deutlich teurer. Der Preissprung hat zwei Ursachen: Ende 2024 läuft eine staatliche Förderung für den Nahverkehr im ländlichen Raum aus und am 1. Januar 2025 startet der neue Verbund Nahverkehr Mainfranken (NVM), der in seinem Gebiet einheitliche Tarife schafft. Die Stadtwerke Lohr als Verkehrsunternehmen für den Stadtbus schließen einen Kooperationsvertrag mit dem NVM, so dass dessen Ticketpreise ab 2025 auch für den Lohrliner gelten.
Der Werkausschuss des Lohrer Stadtrats nahm diese Entwicklung zur Kenntnis. In der Sitzung erläuterten NVM-Geschäftsführer Christopher Alm sowie Johannes Goßmann und Michael Lutz seitens der Stadtwerke die Situation. Dem neuen Verkehrsverbund, er ist der drittgrößte seiner Art in Bayern, liegt ein Zusammenschluss der Regionen Würzburg (Mainfranken) und Schweinfurt (Main-Rhön) zugrunde. Sie bilden jetzt ein gemeinsames Tarifgebiet mit einheitlichen Fahrpreisen und Gültigkeit der Tickets für Bahn, Bus und Straßenbahn. Eine Verbesserung aus Kundensicht.
NVM bestimmt Preise
Wer Verkehre im Verbundgebiet anbieten will, wie die Stadtwerke Lohr, muss einen Vertrag mit der NVM schließen und damit deren Preisgestaltung übernehmen. Das führt beim Lohrliner zu einer neuen Tarifstruktur mit einem "ziemlich großen Preissprung", wie Lutz sagte. Das sei nicht schön, meinte Bürgermeister Mario Paul, wegen des Verbunds aber unvermeidlich.
Die Fahrscheinpreise sind abhängig von den gefahrenen Strecken. Beim Lohrer Stadtbus gilt bisher eine Zonenlösung. Sendelbach, Wombach, Lindig und Sackenbach entsprechen einer Zone; Steinbach, Rodenbach, Pflochsbach und Halsbach jeweils zwei Zonen. Für Ruppertshütten, dem am weitesten von Lohr entfernten Stadtteil, werden drei Zonen veranschlagt.
Das ändert sich ab dem neuen Jahr, denn im NVM gilt ein sogenannter Wabentarif. Dann gelten für Sendelbach, Wombach, Lindig, Sackenbach, Steinbach und Rodenbach jeweils eine Wabe; für Pflochsbach und Halsbach kommen je zwei Waben zum Tragen, während es bei Ruppertshütten sechs Waben werden.
Für die Ticketpreise beim Lohrliner hat das teils drastische Folgen, wie an der Einzelfahrkarte (Erwachsene) deutlich wird. Deren Preis steigt von 1,80 Euro (Zone 1) auf 2,40 Euro (eine Wabe) und von 1,90 Euro (zwei Zonen) auf 3,20 Euro (zwei Waben). Die Fahrt nach Ruppertshütten oder von dort nach Lohr kostet mit dem Einzelfahrschein bisher 3,70 Euro (drei Zonen), künftig aber 8,20 Euro. Entsprechend steigen auch die Preise für 12er-, Monats- und Abokarten.
Mehreinnahmen erwartet
"Das wird keinen Jubel in der Bevölkerung auslösen", kommentierte Ruth Steger die Aufschläge, und Thorsten Ruf meinte, die Preisgestaltung sei nicht positiv und "ziemlich happig". Trotzdem rechne man mit Mehreinnahmen beim Ticketverkauf, sagte Lutz. Rund 90 Prozent der Erlöse stammen aus den Einzel-, Tages- und 12er-Karten.
Hingegen dürften die Monats- und Abokarten beim Lohrer Stadtbus vom günstigeren Deutschland-Ticket abgelöst werden.
Nun heißt es, abzuwarten, wie die Kunden auf die neuen Preise und die Umstellung ab 1. Januar reagieren. Das gilt für den Lohrliner wie für den NVM insgesamt. Werden Korrekturen bei der Tarifstruktur nötig, könnte auch der Raum Aschaffenburg zum mainfränkischen Verkehrsverbund kommen? Zu solchen Fragen äußerte sich Christopher Alm zurückhaltend: Man wolle erst mal den Start des neuen NVM hinlegen und alles anlaufen lassen.
In Lohr, so hieß es im Werkausschuss, steht ab 2027 die Diskussion an, wie es mit dem Stadtbus weitergeht, der ein jährliches Defizit von rund 450.000 Euro einfahre. Bürgermeister Mario Paul sagte, der Nahverkehr sei ein "wichtiges und zentrales Thema" in Lohr.