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Lohr
Deutlich weniger Holz bringt deutlich höheren Ertrag
Der Lohrer Stadtwald wird 2022 vermutlich ein noch besseres Ergebnis als 2021 abliefern. Das prognostizierte jetzt Stadtforstchef Michael Neuner in seinem Jahresbericht. Das Bild zeigt eine Plakette an einer als Biotopbaum markierten Eiche im Stadtwald.
Foto: Johannes Ungemach | Der Lohrer Stadtwald wird 2022 vermutlich ein noch besseres Ergebnis als 2021 abliefern. Das prognostizierte jetzt Stadtforstchef Michael Neuner in seinem Jahresbericht.
Bearbeitet von Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 09.07.2022 02:35 Uhr

Spürbar weniger Holz eingeschlagen und trotzdem deutlich mehr Geld eingenommen – das Jahr 2021 war für den Lohrer Stadtwald ein ziemlich erfolgreiches. Am Ende verzeichnete der städtische Forstbetrieb, der mit rund 4100 Hektar der drittgrößte Kommunalwald in Bayern ist, einen Überschuss von gut 384.000 Euro. Das waren fast 270.000 Euro mehr als veranschlagt.

Diese Zahlen vermeldete Michael Neuner in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Der 39-Jährige ist als neuer Stadtforst-Chef seit gut einem Jahr im Amt, weswegen es sein erster Jahresbericht im Gremium war.

Wenngleich bei der Waldbewirtschaftung grundsätzlich in Generationen gedacht wird, ließen Neuners Ausführungen erkennen, dass auch kurzfristige Änderungen schnell Wirkung entfalten können. Das schilderte der Stadtforstleiter für den Bereich der Holzvermarktung. Sein Ziel sei es hier von Anfang an gewesen, "mehr regionale und mehr kleine" Sägewerke als Kunden zu gewinnen.

Zahl der Holzkäufer erhöht

Durch gezielte Ansprache habe sich die Zahl der Holzkäufer im Stadtwald binnen eines Jahres von 29 auf aktuell 55 erhöht. Man habe mittlerweile für jedes Holzsortiment mindestens zwei Kunden, was optimal sei, so Neuner. Der Stadtwald sei als solcher zwar groß, im Vergleich zu anderen Waldbesitzern wie den bayerischen Staatsforsten oder anderen Landesforsten jedoch verschwindend klein. Um sich von den wenigen großen Akteuren und den Entwicklungen am globalisierten Holzmarkt unabhängiger zu machen, seien strategische Partnerschaften zu Holzverarbeitern auf regionaler Ebene das richtige Rezept, erklärte der Stadtforstchef sein Konzept. "Das kleine Sägewerk ist für mich der zentrale Kunde", sagte Neuner.

Um beim Verkauf des Holzes bestmögliche Preise zu erzielen, habe man die Sortierung des Holzes verstärkt an die Bedürfnisse der Kunden angepasst und verfeinert. Wo früher manche Stämme im Ganzen verkauft worden seien, schneide man sie nun je nach Qualität in Stücke, um quasi mundgerechte Happen für den Geschmack der einzelnen Sägewerke zu bilden.

Höhere Preise durch Sortieren

Den Effekt verdeutlichte Neuner an einigen Beispielen. Aus Eichen, die früher komplett an Dielenhersteller gegangen seien, schneide man nun Abschnitte auch für Fasshersteller. Während der Festmeter Dieleneiche 350 Euro koste, erlöse man für Fasseiche das Doppelte. Auch bei minderwertiger Fichte habe man durch feinere Sortierung 40.000 Euro mehr erlösen können, so Neuner. Insgesamt sei es gelungen, den Durchschnittserlös pro verkauftem Festmeter von 56 auf 75 Euro zu steigern, was nicht allein auf gestiegene Holzpreise zurückzuführen sei.

Der Erlös aus dem Holzverkauf sei im vergangenen Jahr um fast ein Fünftel gestiegen, obwohl man im Stadtwald so wenig Holz geerntet habe "wie seit 20 Jahren nicht mehr", so Neuner. Die Zurückhaltung erklärte der Forstmann damit, dass man in den beiden vorherigen Jahren aufgrund von Stürmen und Borkenkäfer-Kalamitäten einen deutlichen erhöhten Holzanfall zu verzeichnen hatte. Um diesen auszugleichen, werde man auch im laufenden Jahr nochmals weniger Holz ernten als geplant. Der planerische Einschlag liegt für den Stadtwald bei knapp 30.000 Festmeter pro Jahr, was rund 1500 Lastwagenladungen entspricht.

Ähnlicher Ertrag möglich

Für das laufende Jahr rechnet Neuner mit einem ähnlichen Ertrag aus dem Stadtwald wie im Vorjahr, "wahrscheinlich sogar noch besser". Da über 80 Prozent der Einnahmen aus dem Holzverkauf stammten, hänge jedoch viel vom Holzpreis ab, aber beispielsweise auch vom Diesel-Preis, der die Kosten des Holzrückens beeinflusse. Die zuletzt ebenfalls enorm gestiegenen Preise für Bretter, Balken und sonstige Holzprodukte seien indes bei den Waldbesitzern bislang in diesem Umfang kaum angekommen. Vielmehr, so Neuner, sei "in der Weiterverarbeitung draufgeschlagen worden", also bei Sägewerken und in der weiteren Verarbeitungskette.

Neben der Holzernte habe man auch in anderen Bereichen des Stadtwaldes voriges Jahr den Kurs der Nachhaltigkeit weitergeführt, so Neuner. Er schilderte das Anlegen von Feuchtbiotopen ebenso wie Blühwiesenprojekte oder die Pflege von Quellen und Wanderwegen.

Teamleistung der Mitarbeiter

Insgesamt sei es eine "super Teamleistung" der 15 Mitarbeiter im Stadtforst gewesen, so dessen Leiter. Sein Fazit nach dem ersten Jahr im Amt: "Es macht unheimlich Spaß."

Bürgermeister Mario Paul sprach davon, dass die "sehr erfolgreiche Geschichte des Stadtwalds fortgeschrieben" wird, wobei Neuner als Nachfolger des langjährigen Forstchefs Bernhard Rückert ein neues Kapitel aufgeschlagen habe, welches bereits seine Handschrift trage. Man könne jedenfalls "mit stolzgeschwellter Brust festhalten", dass der Stadtwald in ökonomischer, ökologischer und sozial-gesellschaftlicher Hinsicht "absolut gesund" und "top aufgestellt sei", so der Bürgermeister.

 
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