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MARKTHEIDENFELD
Der weiße Löwe mit den eisblauen Augen
Die Frisur sitzt: Manuel Wille vom Circus William streicht dem viereinhalb Jahre alten Löwen Sambesi durch die weiße Mähne.
Foto: JOCHEN JÖRG | Die Frisur sitzt: Manuel Wille vom Circus William streicht dem viereinhalb Jahre alten Löwen Sambesi durch die weiße Mähne.
Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Jörg
 |  aktualisiert: 31.07.2024 11:49 Uhr

Elf Monate im Jahr sind die Artisten des Circus William unterwegs. Ihr Zuhause ist in dieser Zeit die Manege – oder, wenn sie gerade keine Vorstellung geben, der Wohnwagen. Um sie herum leben über 100 Tiere, darunter Pferde, Reptilien, Zebras, Antilopen, Kamele und die Stars ihrer Shows: neun Tiger und zwei Löwen. Seit Montag macht der Zirkus auf der Martinswiese in Marktheidenfeld Station.

Fotoserie

Obwohl die Premierenvorstellung erst am Donnerstagnachmittag ansteht, ging es direkt nach der Ankunft mit dem Aufbau los. In einem ersten Schwung hatten 14 Lastwagen einen Teil der tonnenschweren Ausrüstung auf dem Gelände am Main abgeladen. Danach machten die Fahrer kehrt, zurück nach Sonneberg in Thüringen, wo der Zirkus bis zum vergangenen Wochenende zu Gast war, und holten den Rest ab. Insgesamt dreimal ging es im Konvoi rund 200 Kilometer hin und her.

„Der Transport ist jedes Mal ein gewaltiger Aufwand“, sagt Manuel Wille, der als „Zirkuskind“ kein anderes Leben kennt als das des ewigen Nomaden. Wille ist 32 Jahre alt und Chef-Logistiker und Dompteur in einem. Die Organisation des mobilen Unternehmens, wie der Zirkus eines ist, sieht er als eher leidige Pflicht an – die Kür ist für ihn die Arbeit mit den wilden Tieren, allen voran mit Sambesi, dem weißen Löwen mit den eisblauen Augen.

„Wichtig sind viel Zeit, viel Geduld – und jede Menge Leckerli.“
Dompteur Manuel Wille über die Arbeit mit Raubkatzen

Bevor Wille die größte Attraktion des Zirkus von der Presse fotografieren lässt, möchte er Sambesi erst einmal schick machen. Er öffnet die Käfigtüre, lässt Sambesi auf ein Podest springen und streicht dann mit einer Bürste kräftig durch die dichte Mähne des Löwen. Sambesi genießt die Aufmerksamkeit und hebt seine linke Tatze. Doch für Spielen ist jetzt keine Zeit, schließlich wartet der Fotograf auf einer Leiter – vor dem Käfig natürlich.

Manuel Wille kennt Sambesi und die anderen Löwen und Tiger des Zirkus ganz genau. Mehr als zehn Jahre arbeitet er schon mit ihnen. Den ersten Kontakt zu Großkatzen hatte er bereits als Kind, früher trat sein Vater mit Raubtieren auf. Sambesi ist im Alter von drei Monaten zu Manuel Wille gekommen – und auch die anderen Löwen und Tiger waren sehr jung bei ihrer ersten Begegnung mit dem Dompteur. „Das ist wichtig, sie müssen sich von Anfang an an Menschen gewöhnen“, sagt Wille. Berührungsängste zwischen ihm und seinen Tieren gibt es deshalb nicht – von keiner Seite. Wichtig sei nur eines, sagt Wille: „Man muss ihnen ihre Grenzen aufzeigen.“ Schließlich müsse der Mensch der Chef bleiben.

Bis die Raubkatzen auf Wille hören, dauert es schon einige Jahre. Je nachdem, wie viele Vorstellungen anstehen, wird ein- bis zweimal am Tag trainiert. Mit den Jungtieren beschäftigt sich Wille drei bis vier Stunden täglich. Von Schlägen als Mittel zur Dressur hält Wille gar nichts. Sie dazu zu bringen, Männchen zu machen oder übereinander zu springen, erreiche man nur, „wenn man ordentlich mit den Tieren umgeht“, sagt er. Wichtig dafür sind „viel Zeit, viel Geduld – und jede Menge Leckerli“.

Einen Mordshunger haben sie alle, Tiger wie Löwen. Ein junges Tier frisst bis zu acht Kilogramm Fleisch am Tag, ein ausgewachsenes sogar zehn Kilogramm. Einen Vorrat von 1,5 Tonnen Fleisch hat Wille in einer Kühlzelle immer auf Lager.

Wille hofft, dass das Interesse am Zirkus bei den Menschen in Marktheidenfeld genauso groß ist wie in Sonneberg. „Unsere Vorstellungen in der ersten Woche waren allesamt ausverkauft“, sagt er. Ursprünglich war geplant gewesen, dass der Zirkus als Nächstes nach Knetzgau (Lkr. Haßberge) weiterzieht. Doch weil das Wetter so schlecht war, wurden die Auftritte dort kurzerhand abgesagt. „Wir hätten unser Quartier auf einer Rasenfläche am Main aufschlagen sollen. Der aufgeweichte Boden wäre für uns mit all unseren Wagen aber ein echtes Problem geworden“, erzählt Wille. So hängte der Zirkus noch eine Woche in Sonneberg dran, gab noch weitere Vorstellungen – und auch hier war das 1200 Mann fassende Zelt jedes Mal gut gefüllt.

Der Circus William der Gebrüder Wille macht vom Donnerstag, 11. April, bis Sonntag, 14. April, Station in Marktheidenfeld. Folgende Vorstellungstermine sind vorgesehen: am Donnerstag um 17 Uhr; am Freitag und Samstag jeweils um 15 und 19 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr. Karten gibt es täglich an der Kasse von 10 bis 12 Uhr oder per Ticket-Hotline: Tel. (01 72) 3 94 67 71.

ONLINE-TIPP

Weitere Bilder vom Circus William im Internet: www.mainpost.de/regional/main-spessart/marktheidenfeld

 
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