Die Burg-Lichtspiele zeigen in ihrer Kino-Auslese am Sonntag, 12. Mai, 11.15 Uhr, Montag, 13., Dienstag, 14., und Mittwoch, 15. Mai, 20 Uhr „The Master“.
Paul Thomas Anderson gehört zu den großen zeitgenössischen Autorenfilmern des US-amerikanischen Kinos. Fünf Jahre nach dem wuchtigen Ölrausch-Epos „There Will Be Blood“ meldet sich nun der Ausnahmeregisseur mit dem ambitionierten Psychodrama „The Master“ zurück, mit dem er bei den letztjährigen Filmfestspielen in Venedig den Silbernen Löwen für die Beste Regie gewann und obendrein noch den FIPRESCI-Kritikerpreis für den Film des Jahres.
Schon im Vorfeld bot P.T. Andersons sechster Spielfilm viel Platz für Spekulationen, soll doch „The Master“ lose an die Biographie des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard angelehnt sein. Mögen auch gewisse Indizien durchaus für diese These sprechen: Anderson geht es in seinem Film zuvorderst um ein Psychogramm einer traumatisierten US-Nachkriegsgesellschaft, die in besonderem Maße von der Suche nach Orientierung geprägt war und deshalb freilich den idealen Nährboden unter anderem auch für die Entstehung sektenähnlicher Organisationen bot.
Unter all den Menschen, die etwas Neues suchen, das sie zusammenschweißt, begegnen wir dem traumatisierten Ex-G.I. Freddie, der sich verzweifelt müht, wieder Fuß zu fassen. Alkohol und Aushilfsjobs halten ihn notdürftig am Leben. Da gerät er in die Fänge des charismatischen Demagogen Dodd, der eine Glaubensgemeinschaft namens „Die Sache“ gegründet hat. Freddie findet Halt in der Gruppe, und aus dem Totalversager wird Dodds unterwürfiger Diener und kritikloser Gefolgsmann, bis Freddie allmählich anfängt, an Dodds Lehren und Methoden zu zweifeln.
Unter weitgehendem Verzicht auf herkömmliche dramaturgische Konventionen entwickelt Anderson in atemberaubenden, mit Jonny Greenwoods fiebriger Musik unterlegten Breitwand-Bildern das Doppelporträt zweier faszinierender Männer, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten und schafft eine kühne, freie Filmerzählung, von der man sich allerdings keine griffige Auflösung erwarten sollte.
Fazit: komplexes, anspruchsvolles Kino mit gelegentlichen erzählerischen Durststrecken, bei dem der Betrachter akzeptieren sollte, dass auch der Weg das Ziel sein kann. Freigegeben ab 12 Jahre, 138 Minuten.