Die gute Nachricht für Lohrer Wasserabnehmer: Die Stadt Lohr verzichtet darauf, das in den beiden vergangenen Jahren bei der Trinkwasserversorgung aufgelaufene Defizit von gut 780.000 Euro auf den Wasserpreis umzulegen. Die schlechte Nachricht: Der Wasserpreis wird dennoch steigen, ebenso die Grundgebühr.
Unklar bleibt vorerst, wie genau die Erhöhung aussehen wird. Nach der Sitzung des Werkausschusses des Stadtrats zeichnet sich aber ab, dass die jährliche Grundgebühr um rund die Hälfte und der Wasserpreis von derzeit 3,60 Euro pro Kubikmeter auf rund 3,96 Euro erhöht werden könnte. Für eine vierköpfige Familie würden sich so pro Jahr Mehrkosten von rund 120 Euro ergeben.
Die Notwendigkeit der Erhöhung begründen die Stadtwerke mit inflationsbedingt gestiegenen Kosten. Überdies, so erklärte Werkleiter Johannes Goßmann, sei die Grundgebühr seit 13 Jahren nicht erhöht worden. Die Stadt ist zu kostendeckenden Wasser- und Abwassergebühren verpflichtet. Alle vier Jahre wird daher neu kalkuliert. Die letzte Erhöhung war 2021.
Nun, zwei Jahre später, hatte die Stadt eine Zwischenkalkulation in Auftrag gegeben. Hintergedanke: Man will den Wasserpreis lieber zwischendurch in kleineren Schritten erhöhen, anstatt alle vier Jahre zu einer größeren Anhebung gezwungen zu sein.
Verschiedene Modelle
Als Ergebnis der Kalkulation schlugen die Stadtwerke vor, den Kubikmeterpreis von derzeit 3,60 Euro auf 3,75 Euro anzuheben. Um den hohen Fixkosten vermehrt fixe Einnahmen gegenüberzustellen, solle man die Grundgebühr verdoppeln. Bei einem für normale Haushalte üblichen Zähler würde dies einen Anstieg von aktuell 60 auf 120 Euro pro Jahr bedeuten. Ohne Erhöhung der Grundgebühr müsste man laut Goßmann die Verbrauchsgebühr auf 4,12 Euro pro Kubikmeter erhöhen, um kostendeckend zu arbeiten.
Eric Schürr (Bürgerverein) sah in der der Verdopplung der verbrauchsunabhängigen Grundgebühr einen falschen Ansatz. Schließlich wolle man die Bürger zum Wassersparen animieren. Der "Erziehungsgedanke" müsse beim Wasserpreis im Vordergrund stehen, plädierte Schürr für ein stärkeres Anheben der Verbrauchsgebühr. Die Grundgebühr hingegen solle man höchstens um ein Drittel bis die Hälfte anheben, so Schürrs Vorschlag. Bürgermeister Mario Paul konnte diese Forderung einerseits nachvollziehen. Er verwies aber auch auf die gestiegenen Fixkosten und riet zu einer deutlichen Erhöhung der Grundgebühr.
Torsten Ruf (ÖDP) hingegen plädierte wie Schürr dafür, den Wasserpreis stärker und die Grundgebühr weniger stark anzuheben. Mathilde Lembach (Grüne) indes sprach davon, dass man mit einer stärkeren Erhöhung der Verbrauchsgebühren vielköpfige Familien stark belaste. Dem wiederum hielt Ruf entgegen, dass es auch alleinstehende Rentner gebe, die eine Verdopplung der Grundgebühr besonders treffen würde.
Vergleiche sind schwierig
Dirk Rieb (CSU) und Uli Heck (Freie Wähler) verwiesen auf die hohen Kosten der Trinkwasserbereitstellung. Man habe keine andere Wahl, als kostendeckende Gebühren zu verlangen. Heck bezeichnete Wasser als Grundnahrungsmittel und sagte mit Blick auf die Gebührenerhöhung: "Das sollte es uns wert sein."
Auf die Frage von Ruth Steger (SPD), wie Lohr bei den Wassergebühren im Vergleich zu anderen Kommunen dastehe, erklärte Goßmann, dass man die Tarife nur schwer vergleichen könne. Grund: Manche Kommunen finanzieren Investitionen im Trinkwasserbereich teils durch einmalig zu zahlende Verbesserungsbeiträge, andere, wie Lohr, ausschließlich über Gebühren. Bei den Verbrauchspreisen rangiere Lohr im oberen Bereich, bei der Grundgebühr an der Spitze, sagte Goßmann dann aber doch.
Am Ende ließ der Bürgermeister abstimmen, um einen Fingerzeig für das weitere Vorgehen zu erhalten. Dabei wurde der Vorschlag der Verwaltung (Grundgebühr verdoppeln, Verbrauchsgebühr um 15 Cent erhöhen) mit sieben zu vier Stimmen abgelehnt. In der folgenden Abstimmung votierten neun Räte dafür, die Grundgebühr um 50 Prozent und die Verbrauchsgebühren auf rund 3,96 Euro pro Kubikmeter zu erhöhen.
Fraktionen sollen beraten
Paul forderte die Fraktionen abschließend dazu auf, in den kommenden Wochen über das Thema zu beraten. Im November soll der Gesamt-Stadtrat eine finale Entscheidung treffen.
So oder so unverändert bleiben wird die Abwassergebühr. Hier hat die Nachkalkulation laut Goßmann keinen Erhöhungsbedarf ergeben. Das liege auch daran, dass die Gemeinde Rechtenbach im Zuge ihres bevorstehenden Anschlusses an die Lohrer Kläranlage einen Baukostenzuschuss in Höhe von rund 585.000 Euro gezahlt habe, der in die Gebührenkalkulation eingeflossen sei.