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Himmelstadt
Der Ummenstaller Hof – Ein ehemaliger Gutshof von Kloster Himmelspforten
Vortrag am ehemaligen Standort eines Gutshofes von Kloster Himmelspforten, dem Ummenstaller Hof.
Foto: Gerhard Hilpert | Vortrag am ehemaligen Standort eines Gutshofes von Kloster Himmelspforten, dem Ummenstaller Hof.
Pressemitteilung
 |  aktualisiert: 30.10.2021 02:53 Uhr

Im Rahmen der 1200-Jahrfeier von Himmelstadt wurde von Gerhard Hilpert bzw. Harald Führer das Thema Ummenstaller Hof, auch Alter Hof genannt, den interessierten Besuchern vor Ort näher gebracht. Eine Besonderheit war die Kennzeichnung der Gebäude des ehemaligen Gutshofes mittels Trassierband anhand der Bayerischen Urkarte von 1839. Die Funktionen sowie genaue Größenangaben der einzelnen Gebäude rundeten die visualisierte Vorstellung ab.

Die Geschichte des Ummenstaller Hofes stellt sich nach neuen Erkenntnissen völlig anders dar. Die Ersterwähnung von 1223 konnte anhand schriftlicher Nachweise nicht dem Ummenstaller Hof zugeordnet werden. Auch die Bezeichnung Gemarkung Unerstal ist lagemäßig nicht identisch.

1711 erfahren wir von „einem neu erbauten Hof, so vordem nichts dann Gehölz- und eine alte Hofrieth gewesen, der alte Hof genannt“. Baurechnungen vom Ummenstaller Hof aus den Jahren 1700 und 1702 weisen bereits auf „Maurerarbeiten an einer neuen Scheuer, … und dem Verputzen von Wohnhäuser“ hin. In verschiedenen Matrikeln wird ab 1705 von einem neuen alten Klosterhof bzw. Ummenstaller Hof berichtet. Diese Aussagen sind wegweisend für die Entstehungszeit des Ummenstaller Hofes, aber auch vom Vorbestand einer Hofrieth.

Mithilfe o.g. Konstellationen kann man sowohl die Entstehungszeit des Ummenstaller Hofes zum Ende des 17. Jahrhunderts datieren, als auch die beiden in Himmelstadt bekannten Namen Alter Hof und Ummenstaller Hof nunmehr nachvollziehen. Die erste Erwähnung einer Hofstatt Alter Hof geht übrigens auf das 1626 zurück.

Bei der geophysikalischen Bodenuntersuchung 2020 konnten neben den bekannten Strukturen sogar Grundmauern von zwei Gebäuden lokalisiert werden, die lagemäßig nicht zum bekannten Gutshof gehörten. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind dies Gebäude der ehemaligen Hofrieth.

Ein Problem für den Gutshof war die Wasserknappheit auf dem Hochplateau. Aus Erzählungen weiß man von einem Esel, der täglich selbständig zum Wasserholen in den Ort kam und von einem ‚Tiefen Brunnen‘, der 1730 unweit des Hofes gebaut wurde. Neu hinzukommt ein Teich, wahrscheinlich gespeist vom Dachwasser der Gebäude. Dies reichte nicht für eine Existenzsicherung bei einem enormen Wasserbedarf für 15 bis 30 Personen und circa 40 Stück Vieh aus. Überschlagsmäßig wurde allein für das Vieh ein bis zwei Kubikmeter Wasser pro Tag benötigt. Erst der Bau einer Zisterne 1763/1764 zur Speicherung von Regenwasser schaffte Abhilfe.

Einen Umbruch in der Geschichte des Ummenstaller Hofes brachte die Säkularisation 1803. Der Wald vom Ummenstaller Hof wurde verstaatlicht, die Gebäude und Felder privatisiert.

In einem Kaufbrief vom 31. Mai 1805 erwarb der jüdische Bankier Moises Hirsch die genannten Besitztümer zum Preis von 20 000 Gulden und veräußerte diese noch am gleichen Tag zum gleichen Preis an Peter Hemmelmann. Somit war Peter Hemmelmann, der bereits zuvor ein Gebäude erworben hatte, ab diesem Zeitpunkt Besitzer des gesamten Ummenstaller Hofes.

1834 folgte das endgültige Aus der Familie Hemmelmann auf dem Ummenstaller Hof. Peter Hemmelmann starb im März desselben Jahres. Seine drei Söhne übersiedelten umgehend nach Stadelhofen, Himmelstadt bzw. nach Würzburg.

Andreas Limb aus Laudenbach erwarb 1835 den Ummenstaller Hof. Ab 1840 wurden bereits große Flächen sowie der Viehbestand veräußert.

1848 wurde noch ein Kind „in den Ruinen des Ummenstaller Hofes“ geboren. Der Vater war von Beruf Harzbrenner. Berufsmäßig verweilte die Familie kurzfristig in dem bereits zurückgebauten Gutshof. Diese Daten belegen den endgültigen Untergang des Ummenstaller Hofes.

Von: Gerhard Hilpert für den AK 1200 Jahre Himmelstadt

Der Ummenstaller Hof – skizziert von Tanja Schaub-Gütling, auf Grundlage der Bayerischen Urkarte von 1839. Im Vordergrund drei Wohngebäude mit anschließenden Nebengebäuden.
Foto: Thomas Zitzmann | Der Ummenstaller Hof – skizziert von Tanja Schaub-Gütling, auf Grundlage der Bayerischen Urkarte von 1839. Im Vordergrund drei Wohngebäude mit anschließenden Nebengebäuden.
 
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