Statistisch sind im Landkreis Main-Spessart 13 000 Menschen betroffen: Sie haben Schmerzen, die einer der rund 300 Rheumakrankheiten zugeschrieben werden. Arbeitsgemeinschaften, die sich dieses Themas annehmen, haben großen Zulauf. Zur Gründungsversammlung einer solchen in Marktheidenfeld kamen 30 Betroffene ins Seniorenzentrum Mainbrücke.
Dort seien die Rheumakranken mit offenen Armen aufgenommen worden, berichtet Gertrud Droll aus Retzbach, die sich ehrenamtlich an der Spitze der 1980 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Würzburg kümmert. Das Seniorenzentrum Mainbrücke stelle der jungen Marktheidenfelder Gruppe sogar einen Raum als Büro zur Verfügung.
So aus dem Nichts kommt die AG-Gründung allerdings nicht: Bereits vor fünf Jahren wurde die erste Gymnastik-Gruppe für Rheumatiker ins Leben gerufen. Inzwischen lindern Betroffene ihre Schmerzen durch Gymnastik in einer der drei Gruppen, die das warme Wasser im Wonnemar nutzen. Dazu kommen zwei Gruppen, die im Fitnesscenter Fit4Vita Trockengymnastik betreiben. Alle werden von ausgebildeten Physiotherapeuten betreut, betont Droll. Das Funktionstraining sei speziell auf Rheuma ausgerichtet und werde von Ärzten über zwölf oder 24 Monate verschrieben. Dabei übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Trockengymnastik gänzlich, die für Wassergymnastik – im Wonnemar sind 30 Minuten üblich – zur Hälfte.
Die Würzburger AG mit 750 Mitgliedern sei zu groß, die Fahrt nach Würzburg zu lang für Marktheidenfelder, führt Droll aus. Die Rheumaliga versuche deshalb, „die Gruppen möglichst klein zu halten“ und Beratung in der Nähe zu anzubieten.
Zur Vorsitzenden gewählt wurde Rita Tebbe aus Neubrunn, zu ihrer Stellvertreterin Ursula Thoma aus Marktheidenfeld. Rechnungsführerinnen sind Helga Friedrich und Irene Weimann, Schriftführerinnen Regina Veihl und Sonja Kasamas, Beisitzerinnen Hannelore Strnad, Renate Schwerdhöfer und Ingrid Michel.
Dass kein einziger Mann im Vorstand ist, ist symptomatisch: Es sind zu zwei Dritteln Frauen, die rheumatische Probleme haben, so Droll. Hinzu komme, dass betroffene Männer „nicht so aktiv“ seien. Auch in Würzburg sei nur ein Mann im Vorstand. Woher Rheuma komme, „das weiß die Schulmedizin überhaupt nicht“, sagt Droll. Wohl aber hat sie selbst erfahren, dass man diese chronische Erkrankung therapieren kann – nicht nur durch Bewegung, sondern auch durch Medikamente und durch bessere Ernährung.
Kontakt: Rita Tebbe, Tel. (0 93 07) 13 04, Ursula Thoma, Tel. (0 93 91) 9 13 67 95.
Rheumaliga
Der Landesverband Bayern wurde 1976 gegründet, nachdem 1970 die Deutsche Rheuma-Liga entstanden war. Er zählt aktuell über 17 500 Mitglieder.
Die Arbeitsgemeinschaft Marktheidenfeld wurde am vergangenen Montag als 98. in Bayern aus der Taufe gehoben – von 30 Gründungsmitgliedern. Bisher wurden die fünf Gymnastikgruppen, die sich seit 1999 etabliert haben, von Würzburg aus betreut.
Weitere Gruppen im Landkreis Main-Spessart gibt es in Lohr (seit 1984), Karlstadt-Zellingen (2010), Gemünden (2010). Der Versuch, eine Gruppe in Arnstein zu etablieren, ist wieder eingeschlafen. rp
