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Rieneck
Der Sinngrundbörger: Leckere Erfolgsgeschichte aus der Region
Die Sinngrundallianz präsentierte ihre Kreation der Öffentlichkeit – und kritisiert die Politik.
Die vegetarische Variante des Sinngrundbörgers.
Foto: Jennifer Weidle | Die vegetarische Variante des Sinngrundbörgers.
Jennifer Weidle
Jennifer Weidle
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:25 Uhr

Der Hamburger stammt nicht von der Waterkant, der "Sinngrundbörger" aber trägt seine Herkunft im Namen. Die Sinngrundallianz stellte das seit 2017 laufende regionale Projekt mit Beteiligten vom Spessart bis zur Rhön in der Rienecker Gaststätte "Zum Löwen" der Öffentlichkeit vor. 

Rund 20 Projektakteure und Politiker kamen zu dieser Präsentation zusammen, unter ihnen auch der Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann und Joachim Mair vom Amt für ländliche Entwicklung (ALE). "Wir sind hier, um zu netzwerken", betonte Zita Baur, Allianzvorsitzende und Bürgermeisterin von Fellen, bei der Begrüßung.

Schon 4000 verkaufte Burger

Über 4000 verkaufte Sinngrundbörger, 35 000 Euro Umsatz seit 2017 seien die Eckdaten einer Erfolgsgeschichte. "Das ist der Anfang. Wir zeigen, dass man erfolgreich sein kann, wenn sich Gleichgesinnte zusammentun", sagen Sebastian Schneider und Lukas Weis vom Planungsbüro Toponeo aus Burgsinn. Das junge Team begleitete das Projekt von Beginn an. Jetzt stellen sie das Werbematerial vor: Aufkleber, Servietten, Broschüren. "Wir haben die Broschüre so gestaltet, dass man sie nicht gleich wegwirft", erklärt Schneider. "Sie soll Lust machen auf den Sinngrund." Börgerrezepte, Geschichten und Vorstellung der Erzeuger inklusive.

Jürgen Kleespies aus Burgsinn ist einer dieser Erzeuger. Der Bäcker im Netzwerk hat lange an dem Rezept für den perfekten Börgerweck getüftelt. Fluffig, aber nicht lätschert. "Ich hätte im Leben nicht geglaubt, wie das einschlägt", freut er sich. Er liefert die Weck an den Löwen, backt diese für seine Kunden auf Vorbestellung und bietet den Sinngrundbörger gelegentlich als Mittagstisch in seiner Bäckerei an.

Planer Sebastian Schneider
Foto: Jennifer Weidle | Planer Sebastian Schneider

Auch Horst Wirth, Chefkoch des Löwen, ist begeistert. "Der Sinngrundbörger ist eine Wahnsinns-Erfolgsgeschichte." Man merke, dass das ökologische Bewusstsein der Menschen steige, vor allem bei denen über 50. Der Trend zu Regionalität sei seit Jahren stabil. "Die Gäste sehen nun ein, dass regionale, hochwertige Produkte mehr kosten." Das Fleisch für seine Börgerkreationen kommt von der Landmetzgerei Schreiber aus Wohnrod, das Kraut aus der SOS Dorfgemeinschaft Hohenroth. Die Börger bietet er aktuell im Löwen in verschiedenen Kreationen an – auch als vegetarische Variante.

Strenge Auflagen und Kontrollen

Für paradox hält er, dass es einerseits staatliche Fördermittel für das regionale Projekt gebe, andererseits aber die gesetzlichen Auflagen eine große Hürde für die Hersteller bedeuten. "Ich verstoße hier jeden Tag gegen Gesetze", so Wirth. Die Vorschriften, beispielsweise zur getrennten Lagerung von Fleisch im Kühlhaus, seien kaum einzuhalten. Die Auflagen und Kontrollen würden immer strenger. Wirth meint: "Es werden Panzer dort eingesetzt, wo eine Fliegenklatsche reichen würde."  Die anwesenden Erzeuger aus dem Netzwerk pflichteten ihm bei und äußerten das Gefühl, die Behörden gingen gezielt gegen die kleinen Betriebe vor. Alexander Hoffmann erwiderte: "Wir müssen Ihre Ansprechpartner sein, wenn bei unseren Beschlüssen am Ende sowas rauskommt. Das ist unser Job."

Planer Lukas Weis betonte: "Es ist wichtig, dass die Politiker in Berlin direkt sehen, was wir hier zustande bringen und auch, welche Probleme die Menschen haben." Das Sinngrundbörgerprojekt wird vom Amt für ländliche Entwicklung als Teil eines ILEK (Integriertes ländliches Entwicklungskonzept) gefördert. Ziel ist die Sicherung der regionalen Versorgung durch den Aufbau eines Netzwerkes aus Erzeugern, Verarbeitern, Gastronomen und Bürgern. 

Die Gäste durften zum Abschluss die Börgerkreationen von Horst Wirth verkosten. Der Börger hat keine festgeschriebene Zusammensetzung. Der Patty kann Rind, Lamm, Wild oder Gemüse enthalten. Wichtig ist die Regionalität der Zutaten. Auch das Konzept des Netzwerks rund um den Sinngrundbörger ist offen. "Jeder, der sich einbringen will, ist willkommen", sagten die Verantwortlichen. Voraussetzung sei nur ein Wohnort oder Firmensitz im 100-Kilometer-Umkreis um den Sinngrund.

Weitere Infos unter www.sinngrundboerger.de

 
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  • S. K.
    also das Foto, ich weiß net - lecker sieht anders aus...
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  • R. A.
    Die Vorschriften werden nur gemacht, um den mündigen Bürger zu gängeln und für Personal, welches zum einen nicht vorhanden, zum anderen grossteils unfähig ist, auf Jahre die Daseinsberechtigung zu generieren. Die Politik ist am A..., die Verwaltung am Limit und der Rest der Welt soll sich dran halten. Idiotisch.
    Der Sinngrundbörger ist eine tolle Sache, mir hats vorzüglich gemundet und ich werde dort definitiv wieder vorbeifahren.
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  • C. L.
    Wie machen es denn die Systemgastonomen?
    Die haben ihre eigenen Gefrierschränke für Fleisch und Weck. Gemüse ist vorgeputzt in Eimern oder so
    Macht es doch von der Logistik her so wie die Ketten mit dem gelben M etc. Als Dienstleister für den Bürger sollten die Damen und Herren vom zuständigen Amt (Veterinäramt) gerne behilflich sein, wenn man sie vorab fragt, wie es denn andere richtig machen.
    Auf Politiker setzen ist gerade hier etwas schwierig, war doch der MdB mal einen Tag in einer Pflegeeinrichtung und hat sich damit nach außen präsentiert, aber besser geworden ist für die Mitarbeiter in den Pflegeeinrichtungen nichts. Es ist halt vor der Wahl (so wie damals auch).
    Im Übrigen finde ich das Konzept super mit dem Sinngrundbörger, und Variationen mit den Gemüsen, sei es Kraut, Wirsing, Spargel etc. eben saisonal und regional TOP!
    Jetzt noch einen Campingplatz bzw Womo-Stellplätze im Sinntal, sowie Viralmarketing in den Social-Networks, sowie bessere ÖPNV und auf geht's!
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  • M. L.
    Der Sinngrundbörger ist eine tolle Idee, herzlichen Glückwunsch. Ihre Kritik an der Politik unterstütze ich voll und ganz, der Protest muß jedoch ausgeweitet werden. Was der Bäcker, Metzger und Erzeuger da auf die Beine gestellt haben, von ILEK gefördert wird, soll dann durch viel unnötige und unstimmige Vorschriften blockiert werden? Das haut dem Faß den Boden raus. Das kann man als Bürger nicht mehr verstehen. Die Gaststätten auf dem Land müssen immer mehr Vorschrften erfüllen, die kosten so viel Geld, dass die Jungen keine Lust haben, die Betriebe weiterzuführen. Man kann nur an Minister Aiwanger appelieren, die Vorschriften auszudünnen, mehr dem mündigen Bürger überlassen, sonst geht alles den Bach runter. Es ist schon 30 nach 12. Bitte diesen Beitrag unterstützen, dass wir auch noch in 5 oder 10 Jahren unser Land als Land erkennen.
    Mit freundlichem Gruß
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