Als einen „echten Glücksgriff“ bezeichnet Eußenheims Bürgermeister Dieter Schneider den in Münster wohnenden Walter Reuter. Denn dieser sanierte nicht nur den „Kreuzschlepper“ in Hundsbach, sondern für eine geringe Aufwandsentschädigung auch den gesamten Kreuzweg in Bühler.
„Alles hat mit dem Kreuzschlepper angefangen“, sagt der 75-jährige Walter Reuter, der in dem heutigen Bundeswehr-Übungsdorf Bonnland aufgewachsen ist und 1964 nach Eußenheim kam. 2012, als er bei einem Spaziergang den heruntergekommenen Bildstock „Kreuzschlepper“ an der Straße von Hundsbach nach Bonnland sah, fiel die Entscheidung: „Der muss dringend saniert werden“, dachte sich Reuter und wurde bei der Gemeinde Eußenheim vorstellig.
Dort war man sofort bereit, ihm die Genehmigung zu geben und die Materialkosten zu übernehmen. „Ganz so einfach war das Ganze dann doch nicht“, erklärt Walter Reuter schmunzelnd. Denn erst nachdem die Restauratorin Christiane Kern vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sich von den Fachkenntnissen von Walter Reuter überzeugt hatte und zahlreiche Tipps für die Umsetzung gegeben hatte, durfte er anfangen.
„Vieles habe ich mir selbst angeeignet oder weiterentwickelt“, erläuterte er dem Bürgermeister, als er diesem in Bühler seine zweite „Baustelle“, die sanierte Kreuzigungsgruppe, vorstellte. Zuerst wurde im Auftrag der Gemeinde Eußenheim vom Architekturbüro Sabine Adelmann der Bestand dokumentiert, bevor Walter Reuter mit Seife, Wasser und Wurzelbürste daran ging, die vermoosten Steine der 14 Stationen und der oben am Berg stehenden Kreuzigungsgruppe zu säubern und lose Stellen zu entfernen. Eine Grundierung wurde aufgebracht, abgeplatzte Ecken wurden wieder hergerichtet. Schriften wurden nachgezogen, verfüllt und wieder herausgearbeitet.
„Die ganze Sanierung fand vor Ort statt“, erklärte Reuter. Für die Kreuzigungsgruppe stellte die Eußenheimer Firma Christoph Sandrock ein Gerüst auf. Noch sind einige Restarbeiten durchzuführen – doch dafür wartet Reuter bis zum Frühjahr, wenn es trockener und wärmer ist.
„Eigentlich wollte ich Schreiner werden“, erzählt Walter Reuter. Da dies nicht ging, hat er von 1955 bis 1958 Bauschlosser gelernt und war von 1967 bis 1985 beim Kirchenmaler Schubert zuerst in Karlstadt und dann in Veitshöchheim beschäftigt. „Da hab ich mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Er half mit, die zu sanierenden Objekte herzurichten, auszubessern und für die Kirchenmaler vorzubereiten.
Gemeinde spart viel Geld
1984 zog er in sein neu gebautes Haus in Münster. Von 1986 bis 2001 war er bei der Karlstadter Firma Geißler (Restaurator und Kirchenmaler) beschäftigt. 2012 startete er seine „Karriere“ als Restaurator von Bildstöcken im Gemeindegebiet von Eußenheim mit dem „Kreuzschlepper“. 2014 folgte dann die Kreuzwegstation in Bühler.
Eußenheims Bürgermeister Dieter Schneider sagt: „Dies alles zeitnah an einen Restaurator zu vergeben, kann sich die Gemeinde nicht leisten – allenfalls Zug um Zug, aber bei einigen der Bildstöcke müsste das sehr bald geschehen.“ Auf dem Programm stehen Bildstöcke in Hundsbach (Richtung Erlasee) und Münster, das Kreuz auf dem Friedhof von Bühler sowie die Kreuzwegstation in Obersfeld.