Michael Schmitt ist jetzt ein halbes Jahr in der katholischen Pfarreiengemeinschaft Effata mit Sitz in Frammersbach. Mit seinem Amtsantritt wurde die Pfarreiengemeinschaft erweitert. Zu den Gemeinden Frammersbach, Habichsthal und Partenstein kamen Krommenthal, Neuhütten und Wiesthal. Kein leichter Start zu einer Zeit, in der Corona das Kennenlernen erschwert.
Die Jugendarbeit ist bis auf den Ministrantendienst ausgebremst. Die Pfarrgemeinderäte kommunizieren per E-Mail und Telefon. Die Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie treffen auch das kirchliche Leben. Hört man sich in den Gemeinden um, hat es Michael Schmitt dennoch geschafft, sich bekanntzumachen. Dreimal feiert er am Wochenende Eucharistie, wie er im Telefongespräch mitteilt. So kommt jede der sechs Gemeinden in relativ kurzen Abständen mal dran.
Digital und mit Gesang
Und so haben einige schon festgestellt, dass Michael Schmitt gerne in den Gottesdiensten singt. Mit Maske, versteht sich. Ihm wird nachgesagt, dass er fleißig und flexibel sei. Seine Predigten seien abwechslungsreich. Wer nicht in die Kirche kommen kann oder Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus hat, hat die Möglichkeit, die Gottesdienste mit Michael Schmitt auf dem Videokanal Youtube mitzufeiern.
Wie sieht er selbst seine Situation? "Mal skeptisch, mal optimistisch, mal positiv", sagt der 38-Jährige. Dass sich eine Ministrantin, die eigentlich aufhören wollte, gesagt hat: "Beim neuen Pfarrer bleib' ich dabei", gehöre zu den Erfahrungen, die ihn optimistisch sein lassen, erzählt der Seelsorger. Sorgen bereiten ihm die Kirchenaustritte. "Weil Großkopferte nicht hinhören, was die Menschen bewegt", ärgert sich Schmitt. "Ich versuche vor Ort, das Beste zu geben."
Er stellt sich den Frauen in der Pfarreiengemeinschaft, die die Aktion Maria 2.0. unterstützen und Gleichberechtigung in der Kirche fordern, berichtet der Pfarrer. Und er fördere ihren Einsatz. So zelebriere dieses Jahr mit Gemeindereferentin Franziska Büdel in Wiesthal zum ersten Mal eine Frau die Osternacht. Mit Segnen der Osterkerze und der Osterspeisen und mit Kommunionspendung. Nur die Eucharistie fehle.
Hinweis für Skeptiker
Bei aller Aufgeschlossenheit für Neues will er beim Tempo niemanden überfordern. Was die Osternacht betrifft, gibt er Skeptikern zu bedenken, dass es Frauen waren, die als erstes vom leeren Grab kündeten. "Warum sollen sie das dann nicht auch im Gottesdienst?", fragt Schmitt.
Er würde sich freuen, wenn die Wortgottesdienst-Leiterinnen ihre Gottesdienste wie er filmen ließen für den Youtube-Kanal. "Ich will Glauben positiv vermitteln", nennt Michael Schmitt als Ziel.
Mit Selbsthygiene und Ehrenamt
"Selbsthygiene ist wichtig", sagt er und erzählt von einem Tag mit drei Trauergesprächen. Danach habe er sich, was er selten tue, Entspannung in der Badewanne gegönnt. Laufen ist ein weiteres Mittel, mit dem er versucht, den Stress zu bewältigen. Er gibt zu, dass es Tage oder Stunden gibt, an denen es zu viel wird. "Diesen Michael kennen nur die Haushälterin und die Sekretärin. Sie wissen dann, dass es besser ist, ein Telefongespräch mal nicht durchzustellen." Das Pensum könne er nur halten, weil ihn Ehrenamtliche unterstützen.
Neben dem Pfarrer gibt es mit Franziska Büdel nur noch eine hauptamtliche Kraft in der Seelsorge. Sie wird zum Jahresende in den Ruhestand gehen, informiert Schmitt. An der Seelsorge beteiligt sich noch Ruhestandspfarrer Edgar Sahm aus Habichsthal und mit Christian Grebner komme voraussichtlich in Wiesthal noch ein Ruheständler dazu.
Viele Ungewissheiten
Große Hoffnung, dass die Gemeindereferenten-Stelle von Franziska Büdel wieder besetzt wird, macht sich Schmitt nicht. Die Pfarreiengemeinschaft Effata werde künftig als Teil des Pastoralen Raums Lohr gesehen. "Wenn alle ein bisschen mitarbeiten, geht's", beurteilt der 38-Jährige die Situation dennoch optimistisch. Er will säen und ernten. In der Pfarreiengemeinschaft und auf der Terrasse des Pfarrhauses in Frammersbach. "Ich werde mit meinem Vater ein Hochbeet anlegen", sagt der Arbeiter im Weinberg des Herrn.