In anderen Jahren würde sich die Rechtenbacher Narrenschar an diesem Mittwoch auf den Rathaussturm vorbereiten und pünktlich um 11.11 Uhr energisch an die Rathaustüre klopfen. Begleitet von Böllerschüssen und jede Menge "Rächdeboch Helau" würden die Rathausstürmer lautstark die Herausgabe der "gemeindlichen Juwelen" und des Rathausschlüssels fordern. Doch in diesem Jahr ist alles anders: So fällt wegen Corona auch der Rathaussturm aus. "Im Moment sieht es so aus, dass alles auf Eis gelegt ist", bedauert der Vorsitzende des Faschingsvereins "Rechtenbacher Kötze", Markus Hepp.

Rathausstürme in Rechtenbach haben eine lange Tradition: "Ich kann es nicht an einem festmachen", schmunzelt Markus Hepp. "Die schönsten Rathausstürme waren die, als recht viele Narren dabei waren und wo jung und alt vereint waren", erzählt Hepp. Das "I-Tüpfelchen" ist nach Hepps Meinung, wenn das amtierende Prinzenpaar mit von der Partie war. Oder auch, als die Initiatoren der Rathausstürme, wie der Ehrensitzungspräsident Ewald Bartel, mit an die Rathaustüre klopften. Professioneller gestaltete sich der Rathaussturm mit den Jahren, als der Ex-Bürgermeister Klaus Bartel den Rathausschlüssel und den Gemeindeschatz mit geschliffenen Worten verteidigte.

Auflagen nicht umsetzbar

Der amtierende Bürgermeister Christian Lang wird in diesem Jahr von einer närrischen Machtübergabe verschont bleiben. Lang hätte gerne mit den Rathausstürmern gefeiert, allerdings geht die Gesundheit in diesem Jahr vor, meint der neue Rathaus-Chef. Für den 31-Jährigen sind Rathausstürme nichts Neues. Schließlich stand er in der Kampagne 2011/12 als Prinz Christian I. von Putz und Zaster in erster Reihe der Narrenschar.

Die aktuelle Kampagne steht unter keinen guten Vorzeichen: Unter Corona-Auflagen werde es laut Hepp keine Faschingsveranstaltung geben, weil die Auflagen nicht umsetzbar seien. "Es sei denn, es gäbe in irgendeiner Art und Weise Lockerungen, an die im Moment aber keiner so richtig glaubt", erläutert Hepp weiter. Für diesen unwahrscheinlichen Fall müssten die Veranstaltungen kurzfristig organisiert werden.

Energie in Saison 2021/22 stecken

Fasching besteht aus Geselligkeit, schunkeln, lachen, singen und wird durch die Auflagen einfach ausgebremst. "Es ist schade drum, aber wir müssen jetzt versuchen, unsere Energie in die Saison 2021/22 zu stecken", sagt Hepp. Die Tanzgarden können beispielsweise in den Vereinsräumen nicht trainieren. Im Sommer fanden die Trainings noch im Freien statt: So trainierten die Minizicken auf dem Festplatz und die Garde im Garten der Trainerinnen mit entsprechendem Mindestabstand. Der Vorsitzende sieht die Hauptaufgabe des Vereins auch darin, zu versuchen, die Akteure zu animieren, sich ab und an zu treffen, um Faschingsthemen für das nächste Jahr aufzuarbeiten und vorzubereiten.

Auch andere Konzepte diskutierte die Vorstandschaft: Es gab Überlegungen, eine Faschingssitzung online zu übertragen, dies verwarfen die Verantwortlichen aber wieder. "Für einen Büttenredner ist das direkte Feedback, das vom Publikum zurückkommt, der größte Lohn, den er bekommen kann", argumentiert Hepp.

Möglicherweise sollen nun Filmmitschnitte aus vergangenen Prunksitzungen zu einem kleinen "Best of" für Vereinsmitglieder zusammengeschnitten werden und über das Internet geteilt werden. Die datenschutzrechtlichen Voraussetzungen müssen allerdings noch geklärt werden. Entsprechendes Archivmaterial von alten Faschingssitzungen kann beim Vorsitzenden Markus Hepp abgegeben werden.