Georg Cura - bei seinem Namen denkt man augenblicklich an den Lohrer Nachtwächter und als dieser hat er sich weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen gemacht. An diesem Samstag feiert er seinen 70. Geburtstag.
Generationen von Schülern und Eltern verbinden mit seinem Namen den Studienrat an der Lohrer Realschule, der von 1974 bis zu seiner Altersteilzeit 2006 Deutsch, katholische Religionslehre und Technisches Zeichen unterrichtete. Nicht zuletzt steht „Cura“ für den Sendelbacher „Furchenflitzer“ (Bezeichnung für Zugezogene) und den unermüdlichen ehrenamtlichen Schaffer in der katholischen Pfarrgemeinde St. Josef, deren Rat er 28 Jahre lang angehörte und 16 Jahre als Vorsitzender leitete.
Jahrzehnte lang hatte er die Leitung des Wortgottesdienstes, der Seniorengemeinschaft, des Bibelgesprächskreises „Oase“ und des Fastenkurses inne. 1984 rief er die jährlich bis zu 150 Teilnehmer zählende Kreuzberg-Wallfahrt der Sendelbacher ins Leben und organisierte und führte sie bis 2013. Bis heute ist Cura Lektor und Kommunionspender in Kirche und Krankenhaus. Auch führt er die Seniorenarbeit fort.
Spaß mit den Enkeln
In zwei Bereichen geht der 70-Jährige ganz und gar auf: Mit seiner Frau Imelda betreut er regelmäßig die fünf Enkel im Alter von neun Jahren bis drei Monaten und sagt über sie, ihr Heranwachsen mache ihm große Freude. Und in der Rolle des Nachtwächters.
Als Cura 2006 Mantel, Hut und Horn anlegte und die Hellebarde und Laterne in die Hand nahm, hatte er eine klare Vorstellung von der historischen Gestalt des 17. Jahrhunderts: „Mir war wichtig, dass der Nachtwächter einen tiefen Inhalt hat.“
Bis Dezember 2013 führte Cura Touristen und Einheimische 500 Mal durch eine für Lohr bedeutsame Zeit, in der Hexenverfolgung und Pest wüteten. Die erste Karfreitagsprozession datiert in dieses Jahrhundert. Der arme Lohrer Mann wird in Curas Episoden genau so lebendig wie der stolze reiche Bürger. In der Ich-Form und mit enormem schauspielerischen Talent verkörpert er seine Aufgabe als Ordnungshüter, der Betrunkene heimführt und Winkelscheißer, Heckenbrunzer und Felddiebe bestraft ebenso wie den Schlichter zwischen Färber- und Gerberzunft. Beherzt tutet er ins Horn, um schlafende Bürger vor Feuern, Feinden und Dieben zu warnen oder ihnen mit „Hört ihr Herrn...“ die Stunde anzusagen.
Curas Erläuterungen sind gespickt mit Redensarten wie „Schlitzohr“, „auf hohem Ross reiten“ oder „die Felle davon schwimmen sehen“. „Durch den Nachtwächter habe ich Lohr und mich selbst neu kennengelernt“, sagt er.
Georg Cura kam am 29. Februar 1944, einem Schaltjahr, in Oberschlesien in der Nähe von Breslau zur Welt. Da seine Geburt in die Abendstunden fiel, datierte man seinen Geburtstag auf 1. März. Als er zehn Monate alt war, floh seine Mutter mit ihm und seinem vierjährigen Bruder nach Österreich und zog später in ein Dorf nahe Bad Brückenau. Cura legte 1963 in Brückenau sein Abitur ab.
Er wollte Priester werden und besuchte zwei Jahre lang das Priesterseminar in Würzburg. Weitere zwei Jahre studierte er Theologie an der Universität München. Dann kehrte er nach Würzburg zurück und belegte Theologie und Sport für das Lehramt Gymnasium. Ein Sportunfall zwang ihn zum Aufhören. 1970 machte er sein Examen in Germanistik für den Realschuldienst.
Seit 1974 in Lohr
Nach der Referendarszeit in Pegnitz und Bad Kissingen kam er 1974 an die Realschule Lohr und wurde in Sendelbach sesshaft. Cura ist seit 1971 mit seiner Frau Imelda, einer Ur-Spessarterin aus Mömbris-Dörnsteinbau, verheiratet. Sohn Daniel, geboren 1973, lebt mit seiner Familie in Lengfurt, Sohn Dominik, Jahrgang 1976, mit Frau und Kindern in Bruchköbel bei Hanau.
Im Kreis seiner Familie und Freunde feiert der Jubilar seinen Geburtstag.
