Viele haben ihn schon einmal am Abend mit einer Gruppe durch die Innenstadt streifen gesehen, den Lohrer Nachtwächter mit Umhang und Hellebarde. Georg Cura verkörpert diese Rolle mit Leib und Seele. An diesem Freitag feiert der Stadtführer seinen 75. Geburtstag.
Cura stammt aus Schlesien und kam 1975 mit seiner Ehefrau Imelda nach Lohr. Der Ehe entstammen zwei Söhne. Beide sind Lehrer, genau wie der Vater. Denn auch viele seiner ehemaligen Schüler werden den Realschullehrer für Deutsch, Katholische Religion und Technisches Zeichnen noch kennen. "Dass meine Söhne beide Lehrer geworden sind und auch die Schwiegertöchter, freut mich sehr", sagt Cura dazu.
Nach seiner Pensionierung fand Georg Cura eine andere Leidenschaft: er machte eine Ausbildung zum Lohrer Stadtführer. "Die Ausbildung dauert ein Jahr und man muss eine richtige Prüfung machen" erzählt er. Aber beim normalen Stadtführer ist es ja nicht geblieben. "Schon gleich 2007 kam die Idee auf, Kostümführungen zu machen und als gefragt wurde, wer denn den Nachtwächter darstellen könnte, habe ich gesagt: Ich mach das!"
Zeigen, wie Lohrer gelebt haben
Mit viel Herzblut ging er an die neue Aufgabe. Für seine Führung aus der Zeit des 16./17. Jahrhunderts hat er unzählige Bücher in der Lohrer Stadtbücherei gelesen, im Internet recherchiert und ein Jahr später seine erste Stadtführung als Nachtwächter gemacht. Authentisch vom Kostüm bis zu den Aussagen ("Was ich sage, das muss auch stimmen") entführt er die Besucher in diese alte Zeit.
"Ich möchte, dass die Menschen die Armut von damals sehen und wie die Leute gelebt haben. Reformation, Hexenverfolgung, der 30-jährige Krieg - da war schon viel los in dieser Zeit."
Vater der Kreuzbergwallfahrt
Seine Erlebnisführungen dauern zwei Stunden und der "Nachtwächter" ist stolz, dass dabei keiner weggehe. Dabei hat Georg Cura alle Daten, Ereignisse und Informationen in seinem Kopf. Mit einem Zettel herumlaufen, kommt für ihn nicht in Frage.
Auch in anderer Funktion "führte" Cura die Menschen. Unter seiner Initiative wurde 1984 die Sendelbacher Kreuzbergwallfahrt geboren. Damals gingen 26 Leute mit ihm mit, heute sind es jetzt meist über hundert.
30 Jahre ist der Jubilar mitgelaufen, und er ist stolz, dass sich in dieser langen Zeit am Ablauf der Wallfahrt (Weg, Gebete, Ruhezeiten usw.) nichts geändert hat. "Es gibt tausend Wege auf den Kreuzberg, aber nur einen Sendelbicher Wallfahrtsweg", sagt Cura.
Seit ein paar Jahren kann er aus gesundheitlichen Gründen (es sind 86 Kilometer) nicht mehr dabei sein. Aber er hat Leute gefunden, die das "prima weitermachen". Und noch etwas verrät der Jubilar: "Ich bin eigentlich am 29. Februar geboren, aber die Hebamme hat gesagt ,Das Kind soll jedes Jahr Geburtstag haben' – und hat den 1. März eingetragen."