Tag der Mode, Zwergenaufstand, Weihnachtsmarkt und erste Lohrer Rabbattaktion »Blackdays«: Der Lohrer Einzelhandel hat ein ereignisreiches Jahr 2018 hinter sich und startet auf einer guten Basis ins Jahr 2019. Doch »der Blick nach vorne ist getrübt«, erklärt Angelika Winkler, Vorsitzende der Werbegemeinschaft, auf Nachfrage der Redaktion.
Man wolle »die Menschen im Landkreis für Lohr begeistern«, so Winkler. Deshalb seien die Mitglieder bereit, sich einzubringen, um die verschiedenen Aktionen umzusetzen - selbst ohne finanziellen Vorteil, wie sie sagt.
2000 Stellen im Lohrer Handel
»Die Chefs sind Lohrer, die Angestellten ebenso, mit Stolz können wir von über 2000 Arbeitsplätzen reden«, betont die Vorsitzende der Werbegemeinschaft die starke Verwurzelung des Handels in der Stadt.
Diese positive Basis sieht auch die Referentin des Handelsverbands Bayern, Katja Meißner. Sie macht im Rahmen eines Zertifizierungsangebots die Runde durch die Einzelhandelsgeschäfte in der Region und weiß, wie die verschiedenen Innenstädte aufgestellt sind. »In vielen Städten geht es um eine Wiederbelebung des Handels, das sind ganz andere Voraussetzungen.«
Ihren Blick richtet sie dabei unter anderem auf Marktheidenfeld, wo jetzt klar ist, dass Udo Lermann sein Angebot in Kürze radikal einschränken wird. »Wenn der Platzhirsch abspeckt, hat das Folgen und die Spirale geht massiv nach unten«, erklärt sie, und fügt hinzu: »Lohr steht da noch gut da.«
Mit rund einem Dutzend Einzelhändlern hat sie in Lohr schon gesprochen, Ende Januar will sie weitere Geschäfte besuchen. Bereits jetzt hat sie beobachtet: »Es gibt eine tolle Gemeinschaft, die es zu bewahren gilt.« Aber sie blickt auch warnend in die Zukunft: »Die Prognosen sind alles andere als rosig. Das größte Risiko für Lohr wäre, sich auf dem, was so positiv dasteht, auszuruhen.« Katja Meißner nennt vor allem die Konkurrenz von Internet und Outlet als Gefahr für die noch so lebendige Lohrer Innenstadt.
Für Touristen, Pendler, Lohrer
In dieser Richtung bemühen sich die Einzelhändler, sich gut aufzustellen. »Wir betreuen für unsere Mitglieder eine Homepage, wir haben die Struktur für einen Facebook- und Instagram-Account geschaffen«, berichtet Angelika Winkler.
Außerdem versuche man, über Gutscheine und Engagements wie dem Schneewittchen-Arbeitskreis und der Zusammenarbeit mit dem TSV »für Touristen, Anwohner und Pendler das große Angebot Lohrs zu kommunizieren«.
Dabei komme die Werbegemeinschaft aber an ihre Grenzen, zum einen aus finanziellen Gründen, weil man keine Bezuschussung bekomme und viel ehrenamtlich leiste, zum anderen wegen der steigenden Auflagen, beispielsweise in Sachen Datenschutz, Veranstaltungssicherheit und Steuervorschriften.
»So bleibt weniger Zeit für das eigene Kerngeschäft«, beschreibt Winkler das Dilemma der Händler. Denn auch das Kerngeschäft werde immer komplexer: »Warenbestände müssen in vorgegebener Menge abgenommen werden, Preise sind international vergleichbar und bestimmt immer irgendwo günstiger, geschultes Verkaufspersonal ist schwer zu finden und jeder möchte auch noch etwas Freizeit genießen«, reißt Winkler die Probleme an.
Trotzdem will sich der Lohrer Einzelhandel nicht unterkriegen lassen und auch 2019 wieder viele Aktionen auf die Beine stellen. »Das Wissen, dass wir gemeinsam etwas erreichen können, treibt uns an«, betont Winkler den Wert der Zusammenarbeit. »Ein Einkauf hier ist individuell wie unsere inhabergeführten Geschäfte, umweltfreundlich wegen kurzer Wege und er sichert Ausbildung und Arbeit in der Region.«