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MÜHLBACH
Der letzte Akt unzerstörbarer Liebe
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 |  aktualisiert: 23.12.2015 11:53 Uhr

Die Burg-Lichtspiele Karlstadt-Mühlbach zeigen am Sonntag, 3. März, um 11.15 Uhr, Montag, 4. März, Dienstag, 5. März, und Mittwoch, 6. März, jeweils um 20 Uhr den Film „Liebe“.

Drei Jahre nach der Goldenen Palme für „Das weiße Band“ triumphierte Regisseur Michael Haneke nicht nur erneut bei den Cannes Filmfestspielen 2012 mit seinem subtilen Meisterwerk „Liebe“, sondern wurde dafür unlängst auch mit dem Golden Globe ausgezeichnet.

Sein Film ist ein kompromissloser Blick auf den gemeinsamen Passionsweg eines Paares in der letzten Lebensphase und auf dessen Umgang mit dem Sterben. Erfahrungsgemäß steht Hanekes Name nicht gerade für leichte Kino-Kost, aber obwohl er sich in seinem Drama erneut an heikle Themen heranwagt, erzählt er eine im Kern warmherzige und lebensbejahende, doch niemals sentimentale Geschichte über das Sterben und natürlich über die Liebe – über die Liebe von Anne und Georges, eines gutbürgerlichen Musiker-Ehepaars, das auch nach Jahrzehnten eine von großer Zuneigung und Aufmerksamkeit geprägte Beziehung führt.

Die über 80-Jährigen sind füreinander da, einer passt auf den anderen auf, jeder genießt die Gesellschaft des anderen. Eines Morgen erleidet Anne einen Schlaganfall, muss in die Klinik. Bei der Entlassung ist sie halbseitig gelähmt, aber geistig fit. Georges hilft seiner geliebten Frau, so gut er es vermag. Doch spätestens nach dem zweiten Schlaganfall, der Anne endgültig ans Bett fesselt, reicht seine Kraft alleine nicht mehr aus. Anne in ein Pflegeheim zu geben, wie das die im Ausland lebende Tochter wünscht, das bringt Georges nicht übers Herz, und Pflegerinnen beginnen, sich nun die Klinke in die Hand zu geben.

Nach und nach verliert Anne ihre körperlichen und geistigen Kräfte. Als sie ihre Umwelt kaum noch wahrnimmt, trifft Georges schließlich als Akt unzerstörbarer Liebe und Geste des Respekts vor der Würde seiner Frau eine letzte Entscheidung.

Mit maximaler Reduzierung aller filmischen Gestaltungsmittel inszeniert Haneke in gewohnt unerbittlicher Genauigkeit das langsame Verlöschen eines Lebens. Durch die Beschränkung auf praktisch einen einzigen Schauplatz zwingt er den Zuschauer zum Hinsehen auf all das, womit man eigentlich nicht konfrontiert werden möchte. Doch weil sein Blick nie aufdringlich oder voyeuristisch ist, sondern stets zärtlich und diskret, durchzieht diesen äußerst klaren Film trotz seines dramatischen Finales, das sicher auch für Diskussionen sorgen wird, eine zarte Poesie, ja mitunter sogar leiser Humor.

Ein genialer Schachzug ist die Besetzung mit zwei französischen Darstellerlegenden: Jean-Louis Trintignant, eine Ikone des französischen Kinos, und die seit „Hiroshima Mon Amour“ unvergessliche Emmanuelle Riva, beide selbst weit über 80, machen dieses Kammerspiel zum einem beeindruckenden Kinoerlebnis.

Fazit: Ein formvollendetes Meisterwerk, das lange nachhallt, weil es uns mit unserer eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Soeben wurde der Film mit einem „Oscar“ ausgezeichnet. Der Film ist freigegeben ab zwölf Jahre.

 
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