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Böttigheim
Dorfladen in Böttigheim: Der "Lebenstraum" wächst und gedeiht
Seit anderthalb Jahren betreiben Conny Paul-Wagner und ihr Ehemann Gerhard gemeinsam den Dorfladen und das Café
Foto: Jens-Eberhard Jahn | Seit anderthalb Jahren betreiben Conny Paul-Wagner und ihr Ehemann Gerhard gemeinsam den Dorfladen und das Café
Jens-Eberhard Jahn
 |  aktualisiert: 25.08.2024 02:36 Uhr

Conny Paul-Wagner hatte sich im Februar 2023 einen Lebenstraum erfüllt und gemeinsam mit ihrem Ehemann Gerhard einen eigenen Laden eröffnet. Ohne jederlei Fördermittel wagte sie im Neubrunner Ortsteil Böttigheim den Sprung ins kalte Wasser und bietet den knapp 600 Einwohnerinnen und Einwohnern seitdem an sechs Tagen pro Woche ab kurz nach sechs Uhr ein umfassendes Angebot. Frühstücksbrötchen, Kaffee und Kuchen, frisches Obst und Gemüse aus der Region, sowie Wein aus dem Nachbarort fehlen ebenso wenig wie Haushaltswaren, Kühltheke, Tiefkühlkost und Veganes, vieles davon mit Bio-Siegel. Das Grundsortiment sei seitdem gleichgeblieben, erklärt Conny gegenüber dieser Redaktion: "Etliches habe ich allerdings hinzugenommen, denn die Böttigheimer sind ehrlich und sagen, was sie kaufen wollen". Verändert habe sich jedoch das Verhältnis zur Kundschaft. "Morgens denke ich oft, in komme in mein Wohnzimmer", schwärmt sie, denn das Verhältnis zu den Leuten im Dorf sei mittlerweile familiär.

Conny blickt zurück: "Uns war es wichtig, Stück für Stück unser Konzept zu entwickeln. Wenn alles auf einmal da sein soll, läuft’s nicht". Doch nach 18 Monaten hat das Lädle Laufen gelernt und ist gewachsen. Eine "Heiße Theke" und belegte Brötchen seien dazu gekommen, berichtet die umtriebige Unternehmerin und zählt auf: "Einmal im Monat findet donnerstags der Bürgertreff statt, an einem der Sonntage ein Brunch, Frühstück an drei Tagen pro Woche und in loser Folge Mittagstisch am Samstag. Ab und an richten wir gastronomisch auch private Feiern aus. Ich glaube, künftig werden wir uns noch weiter in Richtung Gastronomie entwickeln". Kein Wunder, denn Laden und Café befinden sich in der Dorfmitte in den Räumlichkeiten eines früheren Gasthofs.

Infobörse und Anlaufstelle für Menschen mit Fragen und Sorgen

Conny erzählt von der Hilfsbereitschaft im Ort: "Viele haben einfach mitangepackt, als Gerhard im Frühling krankheitsbedingt für einige Wochen ausgefallen war. Der Zusammenhalt ist enorm". Denn die Böttigheimerinnen und Böttigheimer schätzen den Laden nicht nur als Verkaufsstelle, sondern auch als Infobörse und Anlaufstelle für Menschen mit Fragen und Sorgen. Gerhard bringt es auf den Punkt und schmunzelt charmant: "Oft sind wir eine Sozialstation mit Verkaufstheke". Nicht nur die Rentner im Dorf, auch die Kinder haben ihren Kakao-Stammtisch mit Spiele-Ecke. Eine Stammkundin und Mutter äußert sich überzeugt, dass dies einen pädagogischen Wert habe: "Die Kinder lernen hier, mit Geld umzugehen".

Zwischen 80 und 250 Kundinnen und Kunden kämen pro Tag in den Laden. Manche holen sich nur ihre Frühstücksbrötchen, andere erledigen hier ihren gesamten Einkauf. Doch Conny räumt ein: "Nicht alle aus dem Dorf kaufen bei uns ein. Einige sagen, wir seien zu teuer. Die meisten von denen waren allerdings noch nie hier". Durch Touristen und Durchreisende wachse die Kundschaft immer mehr. Darüber hinaus sei gerade das große Angebot an glutenfreien Lebensmitteln weit über die Dorfgrenze hinaus gut nachgefragt. Einige kämen auch wegen der Halbedelsteine im Angebot oder einfach nur, weil bei Conny auch buchstäblich die Post abgeht. Nach vielen Jahren gibt es somit in Böttigheim auch wieder eine Postfiliale.

"Reich wird man damit nicht, aber es trägt sich"

An Maria Himmelfahrt wurde die Kreuzbergstraße vor dem Ladencafé gesperrt, denn Conny und Gerhard hatten zum Sommerfest eingeladen, ein "Testballon", wie sie einräumen. Bei Kaffee und Kuchen, Bier vom Fass und vielen anderen Speisen und Getränken stillten weit über 100 Junge wie Alte Hunger und Durst. Die emsige Gastgeberin ist in Thüringen aufgewachsen. Und so durften auch die Bratwürste nicht fehlen. Nach anderthalb Jahren ziehen Conny und Gerhard begeistert Bilanz: "Reich wird man damit nicht, aber es trägt sich. Wir leben den Laden", sagen sie. Und ein wenig Erschöpfung ist ihnen auch anzusehen.

Wenige Waren erreichen bei Conny das Mindesthaltbarkeitsdatum. Doch dann gibt es auch immer noch die 'Retter-Ecke'
Foto: Jens-Eberhard Jahn | Wenige Waren erreichen bei Conny das Mindesthaltbarkeitsdatum. Doch dann gibt es auch immer noch die "Retter-Ecke"
 
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