"Weil es schöner ist mit den Leuten im direkten Kontakt zu stehen", sagt Tilo Drescher über die Gründe, warum er sein Sortiment aus antikem Geschirr, Bildern, Schallplatten und Schmuck lieber auf einem Flohmarkt als im Internet anbietet, "und weil es einfach mehr Spaß macht."
Etwa 40 Aussteller und 300 bis 400 Besucher locken an einem Samstag bei perfektem Flohmarktwetter an den zur Hälfte abgesperrten Parkplatz an der Mainlände in Lohr.
Zwischen antiken Bilderrahmen und weiteren Antiquitäten vor seinem gelben VW-Bulli-Oldtimer hat sich Tilo Drescher aus Marktbreit aufgestellt, um seine Waren anzupreisen. Seit vielen Jahren nimmt der 52-Jährige an nahezu jedem Wochenende in der Saison, vom Frühjahr bis zum Herbst, an Flohmärkten teil.
"Es macht Spaß, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen", erklärt der Hobby-Händler. "Vor allem das Feilschen um den Preis macht den besonderen Reiz aus." Auf 50 bis 200 Euro pro Tag belaufen sich seine Einnahmen, wenn Drescher von 6 Uhr am Morgen bis etwa 14 Uhr an seinem Stand steht.
"In Lohr ist nicht so viel los", meint er. Die Bewerbung im Vorfeld sei sehr wichtig. Drescher hofft, dass auch Lohr einmal so viele Besucher zieht, wie die Märkte in Wertheim, Schweinfurt oder Würzburg.
Als ein "Spiegelbild der Gesellschaft" beschreibt Mitveranstalter Bernd Noll Flohmärkte, auf denen von Privatpersonen gebrauchte Gegenstände an Privatpersonen verkauft werden. Seit sieben Jahren richtet Noll gemeinsam mit seiner Frau Petra den Flohmarkt in Lohr aus.
Veranstalter setzt auf Plakate
Die Stadt Lohr sei auf ihn zugekommen, den Lohrer Flohmarkt wieder zu beleben. "Der Zuspruch ist groß und wachsend", berichtet Noll. Erstmalig habe er jetzt auch für die Lohrer Veranstaltung umfangreich plakatiert. Dadurch erhofft er sich eine Belebung der Flohmarkt-Tradition in der Stadt.
Vor allem gutes Geschirr, Besteck und Spielzeugeisenbahnen zählen zu den "Selbstläufern", sagt Noll. Das Angebot verändere sich über die Jahre, weiß der Veranstalter: "Flohmärkte befinden sich dadurch immer im Trend." Neben den professionellen Händlern würden viele Familien ihre Haushaltskasse mit dem Verkauf alter Spielsachen und Hausrat aufbessern. Gemeinsam mit seiner Familie stöbert der Lohrer Torsten Ruf, der gerade ein altes Telefon inspiziert, regelmäßig auf dem Flohmarkt an der Mainlände. "Die Vielfalt des Angebots und die eine oder andere Überraschung" erfreue ihn immer wieder. Auch Ruf mag den persönlichen Kontakt zu den Händlern und das Handeln über den Preis. Neben Spielzeug hält der musikbegeisterte 42-Jährige auch immer Ausschau nach Schallplatten.
Silvia Reuß fuhr extra aus Hammelburg zum Besuch nach Lohr. Mit ihren Freundinnen betreibt sie heute selber einen Stand, an dem sie Haushaltsartikel und Kleidung anbietet. "Wir machen uns zusammen einen schönen Tag", lacht die 52-Jährige. Vor allem den Blick über den Main genießt die Ausstellerin, die zum ersten Mal in Lohr dabei ist.
"Alte Sachen sollten nicht einfach weggeschmissen werden", erklärt Monika Schoonenberg aus Lohr die Hintergründe ihres Besuchs. Gemeinsam mit ihrem zehnjährigen Sohn Fynn lässt sich die 46-Jährige vom Angebot inspirieren: "Wir suchen nichts Bestimmtes, aber meistens finden wir etwas."
Bis zu 25 Besuche im Jahre
Wertschätzung gegenüber nicht mehr gebrauchten Artikeln und den Aspekt der Umweltfreundlichkeit haben Schoonenberg mit ihrer Familie zu einer Dauerbesucherin von Flohmärkten, auch außerhalb Lohrs, werden lassen.
Auf bis zu 25 Besuchen von Flohmärkten im Jahr kommen die Freizeit-Verkäufer Adriana und Jürgen Fleischmann aus Hettstadt. "Online macht das doch überhaupt keinen Spaß", führt Adriana Fleischmann ihre Beweggründe für einen Flohmarktbesuch aus.
"Mit den Menschen in den Kontakt zu kommen macht Spaß", ergänzt ihr Mann. "Und wenn die Kasse dann am Ende des Tages auch noch stimmt", ist sich das Ehepaar einig, "dann hat sich mal wieder alles gelohnt."
Nächster Flohmarkt in Lohr ist am Samstag, 29. Juni, Trödelmarkt in Marktheidenfeld am Äußeren Ring ist wieder am Sonntag, 7. Juli.