Einen bunten und kurzweiligen Kommersabend bereitete der Spielmannszug Esselbach seinen Gästen in der Spessarthalle am Freitag zum 65-jährigen Jubiläum des Vereins. Diese Zahl sollte eigentlich schon im letzten Jahr mit einem großen Fest gebührend gefeiert werden. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde das jedoch immer wieder verschoben und schließlich komplett abgesagt.
Den Glauben an den Kommersabend hat die Vorstandschaft um den Vorsitzenden Manuel Heim jedoch nie aufgegeben und deshalb freuten sich alle besonders auf den Abend. Nach der Eröffnung durch die Musikkapelle Röttbach wurde ein Film mit Impressionen der letzten fünf Jahre gezeigt. Von diversen Faschingszügen über das örtliche Seefest und die Laurenzi Messe bis hin zur Musikreise nach Spanien war alles dabei.
In seiner Begrüßung bedauerte Vorsitzender Heim, dass das schon fast fertig geplante Jubiläumsfest ausfallen musste. Umso mehr freute er sich, dass es dennoch eine lesenswerte Festzeitschrift gab. Er lobte hier den Zusammenhalt im Verein über Generationen hinweg. "Wir haben heute hier in der Halle eine Mischung von einer Vereinszugehörigkeit von ein paar Monaten bis zu 65 Jahren", verkündet Heim stolz.
Viel für die Völkerverständigung getan
Dass der Esselbacher Spielmannszug weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannt ist, sah man auch, wenn man sich im Publikum umschaute. So war sowohl Herr Hsu, der Generaldirektor der Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland aus München wie auch ein langjähriger Freund aus der Taipeh-Vertretung in München Herr Wu und die frisch aus Taiwan zurück gekehrte Frau Yu zugegen. Bereits zum sechsten Mal in Folge übernimmt Alois Konstantin Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg die Schirmherrschaft. Und wie er in seinen Grußworten so treffend bemerkte, sind alle im Saal jetzt ein Jahr jünger, "da wir 65 Jahre Spielmannszug feiern, haben wir alle also ein Jahr gewonnen". Er dankte dem Spielmannszug als weltweit bekanntem Verein: "Sie haben mehr für die Völkerverständigung getan als mancher Außenminister."
Er selbst war damals mit seiner Frau bei der Auslandsreise nach Taiwan dabei. Zum Schluss erinnerte er die anwesenden Gäste noch auf ihre große Verantwortung bei der kommenden Wahl. Dem Spielmannszug Esselbach rät er, seiner Linie treu zu bleiben: "Es könnte ja sein, dass die Esselbacher zugerufen bekommen, sie sollen eine grüne Jacke und rote Hosen anziehen. Sagen sie nein, wir stehen unter Denkmalschutz".
Bundestagsabgeordneter Alexander Hoffmann beschrieb es als ein "erhabenes Gefühl", bei diesem Abend dabei sein zu dürfen. Auch er bescheinigte dem Spielmannszug Esselbach einen tollen Beitrag zur Völkerverständigung. Stellvertretende Landrätin Pamela Nembach stellte heraus, dass die Vereine für den Landkreis eine sehr große Bedeutung haben. Sie förderten den Gemeinsinn und vermitteln viele neue Kenntnisse sowie Fähigkeiten.
Bürgermeister Richard Roos, der auch zweiter Vorsitzender des Spielmannszuges ist, lobt vor allem die tolle Jugendarbeit des Vereines. "Schon Studien sagen, dass Musik einen Trainigseffekt fürs Gehirn hat", freut er sich. Ein erster Höhepunkt war sicherlich das Interview mit dem Gründungsvorstand Heinz Rothaug. Er gab dabei Einblicke in die Zeit von früher, in der es kein Fernsehen und in Esselbach eigentlich nur den Fußballverein gab. Also schlossen sich ein paar Freunde zusammen und gründeten den heutigen Spielmannszug. Schon nach einem dreiviertel Jahr konnten sie ihren ersten Auftritt in Steinmark absolvieren.
Bei einem geselligen Ausflug kam es dann allerdings zu einer Brandkatastrophe in Aschaffenburg, bei der etliche Mitglieder des Vereines ihr Leben ließen. "Danach war nichts mehr wie vorher", denkt Rothaug zurück. Sein Bruder Erich Rothaug wurde dann Vorstand und hat den Spielmannszug bis heute vor allem durch Fahrten in fremde Länder geprägt. "Wichtig ist, dass die richtigen Leute am richtigen Platz sind", ist sich Heinz Rothaug sicher.
Konzept für optimierte Ausbildung
Bei den folgenden Ehrungen blickten Vereinsmitglieder auf die jeweiligen Ereignisse der Eintrittsjahre zurück. Mit Spannung erwartet wurde der Auftritt des Jugendspielmannszuges unter Leitung des Ersten Tambourmajors Philipp Schwab. Teilweise begannen die Jungs erst vor eineinhalb Jahren mit ihrem Instrument. Die Nachwuchsarbeit wird beim Spielmannszug Esselbach großgeschrieben. So entwarf Philipp Schwab zusammen mit Ausbildungsleiter Thilo Leimeister noch vor Corona ein Konzept, wie die Jugendausbildung zukünftig optimiert werden könnte. So wurden unter anderem mit Dieter Weimann auch externe Ausbilder mit ins Boot geholt.
Der Höhepunkt des Abends war die Ernennung der neuen Ehrenmitglieder, die allesamt noch nichts von ihrem Glück ahnten. Bilder auf großer Leinwand der jeweiligen Mitglieder luden zum Mitraten ein, wer wohl gemeint sein könnte. Die aktuellen Ehrenmitglieder Heinz Rothaug, Erich Rothaug, Fürst zu Löwenstein, Edgar Heim, Heinz Heim, Ernst Köhler und Franz Wamser gratulierten den neuen Ehrenmitgliedern herzlich. Wie Manuel Heim bekräftigte, macht es sich der Verein bei der Auswahl neuer Ehrenmitglieder nicht leicht. Die Wahl fiel dieses Mal auf Alfons Schick, der seit seinem 16. Lebensjahr Mitglied ist und aktiv Fanfare spielt. Werner König ist bereits seit 55 Jahren Mitglied des Spielmannszuges und nahm hier in der Vorstandschaft schon diverse Posten ein. Das dritte neu ernannte Ehrenmitglied ist Egon Heim, der als aktives Mitglied Jahr für Jahr bei fast allen Proben in unterschiedlichster Funktion teilnimmt. Gegen Mitternacht ging so ein bewegender Abend zu Ende, der dem Spielmannszug Esselbach absolut gerecht wurde.
