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Himmelstadt
Der Klimawandel und seine Folgen
Eine große Schadfläche im 'Kaarst' war der erste Besichtigungspunkt beim Himmelstadter Waldbegang. In der Talsenke befielen Borkenkäfer die ehemals dort stehenden Fichten seit 2021 gleich zweimal.
Foto: Jürgen Kamm | Eine große Schadfläche im "Kaarst" war der erste Besichtigungspunkt beim Himmelstadter Waldbegang. In der Talsenke befielen Borkenkäfer die ehemals dort stehenden Fichten seit 2021 gleich zweimal.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 14.10.2023 02:57 Uhr

Der Klimawandel und seine Folgen für die Bäume standen diesmal im Mittelpunkt des Himmelstadter Waldbegangs. Revierförster Patrick Schelbert zeigte den Gemeinderäten vor allem Flächen, auf denen alle Fichten wegen Käferbefall gefällt werden mussten. Über das Problem der Fichte im trockenen Franken werde seit 20 Jahren geredet, erklärte der Forstamtmann. Trockene und heiße Sommer schwächen diese Baumart, in Folge kann sie sich schlechter gegen Borkenkäfer wehren. Vitale Bäume ersticken die Käfer mit Harz. Fehlt Wasser, geht den Bäumen schneller das Harz aus.

Die Käfer sind zwar winzig, am Baum findet man eher Bohrmehl als die nicht mal stecknadelgroßen Bohrlöcher, aber es fliegen Millionen davon an. Ein einziges Weibchen kann 120.000 Nachkommen produzieren, die 500 Meter weit fliegen können. Bei einem Befall sind Fichten binnen drei bis vier Wochen nicht mehr zu retten. Kiefern und Douglasien sind etwas widerstandsfähiger.

Die Fläche in der Waldabteilung "Kaarst" wirkt wie eine Lichtung. Vor zwei Jahren war dort schon einmal ein Käfernest, der Förster reagierte schnell und ließ die befallenen Fichten per Harvester (Baumerntemaschine) fällen. "Darauf kommt es an", erklärte der Fachmann, und dass die Bäume auch schnell aus dem Wald herausmüssen.

Danach wurden Roteichen gepflanzt, diese wachsen ähnlich schnell wie Buchen, ihr Holz ist aber nicht ganz so gut wie das von klassischen Eichen. Doch 2023 folgte auf den nassen Winter fast übergangslos ein trockenes Frühjahr und heißes Wetter im Juni und Juli – da kehrten die Käfer zurück. Inzwischen ist die Schadfläche so groß, dass sich ein Zaun als Verbissschutz gelohnt hätte, aber 2021 wurde mit Schutzhüllen gepflanzt, was nun weiter geführt wird.

Am Duttenbrunner Weg sind praktisch alle Fichten weg

Am Duttenbrunner Weg hat der Bestand keine gute Qualität und praktisch alle Fichten sind weg. Am Hang ist der Boden deutlich schlechter als in der kleinen Senke am Kaarst, deshalb werden vor allem Ahorn und Kirschen gepflanzt. Im Bereich Schwarzsohl war der Käferbefall sehr massiv. Hier konnten die Räte noch befallene Bäume mit Harzfluss und Bohrmehl sehen. Eigentlich sollte diese Fläche erst in drei bis vier Jahren ausgelichtet werden. Jetzt werden dort bald vor allem neue Laubbäume gepflanzt. Naturverjüngung alleine funktioniert auf so großen Flächen nicht.

Im Brunntal stehen schon vorwiegend Laubbäume. Hier ist eine Buche zum Fällen markiert – der Stamm des rund 130 Jahre alten Baumes wirkt vital, doch schaut man noch oben, sind Äste der Krone dürr. Ohne Trockenschäden hätte das Wertholz werden können. Die Trocken- und Käferschäden wirken sich auf die Waldbewirtschaftung aus. 2020 Festmeter Einschlag hatte der Revierförster 2022 geplant, es wurden 2370 Festmeter. In diesem Jahr wurde der Plan von 2100 Festmeter auch um 100 Festmeter übertroffen, obwohl schon Käferholz eingeplant war.

Noch spült das Geld in die Gemeindekasse, doch irgendwann sind die Fichten weg. Ihr Anteil im Himmelstadter Wald beträgt derzeit noch sieben Prozent. Auch der Zuwachs wird sinken, was den langjährigen Hiebsatz von 1900 Festmetern drücken könnte. Für das Jahr 2024 plant der Revierförster einen Einschlag von 2240 Festmetern und ein Betriebsergebnis von rund 10.000 Euro. Den guten Erlösen aus dem Holzverkauf stehen Kosten für Zaunbau und Pflanzbäume gegenüber.

Im Bauhof wird Himmelstadt Ersatz für den Mitarbeiter Gerold Nötscher suchen müssen, der bald in Rente geht. Es brauche jemanden, der sich mit Waldarbeit auskennt und mit der Motorsäge umgehen kann, so der ehemalige Förster Werner Trabold. Dabei geht es vor allem um umgestürzte Bäume, die Holzernte wird an Firmen vergeben. Die Idee eines gemeinsamen Forstwirts mit den Nachbargemeinden Thüngen und Retzstadt ist laut Bürgermeister Herbert Hemmelmann geplatzt.

 
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