Ferdinand Herrbach, ein Urgemündener, ist im hohen Alter von 97 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben. Mit ihm verabschiedet sich ein Gemündener Original, ein profunder Kenner der Heimatgeschichte seiner Stadt. Sein ausgesprochen gutes Gedächtnis und exzellentes Erinnerungsvermögen machten ihn bis zuletzt zu einem wandelnden Geschichtslexikon und zum begehrten Gesprächspartner. Sein Lebenslauf steht beispielhaft für viele Menschen seiner Generation und zeugt vom Leid des Krieges und des großen Lebenswillens beim Aufbau nach der Zerstörung der Heimat.
Ferdinand Herrbach war am 12. Oktober 1922 geboren, als zweiter Sohn von Lorenz und Maria Herrbach, geborene Diemer (Gastwirtschaft Zur Linde). Seine Brüder waren Karl Herrbach und Gustl Herrbach. 1950 heiratete er Gusti Fink, aus der Ehe gingen die Kinder Marianne, Georg und Elisabeth hervor.
Bei Explosion schwer verletzt
Nach der Schulzeit wurde Ferdinand Herrbach 1937 in der Eisenhandlung Obert zum Kaufmann ausgebildet. Im Juni 1942 kam er zum Militär und wurde als Funker im November des gleichen Jahres im Kaukasus bei der Explosion zweier Minen am ganzen Körper schwer verletzt, dabei verlor er den linken Unterschenkel.
Nach dem Krieg lernte er bei seinem ebenfalls schwer kriegsbeschädigten Vater Lorenz das Wagner-Handwerk und betrieb gemeinsam mit ihm eine Wagnerei. Die Folgejahre waren geprägt durch den Wiederaufbau von Werkstatt-, Wohn- und Geschäftsräumen im zerstörten Gemünden. Zur Wagnerei kam der Handel mit Fellen und Tierhäuten und 1960 noch eine Mostkelterei.
Mit der Entwicklung der modernen Industrie- und Konsumgesellschaft wurden viele Berufe und Geschäftszweige nicht mehr benötigt, so auch die vielfältigen Arbeitsfelder von Ferdinand Herrbach, die ihn sein langes Leben lang geprägt haben.
Eines konnte der Lauf der Zeit aber nicht verändern: Ein Seidle Apfelmost betrachtete der humorvolle Gesprächspartner bis ins hohe Alter als wohlschmeckende Medizin.