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Hafenlohr/Halsbach/Karlburg
Der Erdbeeranbau wird zunehmend schwierig
Gerade ist Erdbeerzeit. Aber die Frucht ist anfällig für Witterungsextreme. Die Erdbeerbauern im Landkreis Main-Spessart haben erste Konsequenzen gezogen.
Marion Gold, neue Chefin vom Obst- und Spargelhof Gold in Karlburg, mit einer Steige Erdbeeren.
Foto: Björn Kohlhepp | Marion Gold, neue Chefin vom Obst- und Spargelhof Gold in Karlburg, mit einer Steige Erdbeeren.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:21 Uhr

Es ist Erdbeerzeit. Die Erdbeerbauern im Landkreis bieten wieder ihre roten Früchte an, zum Teil zum Selberpflücken. Das trockene und heiße vergangene Jahr war für sie und die anfällige Erdbeere jedoch eine Katastrophe, und auch die Jahre davor waren nicht einfach. Die Anbauer haben daraus bereits Konsequenzen gezogen.

"Den Erdbeeren tut die extreme Hitze nicht gut", sagt Inge Väth aus Hafenlohr, genannt "Erdbeer-Inge", mit Blick auf 2018. "Letztes Jahr haben wir umsonst geschafft." Ihr Sohn Alexander, der das Erdbeergeschäft seit einigen Jahren, betreibt, bestätigt das: "Es hat gerade die Unkosten getragen." Die Ernte sei  in nur zwei Wochen vorbei gewesen. "Das war das Kürzeste, was wir jemals hatten."

Nachwirkungen von 2019 bei den Erdbeeren noch zu spüren

Mehr noch: "Wir merken noch die Nachwirkungen vom letzten Jahr", sagt Mutter Inge. Die Erdbeeren hätten vergangenen September weniger Fruchtansätze ausgebildet als normal. Um die Frucht vor zu viel Sonne zu schützen, setzt Alexander Väth jetzt auf neue Sorten, die höher wachsen. Dadurch erhofft er sich mehr Schatten für die Erdbeeren. Dass so außerdem die Blüten etwas höher stehen, mache sie nicht so anfällig für Frost.

Inge Väth aus Hafenlohr auf einem ihrer Erdbeerfelder nahe des Kreisels an der neuen Mainbrücke in Marktheidenfeld.
Foto: Ralf Thees | Inge Väth aus Hafenlohr auf einem ihrer Erdbeerfelder nahe des Kreisels an der neuen Mainbrücke in Marktheidenfeld.

Bei den Väths in Hafenlohr, die auf etwa drei Hektar Erdbeeren zum Selberpflücken sowie Verkauf vom Stand am Feld anbieten, hat auch dieses Jahr schon wieder außergewöhnlich angefangen. "Wir haben jetzt das erste Mal seit fünf, sechs Jahren zwischendurch mal zwei Tage zuschließen müssen." Inge Väth erläutert: Weil es so kalt war, als die Erdbeeren blühten, habe die Blühzeit statt drei dieses Jahr zehn Tage gedauert. Genauso ziehe sich jetzt auch die Ernte in die Länge. So könne es passieren, dass an manchen Tagen das Feld leer gepflückt ist, sagt Sohn Alexander Väth.

Vergangenen Freitag war Pflückbeginn in Hafenlohr. Ab Ende dieser Woche rechnet Inge Väth mit der Haupternte, wenn viele Erdbeeren auf einmal reif werden. Sie wundere sich, dass die Leute immer kommen, wenn die Sonne prall scheine, dabei seien die Erdbeeren da nicht besser als bei bewölktem Wetter.

Peter Stenger versucht es mit Folientunneln

Der Halsbacher Obstbauer Peter Stenger hatte im vergangenen Jahr beim Erdbeeranbau zum ersten Mal Folientunnel in Steinbach im Einsatz. Das macht Anbau und Ernte witterungsunabhängiger, was auch funktioniert habe. Zugleich sei aber der Aufwand auch groß, weil die Tunnelkulturen Bewässerung brauchen und der Tunnel gelüftet werden muss, wenn die Sonne scheint. Für dieses Jahr ist die Tunnelernte "weitgehend abgeschlossen", dafür hat jetzt die Freilandernte begonnen.

Obstbauer Peter Stenger auf dem Erdbeerfeld (hier ein Archivbild von 2013).
Foto: Obsthof Stenger | Obstbauer Peter Stenger auf dem Erdbeerfeld (hier ein Archivbild von 2013).

Um die Erntezeit in die Länge zu ziehen, hat er dieses Frühjahr zeitlich versetzt immer wieder zuvor gekühlte Frigopflanzen gesetzt, die nach dem Setzen nur neun Wochen bis zur Ernte brauchen. Mit dabei ist auch eine späte Sorte. So hofft er, Mitte Juli noch Erdbeeren anbieten zu können.

Stenger hat Anbaufläche für Erdbeeren "deutlich reduziert"

Durch die negativen Erfahrungen in den vergangenen Jahren mit Witterungsextremen – Frost, Regen, Hitze, Trockenheit, Hagel – und Ausschussquoten bis zu 30 Prozent hat Stenger die Anbaufläche für Erdbeeren jedoch "deutlich reduziert". Hinzu kämen zunehmend Probleme mit Enten und Gänsen, die im Stroh unter den Beeren nach Körnern suchten und dabei auch die reifen Früchte anhackten. Und die Kirschessigfliege sei inzwischen auch ein Problem. Den Herbizideinsatz habe er deutlich zurückgefahren, dafür werde jetzt viel per Hand gehackt. "Finanziell ist das ein Desaster", sagt Stenger.

Dieses Jahr hat Stenger keine Erdbeeren zum Selberpflücken und auch keinen Verkauf am Feld. Seine Erdbeeren gibt es auf den Wochenmärkten in Lohr und Karlstadt sowie auf dem Hof in Halsbach.

Zwei schwierige Jahre in Folge

Marion Gold, seit Jahresanfang neue Chefin vom Obst- und Spargelhof Gold in Karlburg, berichtet von zwei schwierigen Jahren in Folge. 2017 gab es Spätfrost, der einen großen Teil der Erdbeeren vernichtete, vergangenes Jahr dann die extreme Hitze und Trockenheit. "Wir haben zwar Bewässerung", erzählt Gold, "damit können wir vielleicht die Trockenheit einigermaßen kontrollieren." Aber bei zu hoher Sonneinstrahlung bekomme die Frucht Sonnenbrand. "Temperaturen über 25 Grad mag die Erdbeere nicht" – weder die Pflanze noch die Frucht. So viel Wasser, wie bei großer Hitze verdampfe, könne man gar nicht nachliefern. Zumal bei der Bewässerung von oben die Gefahr von Fäulnis steige. Deswegen hat der Obsthof auch teilweise Tröpfchenbewässerung.

Bei Gold gibt es ein Feld zum Selberpflücken, das noch etwa ein bis zwei Wochen geöffnet bleibe. Ansonsten ist dank vorwiegend früher und mittlerer Sorten die Haupterntezeit schon vorbei. Jetzt beginne die Stachelbeerernte. Aber auch Erdbeeren wird es noch einige Wochen lang geben.

Auch die Golds haben die Anbaufläche für Erdbeeren reduziert

Karlburger Erdbeeren werden im Hofladen, auf dem Markt in Karlstadt, Arnstein und Gemünden, an einem Stand in Retzbach und an den Großhandel verkauft. Aber: "Wir schauen, dass wir vom Großhandel wegkommen", sagt Marion Gold. Die Marge sei zu gering.

Wie Peter Stenger haben auch die Golds die Anbaufläche mit Erdbeeren aufgrund der großen Anfälligkeit der Frucht schon reduziert – "und wir reduzieren auch noch mehr". In Zukunft sei die Devise: Qualität statt Quantität.

 
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