Am Samstagabend ließ der Erlenbacher Carneval Verein (ECV) die Puppen tanzen: Das Bubenballett stolzierte anfangs hölzern, dann geschmeidig akrobatisch als Marionetten über die Bühne. Urmel aus dem Eis vervollständigte die "Erlenbacher Puppenkiste" und sorgte für anhaltenden Applaus. Doch auch die anderen Darbietungen der Gruppen zeigten das enorme tänzerische Können.
Kein Geringerer als "The King of Pop" eröffnete die Prunksitzung in der vollbesetzten Festhalle. Michael Jackson alias Amir Essawi und seine Tänzer vom Elferrat gaben den Startschuss für einen bunten Abend, gespickt mit Wortwitz, Akrobatik und fantasievollen Showeinlagen. Durch das fünfstündige Programm führte zum ersten Mal Sitzungspräsident Max Diener mit Unterstützung von Markus Greser.
Wie im vergangenen Jahr lästerte Bütt-Nachwuchs Luna Schleich über ihren Vater, ehemals Faschingsprinz: "Mir bleibt auch wirklich nichts erspart, jetzt sitzt er auch im Elferrat." Und wer meint, das wäre ein lustiger Job, der täuscht sich gewaltig. Die wortgewandte Tochter hat nichts mehr zu lachen. "Im Garten auf der Sonnenliege trägt er nur seine blaue Fliege… Und wenn ich ihn dann mal verarsch‘, bläst er mir den Narrhallamarsch", schimpfte Schleich vor den rund 600 Gästen.
In farbenfrohen, aufwendig gefertigten Kostümen huldigten die "Lady Shake's" der indischen Göttin Durga. Das Jugendshowballett präsentierte schaurig schön das Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf, während das Männerballett als Maulwürfe buddelte, bis der Gärtner kam. Die Mädchen aus der Nachwuchs- und Jugendgarde standen in ihren Darbietungen der Prinzengarde in nichts nach. Der letzte Tanz des Abends gehört traditionell dem Showballett. Er stand unter dem Motto "Africa - Source of dance". Einen Glanzpunkt setzte auch Tanzmariechen Silja Müller, die in ihrem neuen Kostüm gekonnt über die Bühne wirbelte.
Bis Aschermittwoch regieren Stefan II. und Liane I. (Ehepaar Pfeifer-Hauk) das Erlenbacher Narrenvolk. Die Sitzungspräsidenten begrüßten mit dem Rienecker Fasenachtskomitee "Die Göikel", den Hädefelder Lorbsern, den Närrischen Sandhasen Bettingen und den Oberndorfer Ratteln befreundete Faschingsvereine sowie die Ehrengäste. Siegfried Schnellbach vom Fastnacht-Verband Franken ehrte langjährige Vereinsmitglieder (Bericht folgt). Auch der ECV-Ehrenpräsident Manfred Eyrich, der amtierende Vorsitzende Julian Kerscher, Bürgermeister Georg Neubauer, Weinprinzessin Teresa Diener und Pfarrer Matthias Wolpert gaben sich die Ehre.
Letzterer wagte sich wieder auf die Narrenbühne. Nach den exklusiven Einblicken in die Sakristei der Kirche im vergangenen Jahr brachte der Geistliche als Gast in der Erlenbacher Pizzeria Aushilfe Laurenz Deppisch ins Schwitzen. Ein Lacher folgte dem nächsten, selbst als die Restaurant-Inhaberin (Lisa-Marie Müller) nur den Kopf schüttelte und mit perfekt imitiertem italienischem Akzent schimpfte: "Du bist wie eine Pizza Margherita: Du hast nix drauf!"
In den ETL-Nachrichten blickte Anna Hauk auf das Ortsgeschehen. Sie und ihre Redaktion "haben keine Kosten und Mühen gescheut", um knallhart zu recherchieren. Für besonders laute Lacher sorgte die angebliche Ölspur, die sich als naturtrüber Apfelsaft auf der Fahrbahn entpuppte. "Und die Moral von der Geschicht‘: Apfelsaftkisten stapelt man nicht!"
Auch ein Seitenhieb auf das Nachbardorf Homburg gehört jedes Jahr zum Repertoire des Nachrichtenformats. Glaubt man den Recherchen, werde dort Wein mit Essigsäure und Frostschutzmittel "veredelt" und die Öchslegrade würden mit einem Zollstock gemessen. Die Wetterfee stellte fest: "Seit Jahren wird gepredigt: Esst eure Teller leer, dann wir das Wetter schön. Was haben wir davon? Dicke Kinder und die Klimaerwärmung." Für den Tusch an der richtigen Stelle sorgte den Abend über das Duo "Die Lieblers".
Dieselaffäre, Neujahrsvorsätze und intime Details von Hotelgästen waren Themen der musikalischen Büttenrede von Jan-Philipp Friese als Liftboy und Julian Kerscher im steckengebliebenen Fahrstuhl. Sie stellten fest, dass das Englische "to brexit" so viel bedeutet wie "sich verabschieden, aber nicht gehen". Man könnte es auch mit dem Verb "seehofern" übersetzen.
In der Musik- und Sketcheinlage der "Wilden" nahmen Wally Oberknödler (Amir Essawi) und Stefan Hintermoser (Julian Kerscher) in ihrem Musikantenstadl bekannte Volksmusikstars wie die Jacob-Sisters, Heino und die Wildecker Herzbuben aufs Korn.
Auch Max Diener und Markus "Johnny" Greser stiegen in die Bütt. Als Neulinge im Sitzungspräsidium redeten sie offen: über die kleinen "Hilfsmittel" im Schrank, den sie von ihrem Vorgänger im Amt Thomas Heilig übernommen hatten, den roten Faden und die Witze aus der untersten Schublade.
Zu einem fulminanten Finale kamen alle rund 150 Akteure des Abends auf der Bühne zusammen und stimmten in das ECV-Lied ein. Damit schloss der offizielle Teil dieser prächtigen Faschingssitzung.