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GEMÜNDEN
Der Chef der Tafel zieht sich zurück
Blick zurück: Peter Auktor gibt Ende des Monats die Leitung der Gemün-dener Tafel ab.
Foto: Ferdinand Heilgenthal | Blick zurück: Peter Auktor gibt Ende des Monats die Leitung der Gemün-dener Tafel ab.
Ferdinand Heilgenthal
 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:05 Uhr

Zum Ende des Monats beendet Peter Auktor aus gesundheitlichen Gründen seine Tätigkeit als Chef der Gemündener Tafel. Der pensionierte Kriminalbeamte gründete zusammen mit Franz Gerhard, damals Leiter des Eine-Welt-Ladens, vor über neun Jahren die soziale Einrichtung in Gemünden, die in der Trägerschaft des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) steht.

In einem Gespräch blickt Auktor, der demnächst das 78. Lebensjahr vollendet, auf die Gründungszeit zurück und zieht trotz der vielen Arbeit, der immer wieder geforderten Improvisation und der ständigen Werbung um ehrenamtliche Helfer, eine positive Bilanz. Die Aufgabe füllte mitunter seine gesamte Freizeit aus und wäre ohne die Unterstützung von Ehefrau Marlene nicht zu bewältigen gewesen, sagt Auktor.

Die Initialzündung, aktiv zu werden, kam bei einem Fernsehbericht über die Idee der Tafeln, berichtet Auktor. Der Gedanke, ganz nach dem Motto „Essen, wo es hingehört“, eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel zu schaffen, faszinierte ihn. Einwandfreie Lebensmittel, die sonst auf dem Müll landen, gelangen so gegen einen symbolischen Beitrag zu Bedürftigen in unserer Gesellschaft, erklärt der ehemalige Polizist.

In Gerhard, einem kirchlich und sozial engagierter Lehrer, fand er einen Mitstreiter. Sie holten im Januar 2004 erste Informationen bei den kurz vorher gegründeten Tafeln in Lohr und Karlstadt ein. Vorgespräche mit Lebensmittelgeschäften und Bäckereien verliefen positiv und mit dem BRK wurde ein geeigneter Träger gefunden, der an den Samstagen die Kleinbusse für die Einsammeltouren zur Verfügung stellt. Nur die Suche nach geeigneten Räumen gestaltete sich schwierig. Schließlich gelang es mithilfe der Stadt und dem damaligen Bürgermeister Thomas Schiebel, die Räume des ehemaligen Fremdenverkehrsamtes am Rathaus so herzurichten, dass der Betrieb aufgenommen werden konnte.

Trotz der Ablehnung des für Un-terfranken zuständigen Tafelbeauftragten Klaus Wanka aus Schweinfurt erfolgte die Gründungsversammlung am 11. April 2006.

„Noch während der Sitzung konnten drei Gruppen mit je zehn Personen als Ausgabehelfer und Lebensmitteleinsammler gebildet werden“, vermerkte Auktor in der von ihm angelegten Chronik, in der auch weitere Meilensteine der Entwicklung verzeichnet sind: Beschaffung von Kühl- und Gefrierschränken, Beitritt zum Logistikverbund der Tafeln, um große Lieferungen zu erhalten, die Zusammenarbeit mit den MSP-Tafeln und der 2009 erfolgte Umzug in die ehemaligen Aufenthaltsräume für Zivildienstleistende des BRK in der Wernfelder Straße.

Wichtig sei beim Tafelgedanken die Spendenbereitschaft der Gesellschaft. Denn außer den 1,50 Euro, die jeder nachweislich Berechtigte pro Besuch entrichten müsse, habe die Tafel keine festen Einnahmen. Mit den bescheidenen finanziellen Mitteln werden Grundnahrungsmittel wie Reis, Nudeln oder Öl beschafft, die als Ergänzung zu den immer aktuell eingesammelten und nicht so lange haltbaren Waren ausgegeben werden.

In einigen Tagen wird Peter Auktor mehr Zeit haben, seine täglichen Spaziergänge durch den Wald weiter auszudehnen, oder wird öfter auf dem Tennisplatz anzutreffen sein. Seine Nachfolge ist geregelt, stellt er zufrieden fest. BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Schlott habe er zuerst von seinem Rückzug informiert. Dieser habe ihm mitgeteilt, dass der Leiter für Soziale Dienste des BRK Kreisverbandes, Florian Schüssler, die Aufgaben der Tafelleitung übernehmen wird.

Von den Mitarbeitern habe er sich auch schon per E-Mail verabschiedet, aber ganz wird er der Tafel nicht den Rücken kehren. „Ich lasse es ausklingen und helfe gelegentlich noch mit, wenn Not am Mann ist.“ Auktors Frau Marlene ist ebenfalls weiter aktiv dabei.

Zum Schluss ist es Peter Auktor ein besonderes Anliegen, sich bei allen Unterstützern, den Helferinnen und Helfern, den Gruppenleitern, Sortierern, Fahrern, Beifahrern, Entsorgern und allen anderen zu bedanken, die ohne jede Vergütung ehrenamtlich jahrelang für die Gemündener Tafel tätig waren und sind. Auktor wäre nicht der leidenschaftliche und erfolgreiche Tafel-Chef, wenn er nicht noch einmal darauf hinwiese, dass wieder dringend Helfer gesucht werden, egal für welchen Bereich. Und dass Spenden bei der Tafel immer willkommen sind.

Der neue Leiter der Gemündener Tafel, Florian Schüssler, ist unter Tel. (0 93 51) 50 81-20 oder E-Mail tafel-gem@kvmain-spessart.brk.de zu erreichen.

 
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