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LOHR
Der Bayerstürmer und seine ganz persönliche Farbenlehre
Black Day im Juli 1978: Ausverkauf des Modehauses Schneebacher in der Alten Turnhalle.
Foto: Karl Anderlohr | Black Day im Juli 1978: Ausverkauf des Modehauses Schneebacher in der Alten Turnhalle.
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 11.12.2019 16:45 Uhr

Schwarz ist die Farbe der beiden letzten Werktage dieser Woche. So zumindest wollten es die Geschäftsleute. Ich hab ja schwarz gesehen: „Black Days“ in Lohr? Großstadtgewusel in der Kleinstadt? Konkurrenten vereint im Alten Rathaus: Ob das läuft? „Lefft!“, sagte eine der Damen an der Kasse schon nach einer halben Stunde. Auf einen Schwung 33 Personen stürmten in die mit Waren vollgestopfte Markthalle, als um 10 Uhr die Tür geöffnet wurde. Schnäppchenjagd funktioniert auch noch 40 Jahre nach dem Sonderverkauf, den das Modehaus Schneebacher nach dem schwarzen Tag in der Geschichte Lohrs, der Gasexplosion hinterm Alten Rathaus, veranstaltete.

Ganz weiß im G'sicht, blass vor Neid werde ich allerdings als Mann: Kurzzeitig hab ich überlegt, ob vielleicht internationaler Frauentag ist. Frauen zuhauf, Männer Mangelware. Scho klar: Die Männer müssen um die Zeit noch schaffe. Und Hosen kaufen, das machen wir im Jahr nur einmal – und dann nicht im Alten Rathaus, vor alle Leut' hinterm Paravent. Vielleicht sollten se mal über einen schwarzen Männer-Einkaufstag nachdenken, so mit Motorsägen und Arbeitshosen, bequemen Freizeitklamotten und Laser-Zollstock. Gut: ein paar waren schon da. Von zweien aber weiß ich: Den einen hat seine Frau nur als Kleiderständer eingespannt und den anderen hat seine Frau geschickt: Nach „SM“ sollte er gucken. Nein, nicht nach Sadomaso oder Social Media, sondern nach Klamotten der Größe S oder M eben.

Rot geseh'n hab ich diese Woche, als ich eine Polizeimeldung gelesen hab': Da wird einer 15-Jährigen in der Wöhrde eine Handtasche im Wert von 1200 Euro gestohlen. Keine Frage: Diebstahl ist zurecht strafbar. Dafür hat's in meiner Kindheit noch a paar hinter die Löffel gebe. Aber die Zeiten sind ja nun vorbei. Jetzt laufen offenbar 15-Jährige mit Taschen rum, für die manche Werktätige einen Monat lang schuften. Selbst verdient hat sie sich das Mädel ja bestimmt nicht. Und dass sie jahrelang drauf gespart hat, wag ich zu bezweifeln. Naja, bleibt zu hoffen, dass sie nur gelogen hat und die angeblich sündhaft teure Tasche nur ein billige Plagiat war.

Womit wir bei der Farbe Grün angelangt sind. Grün steht ja für Hoffnung, Zuversicht. Grün ist auch die Wiese nördlich von Indramat. Zwar hat der Stadtrat vergeblich darauf gehofft, dass Rexroth dort einen Neubau für 700 Beschäftigte hinstellt. Dafür ist er jetzt, da die 18 000 Quadratmeter wieder zurückgekauft werden, guter Hoffnung, sie an andere Interessenten loswerden zu können. Sollte ein Kinderspiel sein angesichts des Gewerbeflächenmangels in Lohr.

Ja, wir können uns glücklich schätzen – auch wenn wir jetzt ein paar graue Tage hinter uns haben. Warum, fragt Ihr? Nun: Früher, da haben wir immer vom Goldenen Oktober geredet. Wenn Ihr an diesem Wochenende in den Wald guckt, dann werdet Ihr feststellen: Heuer haben wir auch einen Goldenen November. Ich kann mich nicht erinnern, dass das Blattwerk sich jemals so lange gehalten hat, wie in diesem Jahr. Also: Genießt die gold'nen Zeiten und das gold'ne Wochenende, wünscht Euch Euer Bayerstürmer (rp)

Black Days am Freitag im Alten Rathaus Lohr: Am Samstag geht's weiter.
Foto: Roland Pleier | Black Days am Freitag im Alten Rathaus Lohr: Am Samstag geht's weiter.
 
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