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LOHR
Der Bayerstürmer und die Kunst des Lobens
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:37 Uhr

Der Löhrer an sich neigt ja zum Mosern. Gut, ich bin auch ein Löhrer, mecker auch gern rum. Aber glaubt nicht, dass es anderswo anders ist. Braucht nur nach Hädefeld zu schau'n, wo ein Volksaufstand den nächsten jagt. Ich sag nur: Disco, Mainbrücke, Krankenhaus – und jetzt die Parkplätze am Mainkai.

Manchmal reiß ich mich aber auch am Riemen und denk mir: Schau doch mal, was an unserem Städtle schön ist. So schön, dass immer mehr Radler hier Station machen. Die Päärlich sind mir ehrlich gesagt auch lieber als die Schwärme von Touristen, die von Bussen ausgespuckt werden. Man merkt schon: E-Bikes verändern die Welt – und ein bissle auch unser Städtle. Hab gehört, dass die Lieferanten gar nicht mehr nachkommen mit der Produktion.

Und bunt ist die Stadt – dem Bauhof sei Dank! Wildblumenwiesen, wie die Blumenfelder in den Stadteingängen und die Blütensäulen am ZOB täglich gegossen: Es ist wieder mal eine Pracht!

Da freut sich auch die Brunnenfigur vor dem Freibad. Ganz und gar kahl war es rings um die Skulptur von unserem Amrheins Hermann, als sie vor zwei Jahren dorthin verpflanzt wurde. Jetzt badet die hübsche Maid mit dem Wasserkrug förmlich in einem Blumenmeer. Auf dergleichen muss das Wittstadt'sche Wittchen vor der Stadthalle zwar verzichten. Dafür dürfte diese Bronze-Statue aber die am häufigsten besuchte und fotografierte in der ganzen Stadt sein.

Anderen Figuren in dieser Ecke geht's scheinbar nicht ganz so gut: Der Eisengießer zum Beispiel fängt an, vor sich hinzurosten. Eine Schande ist das, schimpfen die einen. Der braucht einen neuen Anstrich, sagen andere. Ist der überhaupt gestrichen? Oder täte es da eine Drahtbürsten-Behandlung? Ich weiß es nicht. Positiv, wie ich halt manchmal auch bin, setz' ich jetzt einfach mal was dagegen: Rost ist geil! Seht euch doch mal um, wie viele Leute ihre Gärten mit verrosteten Zierrat vollstopfen. Die zahlen auch noch Geld für ihren Rost-Nippes. Der Eisengießer, schon mehrfach versetzt, punktet halt mit seiner in 27 Jahren erworbenen Patina.

Der bärtige Moenus vor dem Kindergarten am Seeweg tut mir leid. Die Fußgänger sehen ihn nur von hinten, die Autofahrer nur aus dem Augenwinkel im Vorbeifahren. Zugewachsen ist er zum Glück nicht mehr, vom Fleck gekommen aber auch nicht: Dass er 2011 auf den neuen Kreisel gestellt wurde, war nur ein Aprilscherz. Der arme Kerl sei zu klein für das große Runde, sollen die Stadträte ihn kleingeredet haben. Ich finde: Mittendrin könnte er wenigstens von allen Seiten her bewundert werden. Und schon wär unser Städtle noch schöner, als es ohnedies schon ist.

Das wünscht sich heute Euer Bayerstürmer (rp)

Würde sich gut auf dem großen Kreisel am ZOB machen, meint der Bayerstürmer: der Flussgott Moenus von Richard Rother.
Foto: Roland Pleier | Würde sich gut auf dem großen Kreisel am ZOB machen, meint der Bayerstürmer: der Flussgott Moenus von Richard Rother.
 
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