
Das Hallenbad Maradies verabschiedet sich heute, Donnerstag, von den Schwimmgästen mit einer Abschiedsparty. 2011 wird es nach 35 Jahren abgerissen. Bevor Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder die Pforten schließt, haben alle Besucher von Bad und Sauna zwischen 10 und 22 Uhr freien Eintritt. Die Party findet von 18 bis 22 Uhr statt.
Das Maradies – ein Rückblick auf seine 35-jährige Geschichte: Bei seiner Eröffnung 1976 war das Bad Maradies nur ein Hallenbad mit Sauna. Erst 1983 kam das Freibad hinzu und 1998 die neue Saunalandschaft, nachdem die alte Sauna abgebrannt war. In den Jahren 2000 und 2001 konstatierten Experten, dass das damals 25 Jahre alte Hallenbad in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig war. Eine Generalüberholung des Freibads wurde zurückgestellt.
Ein Marktheidenfelder Architekturbüro erstellte daraufhin eine Planung. Die Kosten lagen – ohne Freibad – bei stolzen acht Millionen Euro. Da dies für die Stadt eine immense Investition bedeutete, zog sie die Kooperation mit einem privaten Betreiber in Erwägung.
2003 trat die Kristallbäder-Gruppe der Familie Steinhart mit einem Angebot an die Stadt heran, ein neues Bad zu bauen. Von einer Bausumme von etwa 18 Millionen Euro sollte die Stadt zwölf Millionen Euro finanzieren; die restlichen sechs Millionen Euro sowie Zins und Tilgung wollte die Bäder-Gruppe übernehmen.
Bürger sagen zweimal Nein
Daraus wurde nichts: Bei einem Bürgerentscheid, angestoßen von der Bürgerinitiative „Besorgte Bürger“, sagten am 25. April 2004 rund 72 Prozent der Bürger Nein zu den Plänen, die die Stadtratsmehrheit befürwortet hatte.
2006 legte der Stadtrat Eckpunkte fest, die für die Zukunft des Bades Maradies maßgeblich sein sollten: Die Baufinanzierung und das jährliche Bad-Defizit wurden auf die Summe von 900 000 Euro begrenzt. Unterstützung suchte die Stadt bei einem privaten Partner. In einem europaweiten nichtöffentlichen PPP-Verfahren (private und öffentliche Partnerschaft) wurde die Stuttgarter Interspa-Gruppe als bester Anbieter ermittelt. Das neue Marktheidenfelder Schwimmbad sollte nach den Vorstellungen des Unternehmens in die Bereiche Sauna, Therme, Familienbad (Halle) und Freibad unterteilt werden.
Der Stadtrat befürwortete das insgesamt rund 25 Millionen Euro teure Interspa-Konzept für Neubau und Betrieb eines Bades mit dem Namen Wonnemar am 14. Februar 2008. Zugleich entschloss er sich in einem Ratsbegehren, den Bürgern das letzte Wort zu überlassen. Am 13. April 2008 fiel ein erneuter Bürgerentscheid denkbar knapp aus: Mit einer Mehrheit von 17 Nein-Stimmen lehnten die Marktheidenfelder das Bad in der geplanten Form ab. In seiner Analyse kam der Stadtrat zu der Einschätzung, dass das Konzept vor allem wegen fehlender Attraktionen im Freibad gescheitert sei.
Ein Jahr nach dem herben Rückschlag, im Juli 2009, setzte der Stadtrat genau an diesem Punkt an. Alle Fraktionen waren sich einig: Damit die Bürger Gefallen am neuen Bad finden können, sollte der Spaßfaktor für Jugendliche und Familien größer geschrieben werden. Die gescheiterte Interspa-Gruppe kündigte an, ihr Konzept nachzubessern.
Zuschlag für Interspa
Wie auch weitere Konkurrenten reichte sie bis Ende Oktober 2009 ihre veränderten Pläne einreichen. Nach weiteren Verhandlungen entschied sich der Stadtrat am 22. Juli 2010 wieder für Interspa und einen Badneubau mit Gesamtkosten von rund 16 Millionen Euro. Der Vertrag wurde am 23. August 2010 notariell beurkundet. Darin verpflichtet sich die Stadt, für 30 Jahre mit jährlich 840 000 Euro für die Darlehen gerade zu stehen. Der Abriss des Hallenbads und der Sauna findet 2011 statt; der anschließende Neubau zieht sich bis Ende 2012 hin.
ONLINE-TIPP
Viele Bilder aus der Geschichte des Bades Maradies finden Sie im Internet: mainpost.de/lokales/main-spessart