Auch der rund 180 Hektar umfassende Gemeindewald von Thüngen leidet massiv unter der aktuellen Problematik: Borkenkäferbefall, Eschentriebsterben, Rußrindenkrankheit sowie Trockenstress bei Eiche und Buche. Beim herbstlichen Waldbegang des Marktgemeinderats im Unterholz stellte der Förster Werner Trabold die Situation anschaulich dar und erörterte die Möglichkeit gegenzusteuern.
Einen kleinen Vorteil hat der Thüngener Wald: die Gemeinde hat seit vielen Generationen stärker als andere auf Laubbäume gesetzt. Obwohl die dortigen Standortbedingungen eigentlich für die Buche prädestiniert sei, wurde die Eiche stark gefördert und macht nun rund 70 Prozent des Laubholzbestands aus. Die Eiche, so Trabold, verträgt die gegenwärtige Trockenheit besser, aber am Südrand des "Unterholzes" gibt es auch massive Schäden, weil hier der Kalklehmboden wenig Wasser halten kann.
Ernste Belastungen sind im Jahr 2019 durch den Schwammspinnerbefall entstanden. Weil im Bereich des Waldrands wegen des dortigen Wasserschutzgebietes keine Spritzaktion möglich war, gab es hier teilweise totalen Kahlfraß durch den Schädling. In diesem Jahr hat glücklicherweise der kühle Mai die Entwicklung der Raupen massiv behindert, so dass kaum Fraßschäden auftraten.
Totalausfall auf 2,5 Hektar
Das ganze Ausmaß des Borkenkäferbefalls sahen die Marktgemeinderäte am Rand des "Seliggrabens". Hier gab es einen Totalausfall auf einer Fläche von 2,5 Hektar, auf der Trabold sämtliche Fichten als Schadholz entnehmen lassen musste. Noch in diesem Jahr will er aber mit der Wiederaufforstung beginnen und 10 000 neue Pflanzen setzen. Die Frage nach der richtigen Baumart kann er aber nicht endgültig beantworten: "Wir experimentieren im Augenblick", sagte er, denn es fehle an Erfahrungen mit anderen Baumarten. So soll hier ein Mix von Buchen und Edellaubhölzern wie Flatterulme, Vogelkirsche und sogar mit der amerikanischen Sequoia, dem Riesenmammutbaum gesetzt werden. Da durch die kurzfristigen Arbeiten die Arbeiter des Bauhofs stark belastet werden, sucht die Gemeinde hier dringend Helfer, die sich auch tageweise beim Bürgermeister melden können.
Eine Antwort auf das Baumsterben hat die Gemeinde Thüngen aber schon vor 15 Jahren gegeben, als am westlichen Rand, an der Straße nach Heßlar ein ehemaliger Ackerstreifen als Waldstück angepflanzt wurde. Der bunte Mix aus Speierling, Spitzahorn, Winterlinde, Hainbuche und anderen ließ sich zwar wegen mäßiger Bodenverhältnisse und der exponierten Lage durchaus etwas Zeit mit dem Wachsen, ist aber mittlerweile zu einem schönen Wäldchen herangereift.
Brennholzpreise neu festgesetzt
Im Anschluss an den Waldbegang stellte Förster Trabold dem Gemeinderat die Zahlen rund um den heimischen Forst vor. Im Jahr 2019 habe es – wohl zum letzten Mal – einen schönen Gewinn in Höhe von rund 20 000 Euro gegeben, schon in diesem Jahr rechnet er mit einem Verlust von 8000 Euro. Schuld sind hier natürlich hauptsächlich die finanziellen Verwerfungen rund um das Käferschadholz. Während dieses 2018 noch 25 Prozent des Hiebs ausmachte, verdoppelte er sich ein Jahr später und liegt jetzt bei 83 Prozent der Endnutzung.
Im Forstbetriebsplan für 2021 ist ein Hiebsatz von 1240 Festmetern eingeplant, wobei auf die Buche 20 und die Eiche 190 Festmeter entfallen; wie realistisch der Ansatz von 1000 Festmetern für die Fichte sein wird, hängt vom Ausmaß des Käferbefalls im nächsten Jahr ab.
Auf Anraten des Försters setzte der Gemeinderat die Brennholzpreise neu fest. Ein fertig aufgesetzter Ster kosten jetzt 75 Euro, selbst zu verarbeitendes Langholz ist für 37,50 Euro zu haben.